Energiewende in Deutschland: 45 fossile Kraftwerke vor dem Aus

Trendwende auf dem Strommarkt: Die Produktion etwa mit Kohle ist in den ersten vier Monaten des Jahres deutlich gefallen. Das hat Konsequenzen.

Soll demnächst endgültig stillgelegt werden: Kühlturm des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld. Bild: dpa

FREIBURG taz | Die Stromwirtschaft hat bei der Bundesnetzagentur beantragt, 7.740 Megawatt an Kraftwerkskapazitäten stillzulegen – 60 Megawatt davon wurden bereits abgeschaltet. Das geht aus der jüngsten Liste hervor, die die Regulierungsbehörde zum Thema erstellt hat. Die Aufstellung weist 45 Kraftwerke aus, die nach dem Willen ihrer Betreiber aus dem Markt genommen werden sollen – rund 60 Prozent davon endgültig, der Rest vorübergehend.

Die konventionellen Kraftwerke rechnen sich nicht mehr, weil sie immer stärker durch erneuerbare Energien verdrängt werden. So hat Deutschland in den ersten vier Monaten des Jahres 2014 rund 13 Prozent weniger Strom aus fossilen Energien erzeugt als im Jahr zuvor, wie aus Zahlen hervorgeht, die das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme aufbereitet hat.

Dabei zeichnet sich eine Trendwende ab. Im vergangenen Jahr war trotz Energiewende mehr Strom aus Kohle erzeugt worden; dieser hatte das umweltfreundlichere, aber teurere Erdgas verdrängt und zugleich den Stromexport in neue Höhen getrieben.

Doch nun ist die Erzeugung aus Braunkohle um 4,4 Prozent gesunken, jene aus Steinkohle gar um 17,4 Prozent. Erdgaskraftwerke brachen um weitere 27 Prozent ein. Insgesamt sank die Produktion aus fossilen Rohstoffen seit Jahresbeginn um 14,5 Milliarden auf 96,5 Milliarden Kilowattstunden.

Stromexport gesunken

Auch die Atomkraft erzeugte im Jahr 2014 bisher rund 0,8 Milliarden Kilowattstunden und damit 2,3 Prozent weniger Strom als im Vorjahreszeitraum. Unter den Anlagen, deren Stilllegung beantragt ist, befindet sich das Eon-Atomkraftwerk Grafenrheinfeld, das zum nächsten Brennelementewechsel im kommenden Mai endgültig stillgelegt werden soll.

Ursache des Einbruchs bei den konventionellen Kraftwerken ist auf den ersten Blick der Anstieg der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Diese legte im Jahr 2014 bisher um gut 6 Milliarden Kilowattstunden zu, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum: Die Erzeugung aus Photovoltaik lag bis April um 45 Prozent über Vorjahresniveau, die Windkraft legte um rund 27 Prozent zu.

Doch obwohl die Erneuerbaren damit in den ersten vier Monaten des Jahres mit fast 53 Milliarden Kilowattstunden einen neuen Rekordwert erzielten, brach der Überschuss beim Stromexport von rund 13 auf nur noch 4 Milliarden Kilowattstunden ein. Man kann dies als Indiz dafür werten, dass nicht primär die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in der Vergangenheit den Stromexport in die Höhe getrieben hatte, sondern die im vergangenen Jahr sehr lange Laufzeit der fossilen Kraftwerke.

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