Ehrendoktorwürde für Schavan: Trostpflaster für die Plagiatorin

Annette Schavan hat ihren Doktortitel verloren. Doch schon winkt ein neuer. Die Universität Lübeck will ihr nach wie vor die Ehrendoktorwürde verleihen.

Schavan winkt ein neuer Ehrentitel. Bild: dpa

BERLIN taz | Ihr Versuch, den Doktortitel auf dem Rechtsweg zurückzuerobern, ist gescheitert. Das hat Annette Schavan inoffiziell eingesehen und den Zusatz „Dr.“ vor ihrem Namen auf ihrer Homepage getilgt. Doch Kompensation naht. Die Universität Lübeck plant unverdrossen, Schavan die Ehrendoktorwürde zu verleihen. Das bestätigte Universitätssprecher Rüdiger Labahn der taz auf Anfrage: „Die Aberkennung des wissenschaftlichen Grades hat mit der Ehrendoktorwürde nichts zu tun. Hier geht es um die Würdigung ihrer Verdienste um die Wissenschaft, und daran hat sich seit 2012 nichts geändert.“

Im Januar 2012 hatte der Senat der Universität beschlossen, der damaligen Wissenschaftsministerin die Ehrendoktorwürde zu verleihen. Zur Begründung hieß es, Schavan hätte sich um die medizinische Wissenschaft in besonderem Maße verdient gemacht, weil sie die Gesundheitsforschungszentren ins Leben gerufen habe. Außerdem habe sie 2010 entscheidend dazu beigetragen, die Medizin als akademisches Fach an der Universität Lübeck zu erhalten.

Als Bundeswissenschaftsministerin hatte Schavan damals erfolgreich gegen den Beschluss der Landesregierung interveniert, die Medizinerausbildung an der Universität Lübeck aus Sparzwängen zu streichen. Mit dem Schachzug, ein zur Hälfte vom Bund finanziertes Leibniz-Institut in ein Helmholtz-Zentrum umzuwandeln, welches der Bund zu 90 Prozent trägt, entlastete ihr Ministerium die Landesregierung um mehrere Millionen Euro. Dieses Geld sicherte den Erhalt der Medizinischen Fakultät.

Den Ehrendoktortitel „Dr. h. c.“ können die Geehrten laut Passverwaltungsvorschrift des Bundesinnenministeriums sogar in ihren Pass aufnehmen lassen, sofern der Titel von einer deutschen Hochschule mit Promotionsrecht verliehen wurde, welches die Uni Lübeck natürlich besitzt. Der Sprecher des deutschen Hochschulverbandes, Matthias Jaroch, sagte der taz: „Wir halten es für schwierig, wenn eine des Täuschungsverdachtes überführte Person mit einem Ehrentitel versehen wird.“ Letztendlich sei das aber eine autonome Entscheidung der Hochschule.

Im Mai, wenige Monate nachdem der Senat der Lübecker Universität entschieden hatte, Schavan zum Dank zur Doktorin zu machen, erhob ein anonymer Blogger den Vorwurf, dass Schavan in ihrer Doktorarbeit aus dem Jahre 1980 plagiiert habe. Die Universität Düsseldorf prüfte die Vorwürfe und entzog ihrer ehemaligen Doktorandin im Februar 2013 den Grad. Ihre Klage gegen die Uni hatte Schavan in der vergangenen Woche vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf verloren.

Schavans Terminwunsch zählt

Dass die Universität Lübeck Schavan die medizinische Ehrendoktorwürde bis heute nicht verliehen hat, begründet Labahn jedoch mit organisatorischen Gründen. Zunächst hatte die Universität beschlossen die Verleihung auf April 2013 zu verschieben, um einen Zusammenhang mit den Landtagswahlen zu vermeiden. 2013 habe sich dann wieder kein Termin gefunden. Nun ja. Aus Sicht der Universität Lübeck kann die Zeremonie in diesem Jahr stattfinden: „Die Entscheidung liegt nun bei Frau Schavan. Sie muss mitteilen, wo und wann sie die Würde entgegennimmt.“

Andere Universitäten prüfen gerade, ob sie die an Schavan verliehenen Ehrentitel zurücknehmen. An der Universität München (LMU) war die damals schon degradierte Schavan im September 2013 zur Hochschulrätin berufen worden. Auf der Webseite der Universität schreibt LMU-Präsident Bernd Huber: „Wir nehmen das Urteil ernst.“ Man werde jetzt die Urteilsbegründung abwarten und genau prüfen. Eine Sprecherin sagte, der Senat der LMU wolle auf seiner nächsten Sitzung über die Causa Schavan beraten.

Auch an der Freien Universität Berlin, wo Schavan seit 2008 Honorarprofessorin für katholische Theologie ist, warten sie nach Auskunft des Sprechers Goran Krstin bis zum 20. April 2014, dann ist das Urteil rechtskräftig. Für das kommende Sommersemester seien keine Lehrveranstaltungen Schavans geplant.

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