Diebstahl von US-Industriegeheimnissen: Chinesische Cyberspione angeklagt

Es ist das erste Mal, dass die USA Vertreter eines anderen Staates wegen Cyberspionage anklagen. Betroffen sind Hacker der chinesischen Armee.

Soldaten der Volksbefreiungsarmee Chinas – allerdings nicht aus der Abteilung „Cyberspionage“. Bild: dpa

WASHINGTON afp | Die USA haben Medienberichten zufolge mehrere Hacker der chinesischen Volksbefreiungsarmee wegen Cyberspionage gegen US-Unternehmen angeklagt. Die Washington Post und andere US-Medien berichteten am Montag, dass den Verdächtigen der Diebstahl von Industriegeheimnissen vorgeworfen werde. Demnach ist es das erste Mal, dass die USA gegen Vertreter eines anderen Staates wegen Wirtschaftsspionage im Internet Anklage erheben.

Das US-Justizministerium kündigte eine Pressekonferenz von Justizminister Eric Holder zu einem „Thema der nationalen Sicherheit“ an, ohne weitere Details zu nennen. Die USA hatten China immer wieder vorgeworfen, in die Computernetzwerke von US-Unternehmen einzudringen. Ein Bericht des US-Kongresses aus dem Jahr 2012 bezeichnete China als den „bedrohlichsten Akteur im Cyberspace“. Die chinesische Regierung wies die Anschuldigungen stets zurück und betont, selbst Ziel von Cyberangriffen zu sein.

Im Februar vergangenen Jahres hatte eine Untersuchung der US-Sicherheitsfirma Mandiant die Aufmerksamkeit auf eine Sondereinheit der chinesischen Armee gelenkt, die mit hunderten Hackern von einem Gebäude in Shanghai aus Unternehmen und Behörden in den USA ins Visier nehmen soll. Mit dem Wissen und der „direkten Unterstützung“ Pekings sei eine „ausgedehnte Cyberkampagne“ gegen mehr als 140 Ziele in den Vereinigten Staaten im Gange, hieß es darin.

Die Wirtschaftsspionage über das Internet verursacht für die USA hohe Schäden, der Washington Post zufolge reichen die Schätzungen über die jährlichen Einbußen von 24 bis 120 Milliarden Dollar (bis zu 87,5 Milliarden Euro). Die Enthüllungen des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden über die massiven Spähprogramme des US-Geheimdienstes NSA haben die Regierung in Washington allerdings in Erklärungsnöte gebracht. Das Magazin Der Spiegel und die New York Times hatten im März berichtet, dass die NSA in China neben der Staatsführung auch den Netzwerkriesen Huawei ins Visier genommen habe.

Zweitgrößter Netzwerkausstatter weltweit

Demnach soll die NSA das Computernetzwerk von Huawei infiltriert sowie sich Zugang zum E-Mail-Archiv, zu internen Kommunikationsdokumenten und zu geheimen Quellcodes verschafft haben. Die von einem ehemaligen Ingenieur der chinesischen Armee 1987 gegründete Firma ist der zweitgrößte Netzwerkausstatter der Welt und außerdem der drittgrößte Hersteller von Smartphones. Somit ist Huawei einer der größten Konkurrenten des US-Konzerns Cisco.

Als Grund für die Ausforschung gab die NSA den Berichten zufolge in einem internen Papier an, dass viele unserer Ziele über Huawei-Produkte kommunizieren“ und der Geheimdienst auf dem Stand der Technik bleiben müsse. Zudem gebe es die Sorge, dass China die weitverzweigte Infrastruktur von Huawei „zu Spionagezwecken nutzen“ US-Präsident Barack Obama ließ die Vorwürfe zurückweisen und versicherte dem chinesischen Staatschef Xi Jinping bei einem Treffen Ende März, dass „die Vereinigten Staaten nicht spionieren, um sich einen wirtschaftlichen Vorteil zu verschaffen“

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