Energiewende selbermachen: Genos boomen weiter

Das Bürgerbeteiligungsmodell für Ökostrom ist weiter attraktiv. Die Zahl der Genossen steigt auf 136.000. Viele setzen auf Zukunft statt Rendite.

Vier von zehn Energie-Genos wollen künftig auf Windkraft setzen. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Einspeisevergütung sinkt kontinuierlich, die EU-Strafzölle für Solarpaneele aus China haben die Kosten für viele Photovoltaik-Anlagen ansteigen lassen. Dennoch hält der Boom der Energiegenossenschaften in Deutschland auf recht hohem Niveau an.

Im vergangenen Jahr wurden 150 Energie-Genos gegründet. Damit gibt es derzeit laut Deutschem Genossenschafts- und Raiffeisenverband (DGRV) 650 Bürgervereine für Strom- und Wärmeerzeugung in Deutschland. 2011 hatte es 167 Neugründungen gegeben.

„Die Bürger wollen eben mit eigenem Geld an der Energiewende mitwirken und dabei auch die regionale Wertschöpfung unterstützen“, sagte DGRV-Vorstandschef Eckard Ott am Mittwoch in Berlin. Ingesamt produzieren die Energie-Genos laut einer Umfrage des DGRV derzeit 580.000 Megawattstunden Ökostrom im Jahr – genug für etwa 160.000 Durchschnittshaushalte.

Auch die Zahl der Energiegenossen stieg stark an: binnen Jahresfrist von 80.000 auf 136.000. Insgesamt haben sie sich bereits mit 426 Millionen Euro an Bürgerkraftwerken beteiligt, zum Teil auch mit kleineren Summen ab 80 Euro.

Opa und Oma verschenken Anteile an den Enkel

Es gebe immer mehr „Opas und Omas, die ihren Enkelkindern zum Geburtstag Anteile an einer Energiegenossenschaft schenken“, sagte Cord Müller von den Stadtwerken im baden-württembergischen Aalen, die eine eigene Geno gegründet haben. Dabei komme es den Genossen gar nicht so sehr auf die Rendite an – 60 Prozent der Genossenschaften verzichten ganz darauf, der Rest schüttet knapp 4 Prozent im Schnitt aus.

Zwei Trends hat der DGRV ausgemacht: Investierten die Genos bislang vor allem in Solaranlagen, ist derzeit Windkraft en vogue. Vier von zehn Genossenschaften überlegen, hier Anlagen zu finanzieren.

Jede zweite Genossenschaft plant zudem, ihren Ökostrom regional selbst zu vertreiben. Das ist auch von der Politik so gewollt: Für mittelgroße Solaranlagen gibt es ab 2014 für ein Zehntel des erzeugten Stroms keine Einspeisevergütung mehr. Eine „Herausforderung“ für viele der mit Eigeninitiative betriebenen Genos, sagte Carsten Körnig vom Lobbyverband BSW-Solar.

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