Ein Workshop für ehrenamtlich Aktive: Die Vielfalt stärken

Petra Bornhöfft, Kuratoriumsmitglied der taz Panter Stiftung und Mitbegründerin des Workshops über das NGO-Medientraining.

Seit Anfang an dabei, Kuratoriumsmitglied Petra Bornhöft. Bild: Anja Weber

Samstags ist es leise im taz-Gebäude. Niemand hastet durchs Treppenhaus, kein Telefon fiept, kein Kopierer surrt. Menschenleer die gläsernen Büros. Heute aber wird es eng und laut im großen Konferenzraum. 20 Aktivisten von Nichtregierungsorganisationen (NGO) diskutieren, wie sie mehr JournalistInnen erreichen, ihre Presseinfos vor dem Papierkorb bewahren, Kampagnen im Netz verbessern oder ihre Facebook-Seite optimieren können.

Die taz Panter Stiftung kann dieses kostenlose Medientraining bereits zum sechsten Mal dank der Spenden vieler StifterInnen anbieten. Der Bedarf, so viel steht fest, ist riesig. Hunderte BewerberInnen aus Deutschland und Nachbarländern mussten wir bislang abweisen. Eine kleine Stiftung wie wir hat trotz hohen, auch ehrenamtlichen Einsatzes nur ein winziges Team und ein begrenztes Budget.

Ein Kanusportler sitzt vielleicht neben dem Freund der südgeorgischen Imker

Jedes Mal wenn sich die Teilnehmenden am Freitagnachmittag gegenseitig vorstellen, wundern sich viele, für wen oder was sich der Tischnachbar einsetzt. Gut möglich, dass der Leipziger Streiter für eine demokratische UNO den Baumbesetzer aus dem Hambacher Forst interviewt, die Unterstützerin nordamerikanischer Ureinwohner einen Muslim aus Pankow befragt. Eine Seniorenvertreterin aus Berlin-Mitte kann auf jemand vom Kinderhospiz Jena treffen. Ein Kanusportler sitzt vielleicht neben dem Freund der südgeorgischen Imker. Bei der Auswahl der BewerberInnen bemühen wir uns, eine möglichst bunte Gruppe zusammenzustellen. NGOs sollen auch voneinander lernen. Das funktioniert. Positiv erinnert etwa Amanda Groschke von der Klimaaktion Silent Climate Parade: „Die angenehme Atmosphäre, die Vielfalt der Vereine, Organisationen und NGOs, aber vor allem ist mir das produktive Arbeiten und der Austausch mit und untereinander positiv in Erinnerung geblieben.“

So sieht ein gelungener Workshop aus. Bild: Anja Weber

Knapp zwei Tage sind extrem kurz, um zu lernen, wie man mit JournalistInnen in Kontakt kommt, welche Pressemitteilungen eine Redakteurin ungelesen in den Papierkorb klickt, wie man eine interessante Information schreibt oder ein Interview in Rundfunk oder TV erfolgreich übersteht. Aber mit den Tipps und praktischen Übungen „im Rücken“ (sei er) „selbstsicherer geworden und arbeite weniger nach Gefühl“, schreibt Sven Bremer vom Aktionsbündnis NoBärgida.

„politisch wenig korrekt, aber ehrlich“

Vor allem die Satz- und Textübungen mit SprachCoach Elisabeth Schmidt-Landenberg überraschen und begeistern selbst akademische MuttersprachlerInnen. „Die Verben bringen einen Satz zum Knacken, aber natürlich nicht im Passiv“, antwortet Christopher Laumanns vom Konzeptwerk Neue Ökonomie auf die Frage, was er im Workshop neu gelernt habe. „Es geht darum, wie wir andere interessieren oder langweilen und als Leser blitzschnell verlieren können - auch wenn die Initiative großartige, wichtige Ziele verfolgt.“

Wie anstrengend so ein Workshop sein kann, erinnert Stevie Schmiedel von Pinkstinks aus Hamburg: „Das Training war schmerzhaft, aber die beste Vorbereitung auf die harte Realität.“ Dazu gehört, dass unsere TrainerInnen als erfahrene JournalistInnen und ÖffentlichkeitsarbeiterInnen schon mal „politisch wenig korrekt, aber ehrlich“ (Schmiedel) von ihrem Tagesgeschäft erzählen. Darin bleibt meist wenig Zeit für NGO-Elaborate.

Gerade die kleinen Initiativen profitieren vom Social Web

Weil auch kleine Initiativen vom Social Web profitieren können, haben wir das Programm inzwischen erweitert. Bereits zum zweiten Mal wird Campaigner Chris Methmann von der Plattform Campact sein Wissen weitergeben. Beim ersten Mal haben Teilnehmende wie Amanda Groschke „ganz neu gelernt, wie eine Kampagne aufgebaut ist und wie viel Arbeit damit verbunden ist“ wenn die Kampagne erfolgreich sein soll. Und die Gruppe Horizonte gemeinnützige Schul- und Gruppenfahrten hat ihren „Facebook-Auftritt entsprechend überarbeitet“, nachdem Anna Böcker von der taz die Tücken und Möglichkeiten in den sozialen Netzen beschrieben hatte.

Viele NGOs „würden gern wieder an Weiterbildungen teilnehmen“ wie die Grass Lifter aus Zwickau, die mit künstlerischen Mitteln gegen das NSU-Terrorvirus kämpfen. Sie hoffen, „dass (die Stiftung) weitermacht und weiter unterstützt“, dies sei gerade für NGOs außerhalb von Berlin wichtig.

Der nächste Workshop wird im November/Dezember stattfinden. Denn auch uns TrainerInnen und OrganisatorInnen macht es Spaß. „Tolle Leute, tolle Stimmung, viel Neues gelernt“, bilanzierte Nina Liebhaber von der Münchner Tibet Initiative. Wir sehen es genauso.

Petra Bornhöfft, Kuratoriumsmitglied der taz Panter Stiftung, hat die NGO-Workshops ins Leben gerufen und bisher jeden selbst betreut.