Erfolgreicher Widerstand gegen Neonazis: Bad Nenndorf ist bunt statt braun

Seit 2005 trafen sich Rechtsextreme einmal im Jahr im niedersächsischen Bad Nenndorf. Genauso lang gibt es Widerstand dagegen. Der zahlt sich jetzt aus.

Ein Transparent mit Schlüpfen

In Bad Nenndorf bei Hannover heißt es für Neonazis: Game over Foto: dpa

BAD NENNDORF epd | Mit einer friedlichen Straßenparty hat das Bürgerbündnis „Bad Nenndorf ist bunt“ am Sonnabend seinen erfolgreichen Widerstand gegen Neonazis gefeiert. Eine Kundgebung mit etwa 120 Teilnehmern sei ruhig, störungsfrei und ohne besondere Vorkommnisse verlaufen, bilanzierte Polizeieinsatzleiter Michael Panitz und fügte hinzu: „Der über zehn Jahre dauernde bürgerliche Widerstand gegen die rechte Szene hat sich bezahlt gemacht, in unserer Kurstadt ist wieder Ruhe eingekehrt.“ Einen „Trauermarsch“ der rechten Szene habe es erneut nicht gegeben.

Rechtsextreme veranstalteten von 2006 bis 2015 jedes Jahr einen „Trauermarsch“ zum Bad Nenndorfer Wincklerbad westlich von Hannover. Dort befand sich von 1945 bis 1947 ein britisches Verhörzentrum und Militärgefängnis für Nationalsozialisten. Zunächst hatten die Märsche großen Zulauf. 2010 kamen mehr als 900 Neonazis nach Bad Nenndorf. 2015 waren es nur noch rund 180. Im vergangenen Jahr hatten die Rechtsextremisten ihre Veranstaltung erstmals nach zehn Jahren ohne Angabe von Gründen abgesagt.

Doch nach Angaben des Bündnisses „Bad Nenndorf ist bunt“ sind bis zum Jahr 2030 jeweils am ersten August-Wochenende weiterhin Demonstrationen Rechtsextremer angemeldet. Juristen wollen überprüfen, ob sie gelöscht werden können. Bündnis-Sprecher Jürgen Uebel sagte, der vielfältige und friedliche Widerstand im Ort habe den Neonazis gezeigt, dass es „hier in Bad Nenndorf für sie nichts, aber auch gar nichts zu holen gibt“.

In den zurückliegenden Jahren hatten die Bad Nenndorfer die Neonazis mit Schlumpfmützen, lauter Schlagermusik und Konfetti empfangen. Bündnismitglieder hatten sich außerdem den „unfreiwilligsten Spendenlauf Deutschlands“ einfallen lassen und machten damit bundesweit Schlagzeilen: Für jede Minute unerwünschten Aufenthalts der Neonazis in der Kurstadt spendeten Privatleute und Unternehmer zehn Euro. Der Erlös floss an die Aussteigerorganisation „Exit“.

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