Eishockey-WM: Sturm und Drang

Ein Sieg gegen die USA, eine Niederlage gegen Schweden: Die deutsche Auswahl muss gegen Russland ran, will aber trotzdem um den Sieg kämpfen.

Eishockeyspieler und ein Puck im Tor

Wieder drin: 2:7 endete das Spiel Deutschland gegen Schweden Foto: Reuters

KÖLN taz | „Mamma mia!“ Der Abba-Song aus den 70ern dürfte den deutschen Eishockeynationalspielern noch dumpf in den Ohren klingen. Er wurde am Sonntag in der Kölner Arena siebenmal gespielt – zu den sieben Toren, die die Schweden den deutschen Cracks bei der Eishockey-WM einschenkten. 2:7 endete die zweite Partie des Turniers aus Sicht der Profis von Bundestrainer Marco Sturm (38), es war die höchste WM-Niederlage seit Beginn seiner Amtszeit im Sommer 2015. Die Freude über den 2:1-Erfolg beim WM-Auftakt am Tag zuvor gegen das US-Team war dahin. Mamma mia!

Zwei Drittel lang hatten die Deutschen gegen die Tre Kronor gut mitgehalten, durch Tore der Kölner Philip Gogulla und Patrick Hager sogar zweimal eine schwedische Führung ausgeglichen. Doch am Ende machte der neunmalige Weltmeister ernst, ging vorm zweiten Drittel 4:2 in Führung und im legte Schlussabschnitt drei Treffer nach. Nach 52 Minuten tauschte Sturm Torhüter Thomas Greiss gegen den Münchner Danny aus den Birken aus.

Am Freitag war Greiss, der Keeper der New York Islanders, mit 42 Paraden noch der Held des Spiels gewesen. „Es war nicht seine Schuld, er hat uns lange im Spiel gehalten“, sagte Sturm, „es waren die fünf Mann vor ihm. Wir haben die Gegentore zu leicht hergegeben.“ NHL-Haudegen Dennis Seidenberg analysierte: „Wir sind im letzten Drittel auseinandergefallen.“

Oder anders gedrückt: Man sah, warum Schweden Rang fünf in der Weltrangliste belegt und Deutschland den zehnten Platz: Der Gegner, der 16 NHL-Profis aufbot, war am Sonntag ein paar Nummern zu groß für die wackeren Deutschen ihren drei NHL-Akteuren.

„Wir bleiben positiv“

In der Partie gegen die junge, talentierte Mannschaft des Weltranglisten-Vierten USA hatten sie am Freitag von ein paar Dingen profitiert. Die US-Amerikaner trafen sich erst Anfang der Woche und absolvierten nur eine Testpartie vor der WM. Sturms Spieler, die sich einen Monat lang auf die WM vorbereiteten, hielten dagegen und schafften es, den Gegner an der vollen Entfaltung seiner Spielkünste zu hindern. Und wenn die Stürmer um den 20-jährigen Jack Eichel (Buffalo), der 2015 im NHL-Draft in der ersten Runde an zweiter Stelle gezogen wurde, durchkamen, war Greiss zur Stelle.

Außerdem waren sie effektiv und machten aus 27 Schüssen zwei Tore, eines davon erzielte Hager in einem von zwei Überzahlspielen. NHL-Stürmer Tobias Rieder (Arizona Coyotes) schoss das andere Tor, und er gestand ein: „Ohne Thomas Greiss hätten wir das Spiel wohl nicht gewonnen.“ Kurz: Es muss alles stimmen, damit die DEB-Cracks einem Weltklasse-Gegner gefährlich werden können.

Was muss geschehen, damit sie sich so selten wie womöglich das „Kalinka“, die musikalische Begleitung der russischen Tore, anhören müssen?

Am Sonntag gab Sturm seinen Spielern frei, damit sie sich erholten, denn jetzt kommt Russland, der Rekordweltmeister. Am Montag (16.15 Uhr/Sport 1) tritt die deutsche Mannschaft gegen die Sbornaja an. Was muss geschehen, damit sie sich so selten wie womöglich das „Kalinka“, die musikalische Begleitung der russischen Tore, anhören müssen? „Wir bleiben positiv“, sagt Sturm. Wie müssen gut regenerieren, und dann greifen wir wieder an. Wir glauben daran, dass wir jede Mannschaft schlagen können.“ Die Halle in Köln wird wie in den ersten beiden Spielen mit mehr als 18.000 Zuschauern ausverkauft sein.

DEB-Kapitän Christian Ehrhoff konnte bisher nicht mitspielen. Wegen einer nicht näher definierten Oberkörperverletzung droht ihm sogar das Turnier-Aus. „Klar ist, wir müssen langsam eine Entscheidung treffen. Wir können nicht darauf warten, bis es mit der Verletzung mal besser wird“, sagte Sturm, der zudem auf Verstärkung aus der NHL hofft, auf Deutschlands Wunderstürmer Leon Draisaitl von den Edmonton Oilers.

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