Erfolgreiche TV-Serien: Einfach mal die Regeln brechen

Es gibt Serien, die sind unglaublich gut, trotzdem mag sie niemand. Drei Serienmacher über Geld, Mut und wie ein erfolgreiches Format gelingen kann.

Die Schauspieler Kevins Spacey und Robin Wright in der Serie „House of Cards“. Bild: dpa

Gibt es ein Rezept für gute Serien? Nein, sagen die Serienmacher Piv Bernth, Beau Willimon und Regina Ziegler am Montag auf einem Podium bei der Medienwoche in Berlin. Die Dänin Bernth ist Drehbuchchefin von „The Killing“, der US-Amerikaner Willimon ist Autor der Serie „House of Cards“ und die deutsche Regina Ziegler Produzentin von „Weissensee“ – gemeinsam erklären sie, was die wichtigsten Zutaten sind, um dem Erfolg zumindest nahe zu kommen.

Eine Stange Geld: Sie gibt den Produzenten und Autoren Planungssicherheit. Die Politik-Serie „House of Cards“ soll ein Budget von 100 US-Millionen Dollar für die zwei Staffeln zur Verfügung gehabt haben. Drehbuchautor Willimon möchte sich dazu nicht äußern, betont aber: „Unser Rechteinhaber Netflix gab uns sehr viel Freiheit.“ Netflix ist eine US-Streamling-Plattform und sicherte sich die Rechte vor den US-TV-Sendern HBO und AMC.

Das Geld ist die Zutat, die der deutschen Serienbranche am meisten fehlt. Als die Produzentin Ziegler die zweite Staffel ihrer DDR-Serie „Weissensee“ produzierte, reichte das von der ARD gegebene Budget nicht aus und sie musste eigenes Geld in die Produktion stecken. Als Ausgleich erhielt sie die DVD-Rechte an der Serie vom Sender und veröffentlichte die zweite Staffel unüblicherweise im Handel, ein halbes Jahr vor der geplanten Ausstrahlung im Fernsehen. Ziegler rechtfertigt sich damit, dass sie „ihr Geld zurückverdienen“ müsste. Dafür wurde sie vom Rundfunkrat kritisiert.

Eine Hand voll Mut: Leider liegt es ausschließlich an den Sendern, diese Zutat auf dem Programmbuffet zuzulassen: „Keiner schaut 20 Folgen, bei denen es nur um einen einzigen Mord geht“, sagte der Dänische Rundfunk zur Drehbuchautorin Bernth, als sie „The Killing“ vorstellte. Trotzdem produzierte der Sender die Krimiserie. Inzwischen lief die dritte Staffel über die Ermittlungen von Kommissarin Lund auch international. In Deutschland sendete sie das ZDF unter dem Namen „Kommissarin Lund – Das Verbrechen“. Eine vierte Staffel soll es trotz des Erfolgs aber nicht geben.

Mit internationalen Kooperationen wie der Historyserie „Borgia“, die von Inzest, Sex und Korruption handelt, probiert gerade das ZDF Neues aus. Bei seinen eigenen Formaten hat der Sender eher kein gutes Händchen. Dem ganz neuen Nachmittagstalk „Inka!“ schauen immer weniger zu, obwohl das Format unter 32 Produktionsfirmen ausgeschrieben wurde.

Die Geschichte sollte die Form bestimmen und nicht anders herum. Das sagt der US-Drehbuchautor Willimon, aber der hat auch leicht reden. Die Videoplattform Netflix bricht Fernsehregeln auf und veröffentliche alle dreizehn Folgen der ersten Staffel gleichzeitig. „House of Cards“ ist ganze neun Mal für den Emmy nominiert, obwohl sie niemals im Fernsehen gelaufen ist.

Inhalte, die jeder kennt: „Ist die Geschichte lokal, wird der Zuschauer global“, sagt Bernth. Wenn die Charaktere komplex und die Geschichte persönlich ist, können sich Menschen in Dänemark, aber auch überall anders mit der Handlung identifizieren, egal wo sie spielt, so die Drehbuchautorin. Der US-Sender AMC fand ihre Geschichte so toll, dass er mit einem Remake der Serie die Geschichte nach Seattle übertrug.

Nach dem Prinzip funktioniert auch Zieglers „Weissensee“. Zwar spielt der Plot in der DDR, doch die Handlung konzentriert sich auf zwei Ostberliner Familien – die zweite Staffel startet nächsten Dienstag im Ersten. Auch „House of Cards“-Macher Willimon weiß, warum sein Werk so erfolgreich ist: „Es geht nicht um amerikanische Politik, sondern um Macht, und die ist international.“

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