Französische Sexismus-Gegnerin Bachelot: Die Frau, die laut Nein sagt

17 Ex-Ministerinnen haben ein Manifest gegen Sexismus in Frankreichs Politik publiziert. Roselyne Bachelot war eine der Ersten, die unterschrieben.

Roselyne Bachelot sitzt auf einer Tribüne, neben ihr steht Nicolas Sarkozy

„Nichts ist so gleichermaßen verbreitet unter den Parteien wie der Sexismus“, sagt Roselyne Bachelot Foto: imago/PanoramiC

PARIS taz | Der Skandal um den grünen Vizechef der Nationalversammlung, Denis Baupin, der von mehreren Kolleginnen der sexuellen Aggression und Belästigung beschuldigt wird, hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Französische Frauen in der Politik wollen nicht länger schweigen. 17 ehemalige Ministerinnen aus allen Lagern haben ein Manifest gegen den männlichen Sexismus in politischen Kreisen publiziert, um das ungeschriebene Gesetz des Schweigens aus Scham zu brechen. „Die Straflosigkeit ist zu Ende“ verkündet dieses Manifest.

Erstunterzeichnerin ist die frühere Ministerin und Abgeordnete Roselyne Bachelot. Wie die anderen Politikerinnen spricht sie aus leidiger Erfahrung. Sie protestiert gegen die Reaktion gewisser Kollegen, die das Problem verharmlosen oder meinen, so etwas komme nur bei den „anderen“ vor. „Nichts ist so gleichermaßen verbreitet unter den Parteien wie der Sexismus“, unterstreicht sie. Und darum müssten die Frauen solidarisch sein und, wenn nötig, ein Exempel statuieren.

Als im Parlament einer ihrer konservativen Parteikollegen während der Rede von Ministerin Ségolène Royal in den Saal schrie „A poil!“ (was so viel bedeutet wie „Ausziehen“), hatte Bachelot den sexistischen Rüpel am Kragen gepackt und ihm ins Gesicht geschleudert: „Verstehst du nicht, dass du auch mich beleidigst, wenn du sie beschimpfst?“ Bisher wurden solche Vorfälle in allen Parteien beschämt oder gar belustigt als „Anekdote“ unter den Teppich gekehrt.

Bachelot (69) hat die Politik an den Nagel gehängt. Sie war schon vorher auf Distanz zu ihrer Partei gegangen, in der sie bei der Homo-Ehe gegen den Strom schwimmen musste und deswegen mit sexistischen Anspielungen angefeindet wurde. Heute ist Bachelot vor allem aus Talkshows bekannt, wo sie gern mit frechen Sprüchen provoziert.

Weil sie selbst alles andere als prüde ist, besteht sie auf den kleinen, aber wichtigen Unterschied: „Wenn eine Frau nein sagt, dann heißt das nein!“ – was offenbar zahlreiche Politiker von links und rechts noch immer nicht begriffen haben. Zusammen mit den 16 anderen Exministerinnen gibt sie diesen gern den nötigen Nachhilfeunterricht.

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