Fördertöpfe für Ökostrom: Bayern erneuert am meisten Energie

Endlich Nettoempfänger! Der Freistaat kassiert Milliardenüberschüsse aus dem Fördertopf für Erneuerbare. Im Norden und Osten zahlt man drauf.

Besonders die vielen Photovoltaik-Anlagen bescheren Bayern Milliardenüberschüsse. Bild: Bild: reuters

FREIBURG taz | Überdurchschnittliches Engagement für die erneuerbaren Energien kann Geld ins Land bringen. Das belegt erneut eine Statistik des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW): Besitzer von Ökokraftwerken in Bayern bekamen im vergangenen Jahr rund 3,5 Milliarden Euro aus dem Fördertopf, der aus der Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gespeist wird.

Zugleich bezahlten die Bayern aber nur 2,3 Milliarden Euro in diesen Topf ein, da die EEG-Umlage eines jeden Bürgers sich am persönlichen Stromverbrauch bemisst. „Im Saldo verblieb ein Überschuss von rund 1,2 Milliarden Euro“, bilanziert nun der BDEW, der eine ähnliche Statistik schon im Vorjahr erstellt hatte.

Während Bayern seinen Überschuss vor allem dem intensiven Ausbau der Photovoltaik verdankt, macht sich bei den weiteren Nettoempfängern von EEG-Geldern vor allem die Windkraft bemerkbar: Auch in Schleswig-Holstein, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern erhalten Anlagenbetreiber mehr Geld aus dem EEG-Topf als die Bürger des Landes einzahlen.

Am unteren Ende der Statistik steht Nordrhein-Westfalen, das mit 3,1 Milliarden Euro aufgrund seiner hohen Einwohnerzahl am meisten in den EEG-Topf einzahlt, aber relativ wenig Ökokraftwerke betreibt und mit 1,3 Milliarden entsprechend wenig Auszahlung erhält. Somit erzielt NRW ein Defizit von 1,8 Milliarden Euro.

Auf den Plätzen zwei und drei der Nettozahler folgen Hessen und Baden-Württemberg. Im Vergleich zu 2011 haben sich die Zahlen kaum verändert. Bayern hat lediglich seinen Vorsprung noch etwas ausgebaut, Nordrhein-Westfalen ist weiter zurückgefallen, Baden-Württemberg hat etwas aufgeholt.

" Solche Statistiken sind immer auch Stimmungsmache"

Zwar stellt der BDEW in seiner Bilanz einen Bezug zum Länderfinanzausgleich her, doch faktisch dokumentieren die Zahlen lediglich, in welchen Bundesländern viel Ökostrom erzeugt wird – und nicht, wer am Ende das Geld dafür bekommt. Denn auch Bürger aus Nordrhein-Westfalen sind an Windparks in Niedersachsen beteiligt und Berliner an Solarparks in Bayern. Gleichwohl könnte die Statistik geeignet sein, bei den realen oder vermeintlichen Nettozahlern die Kritik am EEG zu stärken.

„Solche Statistiken sind immer auch Stimmungsmache“, sagt Felix Christian Matthes, Energieexperte am Öko-Institut. Interessant seien sie trotzdem: „Ich bin immer für Transparenz“, sagt er. Die Zahlen trügen auch dazu bei, politische Positionen der Landesregierungen zu erklären.

Deutlich wird in der Statistik des BDEW allerdings auch, in welchem Ausmaß die Bürger heute hinter dem Ausbau der erneuerbaren Energien stehen: Im Jahr 2011 hat die Zahl der Ökostromanlagen die Millionenschwelle überschritten. Der größte Anteil davon entfällt auf die heute rund 1,1 Millionen Solarstromanlagen, von denen die weitaus meisten auf privaten Wohngebäuden installiert sind.

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