Ex-Chef der Bank of America: Ein Mann kauft sich frei

Unter Kenneth Lewis hat die Bank of America den Pleite-Kandidaten Merrill Lynch geschluckt. Nun muss Lewis für die Verluste der Aktionäre aufkommen.

Kenneth Lewis muss zehn Millionen Dollar an die Aktionäre zahlen. Bild: reuters

„Wo immer ich ihn hingeschickt habe, er hat immer Geld gemacht“, sagte ein ehemaliger Chef der Bank of America (BofA) einmal über Kenneth Lewis, der sein Nachfolger wurde. Etwas von diesem Geld muss Lewis jetzt zahlen, um per Vergleich den gegen ihn angestrengten Betrugsprozess beizulegen. Der Vorwurf: Lewis soll als Geschäftsführer der zweitgrößten US-Bank im Jahr 2008 seinen Aktionären die Riesenverluste der Investmentbank Merrill Lynch verheimlicht haben, bevor er sie schluckte. Durch die Übernahme machte die BofA solche Verluste, dass der Staat sie mit 45 Milliarden Dollar Steuergeldern retten musste. Ende 2009 musste Lewis deshalb gehen.

Von der nun vor dem obersten Gerichtshof des Bundesstaats New York ausgehandelten Vergleichssumme in Höhe von 25 Millionen Dollar muss Lewis 10 Millionen Dollar selbst zahlen, den Rest übernimmt sein ehemaliger Arbeitgeber.

Es ist einer der seltenen Fälle, in denen ein Bankchef persönlich für Verfehlungen in der Finanzkrise zur Rechenschaft gezogen wird. Wahrscheinlich kann der 66-Jährige den Verlust jedoch verschmerzen. Allein im Jahr 2007 soll er über 20 Millionen Dollar verdient haben. Zwar darf Lewis nun für drei Jahre keine Führungsrolle in einem börsennotierten Unternehmen übernehmen. Doch im Gegenzug für die Zahlung geht er ohne Schuldspruch aus dem Verfahren hervor. Dementsprechend sagte Lewis’ Anwalt: „Er ist stolz darauf, dem US-Bankensystem in einer äußerst schwierigen Zeit geholfen zu haben.“

Während seines Ökonomiestudiums arbeitete Lewis als Buchhalter und Flugtickethändler. Nach seinem Abschluss 1969 begann er als Kreditanalyst bei der North Carolina National Bank, die nach einer Reihe von Übernahmen zur Bank of America wurde. Im Jahr 2001 wurde Lewis Chef der BofA.

Sein Ehrgeiz war es, die Bank zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten zu Wall-Street-Instituten zu machen. 2007 setzte das Time Magazine Lewis auf die Liste der 100 einflussreichsten Personen der Welt. Die Zeitschrift American Banker wählte ihn mit 2002 und 2008 zum „Banker of the Year“: Der Deal mit Merrill Lynch 2008 wurde in der Branche zunächst als mutiger Schritt zur Rettung der Investmentbank gefeiert. Dann wurde bekannt, dass das Institut allein im letzten Quartal 2008 15 Milliarden Dollar Verlust eingefahren hatte.

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