Flüchtlingshilfe im Mittelmeer: Tausende Bootsflüchtlinge gerettet

Am Wochenende wurden mehr als 7000 Bootsflüchtlinge gerettet – so viele wie noch nie. Sie erreichten Italien und Griechenland. Zehn Menschen starben.

Flüchtlinge landen im italienischen Hafen Reggio Calabria. Bild: ap

ROM dpa | Nach der Rettung von mehr als 7000 Bootsflüchtlinge im Mittelmeer am Wochenende haben die ersten Migranten Italien erreicht. Schiffe der Marine und Küstenwache mit Hunderten Menschen an Bord kamen am Montag im Süden des Landes an. Die Menschen sollten zunächst in Aufnahmelager in der Nähe der Häfen gebracht und dann weiterverteilt werden. An Bord eines Schiffes kam in der Nacht zum Montag ein Baby zur Welt, wie die italienische Marine mitteilte. Die Mutter und das kleine Mädchen seien wohlauf, hieß es.

Allein unter der Führung der italienischen Küstenwache wurden am Wochenende 6551 Menschen gerettet - so viele wie nie zuvor. Die griechische Küstenwache meldete am späten Sonntagabend außerdem, sie habe binnen 72 Stunden in der Ägäis 1110 Migranten gerettet.

Mindestens zehn Menschen kamen nach Angaben der Küstenwache bei den Rettungseinsätzen am Wochenende ums Leben. Sie starben an Erschöpfung oder ertranken im Meer bei dem Versuch, die Retter zu erreichen. Die Marine teilte am Montag mit, sie habe zwei tote Migranten auf einem Schiff gefunden.

Am Wochenende musste die italienische Küstenwache nach Angaben vom Montag zu insgesamt mehr als 30 Rettungseinsätzen ausrücken. In der sizilianischen Hafenstadt Pozzallo kamen am Montag 870 Menschen an, im kalabrischen Reggio Calabria 779. Weitere Boote mit Hunderten Menschen an Bord waren unterwegs nach Italien.

Überfüllte Aufnahmelager

Zwei Bundeswehrschiffe, die zur Seenotrettung für Flüchtlinge im Mittelmeer eingesetzt werden sollen, trafen auf der Mittelmeerinsel Kreta ein. Die Fregatte „Hessen“ und das Versorgungsschiff „Berlin“ sollen dort bis Dienstag mit Hilfsmitteln beladen werden, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin mitteilte. Auch Personal werde den Angaben zufolge mit an Bord genommen.

Welches Seegebiet die Schiffe genau anlaufen, sei noch ebenso ungeklärt wie die Frage, ob sie Teil der Operation „Triton“ unter dem Dach der EU-Grenzschutzagentur Frontex sein werden. Bei einem EU-Sondergipfel zur Flüchtlingspolitik hatten die EU-Staats- und Regierungschefs kürzlich einen Ausbau der Seenotrettung und die Bekämpfung der Schleuser beschlossen.

Auch in Griechenland kamen Hunderte gerettete Migranten an, die auf die Inseln Lesbos, Chios, Farmakonisi, Samos und Kos gebracht wurden, wie die Küstenwache mitteilte. In Griechenland sind die Aufnahmelager ebenso überfüllt wie in Italien, das besonders von der Flüchtlingsproblematik betroffen ist und seit langem mehr Hilfe der anderen EU-Staaten fordert. „Das was wir in diesen Tagen sehen ist eine Sache biblischen Ausmaßes“, sagte Carmelo Barbagallo, Chef der Gewerkschaft Uil. „Die Immigration muss auf europäischer Ebene, vielleicht auch mit Hilfe der UN, angegangenen werden.“

Auch das vermutlich schlimmste Flüchtlingsdrama im Mittelmeer mit rund 800 Toten vor zwei Wochen schreckt die Menschen nicht ab. Tausende Migranten machen sich derzeit bei gutem Wetter und ruhiger See vor allem von Libyen aus auf den Weg über das Mittelmeer. In den ersten vier Monaten dieses Jahres kamen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zufolge 1780 Flüchtlinge ums Leben.

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