Finale Afrika Cup: Einheitsflug der Adler

Vor dem Finale des Afrika Cups ringt Nigeria um ein Gemeinschaftsgefühl. Die Differenzen der Gruppen werden nur beim Fußball ausgeblendet.

Für die nigerianischen Fans ist der Sieg ihrer Super Eagles deshalb schon ausgemachte Sache. Bild: dpa

JOS taz | Überall in Nigeria ist sie zu spüren, die Erleichterung. Die Fußballnationalmannschaft muss am Sonntagabend in Johannesburg im Finale der Afrikameisterschaft (19 Uhr, Eurosport) nicht gegen Ghana antreten, sondern trifft auf den krassen Außenseiter Burkina Faso. Dem gelang im Halbfinale ein Überraschungssieg gegen die Black Stars aus Ghana – sein damit bislang größter Erfolg.

Für die nigerianischen Fans ist der Sieg ihrer Super Eagles deshalb schon ausgemachte Sache. Auch Aishatu Tshaya Dutse drückt die Daumen für das Team von Trainer Stephen Keshi, der als Spieler den Titel im Jahr 1994 holte. Es war der letzte Africa-Cup-Titel des Teams, das zwei Jahre später Olympiasieger wurde. Zuletzt aber waren Erfolge rar: Im vergangenen Jahr scheiterten die Super-Adler schon in der Qualifikation für die Afrikameisterschaft .

„Ich gehe davon aus, dass wir gewinnen“, sagt Dutse. Die pensionierte Lehrerin mit dem rundlichen Gesicht lacht. Nur selten spricht sie über ihre Fußball-Leidenschaft. Denn obwohl die Frauennationalmannschaft sich zuletzt regelmäßig für Weltmeisterschaften und Olympische Spiele qualifizieren konnte, ist Fußball in Nigeria immer noch reine Männersache. Ins Stadion traut sich kaum eine Frau, und einen Fernseher mit teurem Satellitenanschluss besitzen die wenigsten Fans im Land.

Dutse will den möglichen Triumph über Burkina Faso aber auf keinen Fall verpassen. Sie wird sich – wie viele Nigerianer – irgendwo vor einen kleinen Fernseher am Straßenrand hocken.

Ein Sieg im Finale hätte nicht nur sportliche Bedeutung, sondern würde auch der Gesellschaft guttun. Denn Nigeria, mit über 160 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas, ist in mehr als 250 verschiedene ethnische Gruppen zersplittert. Als Nigerianer bezeichnet sich kaum jemand, stattdessen als Christ oder Muslim, als Ibo, Yoruba oder Haussa. Die Differenzen werden nur ausgeblendet, wenn es um Fußball geht. „Dann rücken wir zusammen, und es ist uns egal, wer neben uns sitzt. Dann geht es um Nigeria“, strahlt Aishatu Dutse.

Doch das könnte sich wieder ändern, sobald die Nationalmannschaft heimischen Boden betritt. Schon jetzt wird laut gestritten, wohin der Pokal zuerst reisen wird, sollten ihn die Super-Adler aus Südafrika mit nach Hause bringen. Der Bundesstaat Plateau hat vorab seine Rechte angemeldet und betont, dass man ihn als Erstes in der Hauptstadt Jos zeigen müsste. Selbst im Gefühl des sicheren Sieges will er nicht verschwinden, der nigerianische Hang zur Kleinstaaterei.

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