Explosion in Ölraffinerie: Dutzende Tote mitten im Wahlkampf

39 Tote und noch mehr Verletzte bei der Explosion einer Raffinerie in Venezuela. Die Sicherheit der Ölindustrie könnte zum Hauptthema im Wahlkampf werden.

Explosion in der Amuay-Raffinerie in Punto Fijo. Bild: reuters

Kurz nach ein Uhr in der Nacht zum Samstag ereignete sich im Raffineriekomplex Paraguaná im venezolanischen Bundesstaat Falcón eine gewaltige Explosion. Wie Venezuelas Ölminister Rafael Ramírez am Morgen mitteilte, waren nach dem Austritt einer Gaswolke zwei große Kugelgastanks einer Raffinerie bei Amuay im Nordwesten des Landes explodiert.

Dabei wurden mindestens 39 Menschen Menschen getötet, über 50 wurden mit zum Teil schweren Verletzungen in Krankenhäuser eingeliefert. Siebzehn Todeopfer gehören der Nationalgarde an, die ihre Kasernen in der unmittelbaren Nähe der Raffinerie bei Amuay hat und von der Explosion mit voller Wucht getroffen wurden.

Die Nationalgardisten sind dort zum Schutz des Complejo Refinador Paraguaná stationiert. Viele wohnen hier mit ihren Familien. Unter den Todesopfern ist ein zehnjähriger Junge. Zwar erklärte Ramírez, die Lage sei unter Kontrolle, doch den ganzen Samstag stiegen schwarze Rauchwolken über dem Raffineriekomplex auf und immer wieder schlugen vereinzelt Flammen in die Höhe.

Nach den bisherigen Berichten sind die Schäden an den Raffinerieanlagen und umliegende Häusern und Gebäuden enorm. Das ganze Ausmaß lässt sich noch nicht feststellen.

Routinemäßige Wartungen der Anlagen verzögert

Die Explosion fällt mitten in den Präsidentschaftswahlkampf. Beide Kandidaten für die Wahl am 7. Oktober reagierten sofort. Der oppositionelle Herausforderer Henrique Capriles sprach den Hinterbliebenen sein Beileid aus und erinnerte daran, dass das venezolanische Volk angesichts solcher Ereignisse immer zusammengestanden habe. Präsident Hugo Chávez versicherte den Familienangehörigen seine Anteilnahme. Chávez ordnete eine umfassende Untersuchung an und verhängte eine dreitägige Staatstrauer.

Bis dahin haben die Wahlkampfkomitees Zeit ihre Kandidaten auf das Thema „Sicherheit und Ölindustrie“ einzustellen, das in den kommenden Wochen mit großer Wahrscheinlichkeit den Schlagabtausch beherrschen dürfte. Vor allem Capriles könnte damit punkten. Fast alles was in Venezuela mit Öl zu tun hat, ist in staatlicher Hand und was passiert liegt letztlich in der Verantwortung der Regierung. In Personalunion ist Ölminister Rafael Ramírez zugleich der Präsident der staatliche Erdölgesellschaft PDVSA.

Und beim Thema Sicherheit steht die Petróleos de Venezuela S.A. schon länger in der Kritik. Mangelhafte materielle Ausstattungen und nicht ausreichend geschultes Personal verzögern schon seit Jahren die routinemäßigen Wartungen der Anlagen. Im Fall der Raffinerie in Amuay waren für 2011 neun routinemäßige Wartungsarbeiten vorgesehen, von denen jedoch nur zwei vorgenommen wurden.

Produktion soll rasch wieder anlaufen

Von den für 2011 vorgesehenen 31 routinemäßigen Stilllegungen und den anschließenden Überprüfungen der Anlagen wurden lediglich sechs komplett durchgeführt, schreibt die venezolanische Zeitung El Universal unter Berufung auf Angaben der PDVSA und listet eine Chronologie von über 30 Unfällen im laufenden Jahr auf, bei denen bereits mehrere Arbeiter ums Leben kamen.

Die Raffinerie von Amuay die größte des Landes. Bei Normalbetrieb werden hier rund 640.000 Barrel Rohöl am Tag verarbeitet. Die Regierung hat jedoch die Auswirkungen auf die laufende Produktion minimiert. Schon in zwei Tagen werde die Produktion in Amuay wieder aufgenommen, kündigte Ölminister Ramírez an.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.