Energiewende mt der EnBW: Warten auf den großen Wurf

„Energie neu denken“ wollte EnBW-Chef Frank Mastiaux bei seinem Amtsantritt. Viel gebracht hat das Brainstorming nach 100 Tagen noch nicht.

Sieht ganz zufrieden aus, der Mann. Andere spüren von den Impulsen nicht ganz so viel wie EnBW-Chef Frank Mastiaux Bild: dpa

Seit seinem Amtsantritt im Oktober steht Frank Mastiaux unter großem Erwartungsdruck: Um den Energiekonzern EnBW zukunftsfähig zu machen, warten alle auf den großen Wurf von ihm. Er selbst hatte bei seinem Antritt als neuer EnBW-Chef die Messlatte hoch gelegt: „Wir werden Energie neu denken, und wir werden die EnBW neu denken“, sagte er damals.

Danach wollte er sich hundert Tage Zeit nehmen, um sich ein Bild des Unternehmens zu machen. Am Montag schließlich zog er nach diesen hundert Tagen eine erste Bilanz. Der große Wurf aber blieb auch an diesem Tag aus. Inhaltliche Antworten auf die drängenden Fragen lieferte er noch nicht.

Vielmehr warnte Mastiaux vor Schnellschüssen. „Wir müssen uns diese Inhalte sauber erarbeiten“, sagte er in Karlsruhe. Dabei steht das Unternehmen mächtig unter Druck. Kein deutsches Stromunternehmen hing so an der Atomkraft wie EnBW.

Erstmal ist Erholung angesagt

Seit dem politisch beschlossenen Atomausstieg muss der drittgrößte deutsche Energiekonzern mit starken Verlusten leben. Um sich davon zu erholen und neue Geschäftsfelder zu erschließen, rief Mastiaux das Programm „EnBW 2020“ ins Leben, das bisher vor allem aus Worthülsen und vagen Ideen besteht. Ziel sei es, das Unternehmen effizienter aufzustellen, das Profil zu schärfen, dialogorientierter zu werden und die Außenwahrnehmung zu verbessern. Ein interdisziplinäres Team arbeite an den strategischen Fragen. Erste Ergebnisse möchte Mastiaux Anfang März sehen.

Möglichkeiten sieht der Vorstandschef unter anderem darin, stärker in die Projektentwicklung einzusteigen und verstärkt als Dienstleister aufzutreten. Zudem sieht er eine Stärke in der regionalen Nähe des baden-württembergischen Unternehmens. Zu dieser Stärke würden auch die beiden Anteilseigner, die Landesregierung und der oberschwäbische Zweckverband OEW, beitragen.

Kunden? "Elementar"

Klar ist für Mastiaux auch, dass der Anteil an den erneuerbaren Energien deutlich ausgebaut werden müsse. „Wir sind dort im kleinen Prozentbereich“, sagte er. „Wir müssen da große Schritte machen.“

Vor allem aber sprach Mastiaux einen anderen Aspekt immer und immer wieder an: die Dialog- und Kundenorientierung. „Ich halte das für elementar“, sagte er. Dazu gehöre für ihn auch, die interne Kommunikation zu verbessern. Nur wenige Sätze verlor Mastiaux dagegen zum geplanten Stellenabbau. Ende des vergangenen Jahres war bekannt geworden, dass EnBW bis Ende 2014 jede siebte Stelle streichen will. In der Summe macht das 1.350 Arbeitsplätze.

Mehr Worte als Taten

Offen ließ er auch, wie es mit den einzelnen Beteiligungen der EnBW weitergehen wird. Alle geplanten Verkäufe sollen bis zum kommenden Jahr realisiert werden. Dabei gehe es um ein Volumen von 1,5 Milliarden Euro, wovon bereits 500 Millionen Euro eingenommen worden seien.

„Viele blumige Worte, aber keine inhaltliche Neuausrichtung“, kommentierte die Landesvorsitzende der Umweltorganisation BUND, Brigitte Dahlbender, die Äußerungen von Mastiaux. Sie forderte eine konsequente Unternehmensstrategie, die der Energiewende zeitnah diene. Auch würden die Ankündigungen noch nicht reichen, um einen wirksamen Beitrag zur Verhinderung des Klimawandels zu leisten.

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