Eishockey: Erfolg und Vorurteil

Die Hamburg Freezers spielen stärker denn je - und interessieren immer weniger Publikum.

Freezer Julian Jakobsen freut sich über sein 3:0 gegen die Haie Köln. Bild: imago

Man könnte es ja einmal auf dem klassischen Weg versuchen, mit einer Zeitungsannonce. Die würde sich dann in etwa wie folgt lesen: „Sängerin/Sänger gesucht, Alter egal, Talent nicht erforderlich, Freude am Schalalala-Gesang hilfreich, gerne sofort in eisblau-schneeweißer Kleidung. Geselligkeit in größerer Runde. Treffen an ausgewählten Terminen. Ort: Arena im Hamburger Volkspark, vis-a-vis zum Fußballstadion des HSV.“

Ja, auf diese Weise könnte es vielleicht damit klappen, dass bei den Heimspielen der Hamburg Freezers in der Deutschen-Eishockey-Liga (DEL) in der knapp 13.000 Zuschauer fassenden Arena nicht ganze Blöcke frei bleiben. Das kommt ja hin und wieder mal vor. Passiert halt. Zugegeben: nicht gerade selten. Und ja, schon gut, um ehrlich zu sein: Es tritt wesentlich häufiger auf, als es den Verantwortlichen des Vereins recht sein kann, der US-amerikanischen Investorengruppe Anschutz Entertainment Group.

Top-Spiel, schmal besucht

Letztens erst, am vergangenen Freitag: Da war ein Klub zu Gast, der ein Maximum an Tradition mitbrachte und zu besagtem Zeitpunkt auf dem zweiten Tabellenplatz stand, eben die Kölner Haie. Und dann waren es bei dieser Top-Partie des DEL-Spieltages gerade einmal 7.930 Zuschauer. Noch schlimmer hatte es drei Tage zuvor ausgesehen, im Heimspiel gegen die nicht minder traditionsreiche Düsseldorfer EG, die allerdings anders als der Nachbar aus Köln in der Tabelle tief unten drin steckt. Da jedenfalls waren es bloß 5.028 treue Fan-Seelen.

Sportliche Gründe gibt es dafür nicht und das ist es ja: Die Hamburg Freezers sind so leistungsstark wie selten, ja: wie nie zuvor. Gegen Köln gelang mit einem fulminanten 7:1 der siebte Heimsieg in Serie, die Zuschauer feierten mit „Oh, wie ist das schön“-Gesängen. Auch gegen Düsseldorf wurde ein 4:1 zelebriert. Auch wenn die Mannschaft von Coach Benoit Laporte am gestrigen Sonntag gegen die Hannover Scorpions nur zu einem 2:3 kam: Die Hamburger haben sich zu einem ernsthaften Kandidaten auf den Meistertitel entwickelt. Eigentlich genau das, wovon die Fans des Klubs so träumen, nach all den bitteren Jahren der Entbehrungen und Enttäuschungen im tristen Liga-Mittelmaß.

Irgendwie aber gibt es da noch diese Zurückhaltung, als traue der gemeine Fan der Sache noch nicht so richtig. Im Vergleich zur vergangenen Saison ist der Zuschauerschnitt von 8.100 auf 7.284 gesunken. Der neue Geschäftsführer Uwe Frommhold sieht’s pragmatisch: „Der Hauptgrund ist, dass wir uns entschlossen haben, keine Freikarten-Aktionen mehr zu machen. Zum einen, weil Leistung auch bezahlt werden sollte, zum anderen, weil wir glaubwürdig sein wollen.“

Was aber soll der Freezers-Fan denn glauben, wie es mit seinem Klub, seinem Team, weitergeht? Der Milliardär Philipp F. Anschutz will seine Tochtergesellschaft Anschutz Entertainment Group, zu welcher auch die Hamburg Freezers und die Hamburger Arena gehören, liebend gerne verkaufen. War ja auch all die Jahre ein defizitäres Geschäft. Seit der Saison 2002/03, dem Jahr eins der Hamburg Freezers, ist es nie gelungen, schwarze Zahlen zu schreiben. Im Anschutz-Portfolio ist der Klub nur eine Randnotiz.

Angst vor dem Aus

Für sich betrachtet, wären die Freezers und ihre Arena im Hinblick auf einen Verkauf freilich nicht sexy genug. Und so treibt die Hamburger Fans schon seit März vergangenen Jahres eine Angst um: dass es mit dem Eishockey an der Elbe bald ein Ende haben könnte.

Wie schnell Vereine verpflanzt werden können, haben sie selbst erlebt: 2002 wurden aus den München Barons – die 1999 die Mannschaft des EV Landshut übernommen hatten – die Hamburg Freezers. In München waren die Zuschauer ausgeblieben.

Vielleicht hilft den Freezers ja auch da eine Annonce: „Aktuell sehr erfolgreicher Eishockeyklub sucht extrem solventen Eigentümer. Zuschriften bitte nur bei ernsthaftem Bekenntnis zum Standort Hamburg.“

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