Folge von Krieg und Krisen: 13 Millionen Kinder ohne Schulbildung

Ein Bericht von Unicef zeigt, dass 40 Prozent der Kinder in fünf Krisenstaaten nicht zur Schule gehen können. Die Folgen sind oft Flucht oder der Beitritt zu Milizen.

Syrische Kinder sitzen in einem Klassenraum einer Schule im Libanon.

Syrische Flüchtlingskinder in einer öffentlichen Schule im Libanon. Doch auch in den Nachbarländern haben viele Jungen und Mädchen aus Syrien schlechte Bildungschancen. Foto: ap

AMMAN afp/ap | Vier von zehn Kindern in fünf großen Konfliktländern gehen laut Unicef nicht zur Schule. Wie das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen am Donnerstag erklärte, erhalten damit schätzungsweise 13,7 Millionen Minderjährige im Schulalter in Syrien, Libyen, im Irak, Jemen und Sudan keine Bildung. Insgesamt leben in den krisengebeutelten Ländern laut Unicef rund 34 Millionen Kinder und Jugendliche.

Zum Vergleich: Im Jahr 2010 gingen einer Sprecherin zufolge sieben bis acht Millionen Kinder nicht wie in ihrem Alter vorgesehen in die Schule. Die momentanen 13,7 Millionen Kinder setzen sich laut dem Report zusammen aus 2,7 Millionen Syrern, 3 Millionen Irakern, 2 Millionen Libyern, 3,1 Millionen Sudanesen und 2,9 Millionen Jemeniten.

Angesichts dieser Zahlen in dem Bericht „Education Under Fire“ warnte das Hilfswerk, dass sich die Lage in den Staaten durch diese Entwicklung weiter verschlechtern könnte. Der Entschluss, sich Milizen anzuschließen, könne dadurch ebenso zunehmen wie Flüchtlingsströme ins Ausland. Sollte sich die verheerende Situation weiter verschlimmern, könnte der Wert der betroffenen Kinder ohne Schulbildung in den kommenden Monaten auf 50 Prozent ansteigen, wie der Regionalchef der UN-Behörde, Peter Salama, der Nachrichtenagentur AP sagte.

„Wir stehen kurz davor, eine Generation an Kindern in dieser Region zu verlieren“, sagte Salama. Sollte die Weltgemeinschaft jetzt nicht handeln, werde sie die Konsequenzen bereuen. Unicef benötige in diesem Jahr zusätzliche 300 Millionen Dollar (rund 270 Millionen Euro), um mehr Kindern Zugang zu Bildung ermöglichen zu können. Für die Bildungshilfe für vertriebene Syrer habe das Kinderhilfswerk 2015 bislang rund 140 Millionen Dollar bekommen – nur knapp 40 Prozent der erbetenen Summe für das Jahr.

50.000 syrische Lehrer können nicht arbeiten

Der Unicef-Bericht schildert die verheerende Situation für Kinder in den Konfliktgebieten. Beinahe 9.000 Schulen in Syrien, im Irak, im Jemen und in Libyen sind demnach entweder durch Kämpfe zerstört worden, dienen nun als Unterkunft für Vertriebene oder als Kommandozentrale für Kämpfer. In Syrien und im Jemen könne jede vierte Schule nicht mehr als Bildungseinrichtung benutzt werden. 50.000 syrische Lehrer könnten nicht mehr ihrer Arbeit nachgehen.

Salama sagte weiter, ein Mangel an Bildungszugang begünstige die zunehmend verzweifelten Versuche von Asylsuchenden aus dem Nahen Osten, Europa zu erreichen. Bildungsferne Kinder seien zudem anfälliger für eine Rekrutierung durch Milizen.

Der mit Abstand größte Teil der rund vier Millionen syrischen Flüchtlinge halte sich in den Nachbarländern Libanon, Jordanien, Irak und Türkei auf. Diese bemühten sich mit Unterstützung von Unicef, die Kinder in die Schule zu bringen. Trotzdem habe dort mehr als die Hälfte der Mädchen und Jungen keine Chance auf Bildung.

„Die zerstörerischen Folgen von Konflikten bekommen Kinder in der ganzen Region zu spüren“, erklärte Salama. „Nicht nur Schulen liegen in Trümmern, sondern auch die Träume und Zukunftsaussichten einer ganzen Generation von Schulkindern.“

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