Editorial der zeozwei 02/2017: Kirche gegen Schöpfung

Die „Bewahrung der Schöpfung“ ist eine der Standardfloskeln christlicher Politiker und Funktionäre. Doch was tun die Kirchen in Deutschland wirklich für den Klimaschutz?

Die »Bewahrung der Schöpfung« ist eine der Standardfloskeln christlicher Politiker und Funktionäre. Selbstverständlich sei man für die Bewahrung des Planeten, heißt es gebetsmühlenartig, denn diese Schöpfung gilt Christen ja als Gottes Werk. Kaum ist der Satz verhallt, geht bei einigen das Lobbying für Kohlekraft und Benzinmotor weiter.

2015 hat Papst Franziskus in einer Enzyklika mit den Floskeln Schluss gemacht und zu einer ökosozialen Wende und explizit zum Umstieg auf erneuerbare Energien aufgerufen. Mehr kann man kaum von einem Papst erwarten.

Wir wollen zwei Jahre nach Laudato Si’ und mit Blick Richtung Evangelischer Kirchentag in Berlin und Katholikentag 2018 in Münster wissen: Verwirklichen die Kirchen in Deutschland diesen Anspruch?

Nein, tun sie nicht, sagt der Potsdamer Klimawissenschaftler Ottmar Edenhofer. Allenfalls in Einzelfällen durch engagierte Umweltzuständige oder Kirchengemeinderäte. Nicht aber strukturiert und als Ganzes. Das ist auch das Ergebnis der zeozwei-Recherche, die wir in diesem Heft präsentieren.

Was tun die Kirchen zur »Bewahrung der Schöpfung«?

Dabei sind wir teilweise im krassen Widerspruch zur Position der in den Kirchen engagierten Politikerinnen von CDU, SPD und auch den Grünen. »Wo haben Sie sich informiert?«, fragt die stellvertretende CDU-Vorsitzende und Katholikin Julia Klöckner. Und auch Katrin Göring-Eckardt, grüne Fraktionsvorsitzende und Spitzenfunktionärin der Evangelischen Kirche in Deutschland kontert mit einem saloppen »Klar, mehr geht immer«. Sie selbst will »häufiger Fahrrad fahren«.

Da ist man fast zwangsläufig bei einem weiteren Schwerpunktthema dieses Heftes und dieses Jahres: die Krise der sozialökologischen Politik. Die autoritäre Gefahr in den westlichen Ländern, die einsetzende globale Völkerwanderung, die fehlende Antwort auf das Ende der 20.-Jahrhundert-Industriegesellschaft und der nationalistische Angriff auf die Europäische Union drängen die Notwendigkeit der ökosozialen Wende vollends an die Ränder des Bewusstseins von Bürgern und Politikern – und marginalisieren die Grünen in der EU und im Bundestagswahlkampf. »Haben Sie eine Antwort darauf?«, das fragen wir Europas Grünenchef Reinhard Bütikofer.

Haben wir als Gesellschaft eine? Das ist die große Frage unserer Zeit.

Hanna Gersmann und Peter Unfried, zeozwei-Chefredakteure