Fataler Polizeieinsatz: Tödlicher Sprung

Die Polizei dringt in eine Lichtenberger Wohnung ein, zwei Männer springen vom Balkon im 4. Stock – weil es wie ein Überfall wirkte, sagt ein Betroffener.

Martialisch: Polizei-Spezialeinsatzkommando, hier in Rheinland-Pfalz bei einem Einsatz im März Foto: dpa

Nach einem tödlichen Polizeieinsatz am Freitagnachmittag in der Lichtenberger Rhinstraße gibt es unterschiedliche Darstellungen des Hergangs. Polizeisprecherin Patricia Brämer zufolge drangen Polizisten, darunter Angehörige einer Einsatzhundertschaft, in eine Wohnung im vierten Stock ein. Anlass war ein Durchsuchungsbeschluss wegen des Verdachts des illegalen Menschenhandels und der gefährlichen Körperverletzung. In der Wohnung wurden sechs Menschen angetroffen.

Die Polizeisprecherin sagt: „Nachdem die Beamten durch die gewaltsam geöffnete Wohnungstür die Räume betraten und sich als Polizisten zu erkennen gaben, sollen plötzlich vier Männer zum Balkon der Wohnung gelaufen und über die Brüstung gesprungen sein.“ Vermutlich, so heißt es in der Pressemeldung der Polizei, seien sie gesprungen, um „sich einer polizeilichen Kontrolle zu entziehen“.

Ein Mann und ein Jugendlicher konnten sich auf den darunterliegenden Balkon retten. Die beiden anderen landeten auf der Straße. Einer der Männer erlag kurz darauf seinen Verletzungen, der andere wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert. Andere in der Wohnung angetroffene Vietnamesen wurden vorläufig festgenommen.

Einer von ihnen, Herr V. aus Königs Wusterhausen, gibt das Tatgeschehen ein wenig anders wider. In der vietnamesisch-deutschen Zeitung Thoibao.de (Die Zeit) zitiert ihn der Journalist Hieu Ba Linh wie folgt: „Wir, fünf Männer und eine Frau, haben gemeinsam gegessen, als plötzlich Männer gewaltsam in die Wohnung stürmten.“ Sie hätten die Wohnungstür eingetreten, aber nicht geklingelt, seien mit kugelsicheren Westen, Helm, Schutzmasken und auf die Wohnungsinsassen gerichteten Waffen hereingestürmt, so V.

Als sie sich als Polizisten zu verstehen gaben, sei es so laut gewesen, dass er nichts mehr verstanden habe. „In einem Zustand von Angst und Panik rannten wir zum Balkon, ich rannte auch“, sagte V. Die Flucht sei nicht aus Angst vor Strafverfolgung, sondern wegen der als Überfall wahrgenommenen Situation erfolgt. V. wurde nach Feststellung seiner Personalien freigelassen, die anderen drei am Samstag.

Die Polizei konnte sich am Wochenende nicht zu dieser Darstellung äußern, weil die beteiligten Polizisten nicht erreichbar waren. Es werde aber von Amts wegen auch wegen des Todesfalls ermittelt.

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