Eltern-Demo: Schwierige Geburt

Hebammen und UnterstützerInnen protestieren am Samstag gemeinsam vor dem Kanzleramt. Sie fordern eine Obergrenze der Haftpflichtprämien für freiberufliche Geburtshelferinnen.

Tausende gehen am Samstag für Hebammen auf die Straße. Bild: dpa

Pinke Ballons flattern im Wind, weiße Protestbanner bauschen ihre Botschaften Richtung Kanzleramt: „Wir brauchen Hebammen“, oder „Die erste Frau in Ihrem Leben war eine Hebamme, Herr Gröhe“, ist darauf an die Adresse des CDU-Gesundheitsministers zu lesen.

Rund 2.000 Menschen – die Veranstalter sprachen von 4.000 TeilnehmerInnen – haben sich am Samstagnachmittag nach Polizeiangaben im Regierungsviertel versammelt, um für den Erhalt des Berufstands der freiberuflichen Hebammen zu protestieren: schwangere Frauen, Hebammen, und junge Eltern, die ihre Kinder auf den Schulter tragen oder im Wagen vor sich her schieben.

Anne Prokoph, Hebamme, Mutter, Gründungsmitglied der Elterninitiative „Hebammenunterstützung“ und eine der VeranstalterInnen der Demonstration, steht mitten im Trubel und klärt letzte Details mit ihren Kolleginnen. „Wir sind heute hier, um für den Erhalt der freiberuflichen Geburtshilfe zu demonstrieren“, erklärt Prokoph den Protestmarsch.

„Viele freiberufliche Hebammen stehen vor dem Aus“, erzählt die 31-Jährige. Der Grund dafür seien die hohen Kosten für die Haftpflichtversicherung. In den letzten zehn Jahren habe sich die Prämie verzehnfacht, erzählt Prokoph. Bis zu 5.000 Euro im Jahr müssten Hebammen mittlerweile an die Versicherung zahlen, wenn sie ihren Beruf ausführen wollten. Für viele ihrer Kolleginnen, deren Verdienst sowieso eher im unteren Bereich liege, sei das schlicht weg zu viel, sagt die Hebamme.

Während sich der Protestmarsch unter lautem Klingeln und Tröten in Richtung Gesundheitsministerium in Bewegung setzt, reckt eine junge schwangere Frau ein Plakat in die Höhe: „Gebären darf keine Fließbandarbeit sein.“ Sie sei heute gekommen, weil sie sich eine Hausgeburt wünsche, erzählt sie. In eine Klinik zu gehen sei für sie keine Option. Die Wahl zwischen Klinik und Hausgeburt habe sie aber nur, wenn sich die freiberuflichen Hebammen ihre Arbeit auch leisten könnten.

„Wir fordern eine grundlegende Neustrukturierung der Haftpflichtversicherung für Hebammen“, sagt Prokoph, „und zwar jetzt!“. Es sei zwar bereits eine Bundesinitiative auf den Weg gebracht, die sich für eine Haftobergrenze einsetze, aber die Verhandlungen verliefen zu zäh. „Das kostet Jobs“, sagt die Hebamme.

In Berlin musste bereits das Geburtshaus Pankow sein Angebot herunterfahren: Sein Kind zur Welt bringen oder eine Hebamme für die Geburt zu Hause finden, kann man dort nicht mehr – stattdessen hat man sich in Hebammenhaus Pankow umbenannt und bietet nun ausschließlich Vorsorgeuntersuchungen und Betreuung im Wochenbett an. Die Geburtshäuser in Steglitz und Schöneberg fusionierten vor kurzem am Standort in Schöneberg – um Personal einzusparen.

Immer mehr Hebammen würden aufgrund der schwierigen finanziellen Lage aufgeben, sagt Prokoph. „Aber, wenn wir nicht mehr da sind, um die Kinder auf die Welt zu bringen, wer soll es dann machen?“

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