FC Bayern beim Papst: Vandalen ganz selig

Der Münchener Klub entging beim Papst nur knapp der Heiligsprechung. Das 7:1 der Bayern erinnert Rom dagegen an vergangene Raubzüge.

Die irdische Welt reicht dem FC Bayern wohl nicht mehr Bild: dpa

Nein, offiziell heiliggesprochen wurden die Bayern trotz des historischen 7:1-Kantersieges über den AS Rom nicht. Selig schon gar nicht. Dass den Bayern bei ihrer Papstvisite in Rom am Mittwoch letztere Ehre nicht widerfuhr, wie es manchem Fan vielleicht gefallen hätte, ist aber auch klar: Sie leben ja noch.

Und wie sie leben. Putzmunter sind sie – das erfuhren entgeisterte Römer tags zuvor beim 1:7. Die Niederlage belastete die Gemüter der Gastgeber so sehr, dass die Gazzetta dello Sport sie mit dem Einzug der Vandalen im Jahre 455 verglich. Die Bayern also wie Geiserich. Dem Vandalenkönig hatten die damaligen Bewohner – übrigens unter Beihilfe des damaligen Papsts Leo I. – furchtsam die Tore geöffnet und eine „geordnete Plünderung“, also ohne Brandlegung und Mord, erlaubt.

Vierzehn Tage lang rafften die Nordlichter, was sie tragen konnten, und transportierten es gen Karthago, ihrer neuen Hauptstadt. Von dort kam schon einmal ein anderer Römerschreck: Hannibal. Der Karthagerfürst drehte aber noch vor den mächtigen Mauern Roms ab, nachdem er das ganze Hinterland eingenommen hatte.

Bei den römischen Mauern anno 2014 war der englische Legionär Ashley Cole die morsche Palisade. Staunenden Auges beobachtete er, wie auf seiner Seite Arjen Robben mit Ball am Fuß Fahrt aufnehmen, Pirouetten tanzen und noch zwei Tore erzielen konnte. Der Holländer nahm Rache für das Champions-League-Finale 2012. Damals hatte Cole auf Seiten Chelseas seinen Elfmeter versenkt und so bei der Entführung der Trophäe mitgeholfen.

Wenn aus Lederhosen Spendierhosen werden: Bei der Audienz der Bayern bei Papst Franziskus hat der Klub eine Million Euro locker gemacht. Die Spende an die Kirche diene karitativen und wohltätigen Zwecken. Sie soll durch ein Freundschaftsspiel im kommenden Jahr finanziert werden.

Robbens 1:0 am Dienstag war der Wegweiser für den weiteren Verlauf dieses denkwürdigen Abends unter römischem Himmel. „Das frühe Tor hat uns sehr geholfen. Rom musste danach die Räume aufmachen“, sagte Bayern-Coach Pep Guardiola. Robbens Tor zum 4:0, wieder nach Sturmlauf auf Coles Seite, weckte die Erinnerungen an ein anderes 7:1 – das des DFB gegen Brasilien im WM-Halbfinale.

Erinnerungen an Belo Horizonte

„Auf dem Platz habe ich nicht daran gedacht, hinterher aber schon. Wenn man mit 5:0 in die Pause geht und dann mit 7:1 das Spiel beendet, denkt man sicher an Gemeinsamkeiten“, erzählte Philipp Lahm, Mitbeteiligter bei beiden Fußballwundern. Fast schon Stoff für eine tatsächliche Heiligsprechung lieferten Thomas Müller und Mario Götze mit ihrem famosen Zusammenspiel vor dem 2:0. Müller, der das 7:1 aus Brasilien aus eigener Mitwirkung kannte, spielte per Hacke den munter dribbelnden Götze frei. Der hatte das Halbfinale nur auf der Bank erlebt und war jetzt einer der Protagonisten eines ebenso denkwürdigen Abends.

Für die Unterlegenen ist das aktuelle Debakel aber wahrscheinlich nicht so demütigend wie für die WM-Gastgeber. Trainer Rudi Garcia hatte mit Lille bereits einmal ein 1:6 gegen die Münchner verkraftet. Rom ging in der Champions League 2007 mit 1:7 unter, damals gegen Manchester United. Gleich danach besiegte die Mannschaft Sampdoria Genua – auch jetzt am Wochenende wieder der Gegner.

„Solche Dinge passieren im Fußball. Man muss danach nur wieder aufstehen“, sagte Roms Sportdirektor Walter Sabatini der taz. „Ihr müsst aufpassen“, grummelte er noch. „Auch in München soll es frei lebende Wölfe geben“, nahm er einen Motivationsfaden wieder auf, mit dem Roma-Trainer Garcia bislang die Seinen zu beachtlichen Erfolgen angetrieben hatte.

Gegen Wolfsbisse scheinen die Bayern indes derzeit immun. Sie könnten nun an wirklichen Wundern arbeiten. Etwa solchen vom Format eines Herkules. An Augias-Ställen soll es auch in München nicht mangeln.

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