Festnahmen in Schleswig-Holstein: Mutmaßliche Terroristen festgesetzt

Drei Männer sollen einen islamistischen Anschlag geplant haben. Das BKA hat sie am Mittwoch festgenommen. Die Ermittlungen reichen auch in andere Bundesländer.

Die Einfahrt zum Bundesgerichtshof. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe

Den Festnahmen gingen „umfangreiche, mehrmonatige Ermittlungen“ voraus Foto: dpa

KARLSRUHE/WIESBADEN/KIEL/SCHWERIN afp/dpa | Am Mittwochmorgen haben Ermittler haben in Schleswig-Holstein zwei Terrorverdächtige und einen mutmaßlichen Helfer aus dem Irak festgenommen. Die drei Iraker haben als anerkannte Flüchtlinge in Deutschland gelebt und wollten einen islamistischen Anschlag verüben, teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit. Demnach experimentierten die Männer dafür mit Schwarzpulver aus Silvesterböllern für einen Sprengsatz, erwogen aber auch Anschläge mit einer Schusswaffe oder einem Auto.

Ein konkretes Ziel hatten die Verdächtigen im Alter von 23 bis 36 Jahren nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler demnach noch nicht ins Auge gefasst. Spezialkräfte von Bundespolizei und Bundeskriminalamt (BKA) nahmen sie am frühen Mittwochmorgen im Kreis Dithmarschen im Westen Schleswig-Holsteins fest.

Die Terrorermittlungen gegen die drei mutmaßliche Islamisten aus dem Irak, reichen auch ins benachbarte Mecklenburg-Vorpommern. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurde am Morgen auch die Wohnung eines Mannes in Ludwigslust durchsucht. Die betreffende Person gelte bislang nicht als tatverdächtig, habe vermutlich aber in Kontakt zu mindestens einem der Festgenommenen gestanden, hieß es. Auch in Baden-Württemberg gab es im Zusammenhang mit dem Fall Wohnungsdurchsuchungen.

Nach Angaben der Bundesanwaltschaft hatten sich die 23-jährigen Hauptverdächtigen Shahin F. und Hersh F. Ende vergangenen Jahres zu einem Attentat entschlossen. Spätestens Anfang Dezember verschaffte sich einer im Internet Anleitungen für den Bombenbau und bestellte über eine „Kontaktperson“ in Großbritannien eine Zündvorrichtung, deren Auslieferung die dortigen Sicherheitsbehörden aber stoppten.

Laut BKA gab es umfangreiche Ermittlungen

Ende Dezember unternahmen die Männer demnach erste Sprengversuche mit Schwarzpulver aus Silvesterböllern und überlegten, bei ihrem Anschlag auch eine Schusswaffe einzusetzen. Diese sollte der 36 Jahre alte mutmaßliche Helfer besorgen. Der Mann verhandelte laut Bundesanwaltschaft mit einem weiteren Verdächtigen über den Kauf einer Pistole, diese war den Hauptbeschuldigten jedoch zu teurer.

Wie die Ermittler weiter mitteilten, erwogen die Hauptverdächtigen auch den Einsatz eines Autos. Einer habe deshalb spätestens Anfang des Jahres mit Fahrunterricht begonnen. Ob die Beschuldigten in eine Terrorvereinigung eingebunden seien, müssten die weiteren Untersuchungen zeigen. Die Männer sollten nach Karlsruhe gebracht und dem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof vorgeführt werden. Dieser entscheidet, ob sie in Untersuchungshaft kommen.

Nach Angaben des BKA gingen dem Zugriff „umfangreiche, mehrmonatige Ermittlungen“ im Auftrag der Bundesanwaltschaft voraus. Nach den bisherigen Erkenntnissen hätten die Verdächtigen einen Anschlag mit einer sogenannten unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtung und einer Schusswaffe geplant, teilte dieses am Mittwoch mit.

Pläne der Verdächtigen „noch nicht besonders weit“

An der Beobachtung und Festnahme der Beschuldigten waren demnach neben der GSG 9 der Bundespolizei und dem Mobilen Einsatzkommando (MEK) des BKA auch mehrere Spezialeinheiten der Länder beteiligt. Ermittler aus Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg sowie die europäische Polizeibehörde Europol hätten die Ermittlungen unterstützt, hieß es.

Den zwei Hauptbeschuldigten werden die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat sowie Verstöße gegen das Waffen- und das Sprengstoffgesetz vorgeworfen. Der mutmaßliche Helfer steht im Verdacht, ihnen zu diesen Verbrechen Beihilfe geleistet zu haben.

Einem „Spiegel“-Bericht zufolge hatte das Bundeskriminalamt (BKA) seit Dezember eine Ermittlungsgruppe auf Trio angesetzt. Einer der Verdächtigen habe erklärt, er wolle möglichst viele „Ungläubige“ treffen, aber keine Kinder, berichtete das Magazin am Mittwoch. Die Planungen der Männer seien laut Ermittlern „noch nicht besonders weit gewesen“. Demnach waren sie im Herbst 2015 nach Deutschland gekommen.

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