Freezers-Sieg nützt wenig: Knirschen auf dem Eis

Hamburg Freezers spielen in der laufenden DEL-Saison nur tristes Mittelmaß. Daran ändert auch ein 3:0-Sieg gegen den Lieblingsgegner Schwenningen wenig.

Hamburg siegt mit 3:0. Freezers-Torschütze Sean Sullivan (mit der Nummer 37) jubelt. Foto: nordphotoxWitke/imago

HAMBURG taz | Wollte man die Misere der Hamburg Freezers veranschaulichen, war am Freitag eine passende Szene rasch gefunden: Da spielte der Hamburger Eishockeyclub bei den Kölner Haien (1:3), das Spiel war als reichlich wichtig herausgestellt worden, aber bereichert wurde da vor allem das Kuriositätenkabinett der Freezers-Torhüter um einen weiteren Auftritt. Diesmal durfte Dimitrij Kotschnew sein Glück versuchen, den Coach Serge Aubin vor einer Länderspielen geschuldeten DEL-Pause auf die Tribüne verbannt hatte. Er versuchte es also – ohne Erfolg.

Nach einer von den Schiedsrichtern angezeigten Strafe gegen den Kölner Alexander Sulzer glitt der Keeper zur Ersatzbank, um sich gegen einen sechsten Feldspieler auswechseln zu lassen. Im Eishockey entsteht dadurch eine 6:5-Überzahlsituation – solange, bis ein Spieler des Gegners, gegen den eine Strafe angezeigt worden war, an den Puck kommt. Dann pfeifen die Schiedsrichter sofort ab und die Zwei-Minuten-Strafe wird vollzogen. Man könnte also von einer Vollkasko-Situation sprechen – eigentlich.

Am Freitag nämlich fingen die Hamburger sich dennoch ein Gegentor ein: Ein über Bande gespielter Rückpass von Jerome Flaake schlitterte ins eigene Tor. Der Treffer wurde Kölns Torhüter Gustaf Wesslau zugesprochen, der etliche Sekunden früher als Letzter der Haie den Puck berührt hatte: Im Eishockey gibt es keine Eigentore.

Klar: Von den Kölner Zuschauern gab es reichlich Hohn und Spott. Das sind die Hamburger gewohnt: In dieser Saison spielen sie nur tristes Mittelmaß. War ursprünglich Platz sechs als Minimalziel ausgegeben worden, ist das längst überholt. Inzwischen wäre es schon ein Erfolg, wenn die Pre-Play-offs erreicht würden: eine vorgezogene K.O.-Runde für jene Teams, die nach den 52 Spielen der Hauptrunde die Plätze sieben bis zehn belegen. Wer hier gewinnt, zwei Mannschaften, ziehen in die Play-offs ein. Und die Hamburg Freezers stehen kurz vor dem Scheitern. Immerhin gab es am Sonntag ein 3:0 gegen Lieblingsgegner Schwenninger Wild Wings. Dadurch stehen sie mit jetzt 65 Punkten auf dem 10. Tabellenplatz.

Sechs Spiele stehen noch aus, vier davon auf eigenem Eis – gut für ein Team wie die Freezers, zu deren vielen Problemen auch Auswärtsschwäche zählt: Von acht Partien in der Fremde gingen zuletzt sieben verloren. Hinzu kommt, dass es der Offensive an Durchschlagskraft fehlt, dass auch die durchaus vorhandenen Top-Stars des Teams zu selten ihre Leistung abrufen. Zu allem Überfluss fällt Kapitän Christoph Schubert wegen einer Ellenbogen-OP für mehrere Wochen aus.

Das größte Problem ist aber die Sache mit dem Tor. Trainer Aubin, seit September 2014 für die Freezers verantwortlich, lässt die Hüter munter rotieren. Mal sitzt Kotschnew auf der Tribüne, dann steht er wieder auf dem Eis, weil auch Sébastien Caron und Cal Heeter nicht zum Rückhalt taugen.

Aubin, für den Hamburg die erste Trainerstation ist, wurde zuletzt nach dem 2:5 bei den Eisbären Berlin heftig von Meistertrainer Hans Zach kritisiert, bei jenem Spiel TV-Experte: „Die Führung in Hamburg ist zu schwach“, urteilte Zach. „Die Torhüter brauchen Selbstvertrauen und dürfen nicht das Gefühl bekommen, nach einem Fehler draußen zu sein. Da stimmt es vorne und hinten nicht.“

Sechs Spiele stehen noch aus, vier davon auf eigenem Eis – gut für ein Team, zu dessen vielen Problemen auch Auswärtsschwäche zählt

Sportchef Stéphane Richer hatte zuvor die Bringschuld bei den Torleuten gesehen: Man brauche einen, „der uns drei, vier Spiele gewinnt“. Was Kotschnew in der Hamburger Morgenpost so konterte: „Bei Forderungen, dass einzelne Spieler Partien gewinnen sollen, muss ich mich übergeben. Eishockey ist ein Mannschaftssport. Es wäre fahrlässig, sich einzelne Spieler rauszusuchen.“ Es knirscht also bei den Freezers. Darunter leidet Aubins Autorität. Immer wieder unterstreicht der 40-Jährige: „Wir arbeiten hart und werden dafür belohnt.“ Es klingt wie ein Mantra.

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