Energielieferant Russland: Krim-Krise schmerzt Investoren

Russland ist der zweitwichtigste Produzent von Erdöl und Erdgas. Das beunruhigt die Börsenmärkte. Und Gazprom streicht der Ukraine Preisnachlässe.

Gas, das durch diese russischen Leitungen fließt, ist für die Ukraine künftig nicht mehr billiger. Bild: ap

BERLIN taz/afp | Die Krimkrise versetzt Investoren und Ökonomen weltweit in Unruhe. Wegen der Spannungen zwischen Russland und der Ukraine rauschten am Montag die Aktienmärkte weiter in den Keller. Der Moskauer Micex-Index mit den 50 wichtigsten Werten brach um mehr als 10 Prozent ein. Russischer Rubel und ukrainische Hrywnia fielen jeweils auf Rekordtiefs. Auch der deutsche Leitindex DAX und der europäische Eurostoxx sackten ab.

„Wie häufig in Krisenzeiten setzt nicht die eigentliche Krise den Aktien zu, sondern die Verunsicherung“, sagte Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus Peregrine & Black. Am Konfliktherd Ukraine liegt es weniger: Ökonomisch ist das Land mit einem Bruttoinlandsprodukt von 180 Milliarden Dollar jährlich – weniger als das Griechenlands – ein Zwerg. Anleger haben wegen der seit Jahren dauernden Krise längst ihr Engagement reduziert. Die Commerzbank verkaufte ihre ukrainische Tochter bereits im Sommer 2012.

In der Ukraine mit ihren rund 45 Millionen Bürgern machen etwa 400 deutsche Unternehmen Geschäfte. „Wir haben noch von keinem Unternehmen gehört, dass es wegen der aktuellen Entwicklung den Markt aufgeben möchte“, hieß es aus dem Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft.

Sorgen macht vielmehr Russland, der weltweit zweitwichtigste Produzent von Erdöl- und Erdgas. Moskau hat deshalb ein beträchtliches Drohpotenzial. „Wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland träfen die EU sowie über höhere Energiepreise die gesamte Weltwirtschaft“, schreiben Analysten der DZ Bank. Vor allem für „die EU-Wirtschaft wären steigende Energiepreise oder sogar eine Versorgungsknappheit ein Risikofaktor“. Immerhin: Russland habe sich bei Konflikten, auch mitten im Kalten Krieg, stets als verlässlicher Partner erwiesen, betont die DZ Bank.

Ukraine als Transitland auch ein Gefahrenherd

Auch ein Gefahrenherd: Wenn wegen des Konflikts – oder gar durch einen Krieg – die Ukraine als Transitland für Erdgas ausfiele, wäre die Energieversorgung Westeuropas gefährdet. 70 Prozent aller Erdgaslieferungen von Russland nach Europa werden durch die Ukraine transportiert, sagte die Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Claudia Kemfert, zu Handelsblatt Online.

Für die Ukraine problematisch sind die Drohgebährden des russischen Staatskonzerns Gazprom. Dessen Aktienkurs brach am Montag erneut um zeitweise bis zu 17 Prozent ein. Das schmerzt: Insgesamt haben die Gasförderer inzwischen umgerechnet 45 Milliarden Euro an Marktkapitalisierung verloren.

Als Gegenmaßnahme hat Gazprom am Dienstag angekündigt, der Ukraine die bislang gewährten Nachlässe beim Gaspreis zu streichen. Bislang hatte das vor dem Bankrott stehende Land einen Rabatt von 30 Prozent erhalten. Die Ukraine ist komplett von russischem Gas abhängig. Offenbar in Erwartung höherer Preise nimmt das Land derzeit doppelt so viel Gas von Russland ab wie vor einem Jahr. Die Bundesregierung erklärte bereits, der Westen könnte bei der Begleichung der Schulden bei Gazprom helfen.

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