Frankfurter Buchmesse 2015: Herrliche Hysterie

Siechende Intellektualität? Arme Schweizer? Gedanken zur Frankfurter Buchmesse vom 14. bis 18. Oktober 2015.

Bedrucktes Papier, knallbunt, mit Leserin – Buchmesse Frankfurt/Main Bild: reuters

Die Zweifel sind immer wieder da. Inszenierung oder Wirklichkeit? Vielleicht ist das auch die völlig falsche Frage und sowieso egal, weil die Inszenierung ja auch eine Realität erzeugt. Und umgekehrt vielleicht auch.

„Alles wird auch in diesem Jahr so sein wie immer, wie vor 20 Jahren“

Aber irgendwie anachronistisch scheint sie schon, diese Feier des Papiers und des Geistes. Klar, alle reden von Wissensgesellschaft, und gehört da nicht auch Papier und Geist dazu?

Ideologiekritiker behaupten, Wissensgesellschaft sei bloß die beschönigende Bezeichnung und Verschleierung des Umstands, dass Bildung und Intellektualität zunehmend abgeschafft werden.

Vielleicht ist deshalb alles so groß und laut und schrill auf der Buchmesse in Frankfurt am Main (14.10.-18.10.2015), also irgendwie hysterisch. Dazu passt auch die Leere danach, wenn alles vorbei ist – Hysterie und Leere gehören unbedingt zusammen.

Das Programm finden Sie hier. Erleben Sie unsere Lesungen und Buchgespräche auf der Leseinsel der unabhängigen Verlage in Halle 4.1.

Erstaunlich, all die großen Laster, vielen Paletten, die riesigen Aufbauten und vielen grauen Kostüme, wie sie sich aus den Flugzeugen und Zügen in die Stadt ergießen, die ausgebuchten Hotels und ausgelassenen Partys. Und das viele Papier. Niemand redet über das E-Book oder die Angst davor.

Am 13.10.2015 erscheint die Literataz. Unsere Redakteure stellen Neuerscheinungen vor und werfen einen Blick auf die Buchmesse.

Alles wird auch in diesem Jahr so sein wie immer, wie vor 20 Jahren. Nur ein paar weniger Aussteller werden kommen. Ein paar Schweizer mögen fehlen. Können sich die Messe nicht mehr leisten. Das haben sie jetzt davon, dass sie den Euro nicht haben. Auch irgendwie gerecht.

Aber die taz wird da sein, wie immer. Wir, die wir nach Frankfurt anreisen, freuen uns alle. Wir erzählen, was war oder auch nicht war. Und du, Schweiz, du kannst dich gehackt legen.

TANIA MARTINI

Tania Martini, 42, taz-Literaturredakteurin und taz-Vorständin, liebt Frankfurt am Main und die Buchmesse. Seit 20 Jahren pilgert sie Jahr für Jahr zu diesem Ereignis – für die taz seit sieben Jahren.