Frankreichs führender rechter Clan: Nicht mehr in Opas Namen

Marion Maréchal-Le Pen möchte künftig nur noch Madame Maréchal genannt werden. Schert sie damit aus dem Front-National-Lager aus? Wohl kaum.

Marion Maréchal-Le Pen hat fast den Kopf auf ihre Arme gestützt und lacht in Richtung eines Mannes

2015 lachte sie noch in der Nationalversammlung. Heute privatisiert sie – womöglich nicht für immer Foto: reuters

BERLIN taz | Marine Le Pen, die Chefin des rechtsextremen Front National, will bekanntlich ihre Partei umbenennen – in Rassemblement National. Ihr Kalkül: Der neue Name würde in den Ohren der Französ*innen weniger martialisch und faschistisch klingen und ihr bei der Präsidentschaftswahl 2022 jene Stimmen bescheren, die ihr beim letzten Mal gegen den jetzigen Amtsinhaber Monsieur Macron noch fehlten.

Die Umbenennung ist noch nicht durch die Parteigremien, da prescht Le Pens Nichte und innerparteiliche Rivalin Marion Maréchal-Le Pen an Marine vorbei und benennt sich gleich selbst um: Künftig will sie nur noch mit Madame Maréchal angesprochen werden. Ihren Twitter-Account hat sie dementsprechend schon geändert. Maréchal-Le Pen zog sich im Übrigen im vergangenen Jahr vorläufig aus der Politik zurück, sie legte ihr Mandat in der französischen Nationalversammlung nieder.

Gegenüber den Medien erklärte die 28-Jährige nun, sie würde sich für den Namen Le Pen keineswegs schämen, dieser sei aber exklusiv an ihre politische Tätigkeit gebunden.Tatsächlich hatte sie den Namen ihrer Mutter erst 2010, als sie ihre Karriere begann, angenommen. Dieser öffnete ihr die Tür als eigentliche politische Erbin ihres Großvaters und Front-National-Gründers Jean-Marie Le Pen. Während ihres Aufstiegs in der Parteihierarchie stand sie ihm politisch stets näher als ihrer Tante, die nach Marions Meinung in Sachen Homosexualität, Abtreibung und Migration noch viel zu liberale Standpunkte einnahm.

Stellt sich also die Frage: Ist der Namensabwurf nun weniger ein Affront gegen den Opa (der gleichwohl darüber traurig ist) als vielmehr gegen Marine Le Pen (die ihren Nachnamen voraussichtlich nicht entsorgt) und deren andauernden Weichmacherkurs? Maréchal will zwar im Augenblick nur Geschäftsfrau sein, eröffnet aber gerade in Lyon eine politische Akademie für die harte Rechte und es kann vermutet werden, dass sie als Marschall im baldigen Grabenkampf um die kommende Präsidentschaftskandidatur erst ihre Tante meuchelt, um dann schließlich als upgedatete Jeanne d'Arc gegen Macron ins Feld zu ziehen.

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