Die allererste Panter Preisträgerin: „Frieden ist machbar“

Helga Dieter: Als Heldin sieht sie sich nicht, aber ist stolz darauf, die erste Panter Preisträgerin überhaupt gewesen zu sein.

Seit 20 Jahren aktiv für den Frieden und die Verständigung in Zeiten des Krieges: Helga Dieter. Bild: Andrea Baumgartl

Seit 1994 organisiert Helga Dieter Begegnungen: Über 22.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene trafen seither auf Gleichaltrige aus den feindlichen Lagern im ehemaligen Jugoslawien beziehungsweise dem Nahen Osten. Jeweils zwei Wochen lang leben die Gruppen unter einem Dach zusammen, sprechen und streiten miteinander - ohne dass Helga Dieter jemals Gewalt erlebt hätte: „Wir beweisen damit exemplarisch: Ein Zusammenleben ist möglich, es gibt immer einen Gesprächspartner auf der anderen Seite!“

Bei den Begegnungen, erklärt Helga Dieter weiter, gehe es zunächst ums Zuhören. Es sei wichtig, ruhig zu bleiben, auch wenn man sich Kränkendes anhören müsse oder gleich widersprechen wolle. Das Dialogkonzept ist seit Jahren dasselbe, erheblich verschärft haben sich die Bedingungen.

Schon 2002, am Höhepunkt der Zweiten Intifada im Nahen Osten, seien manche palästinensische Teilnehmende gefährliche Wege zu den Begegnungen gegangen, um nicht festgenommen zu werden. Die Israelis hingegen fühlten sich häufig am Unglück der anderen schuldig, obwohl viele der Politik ihrer Regierung kritisch gegenüberstünden.

Gerade hat „Ferien vom Krieg“ den Dialog zwischen jungen Israelis und Palästinensern ermöglicht. Dieter wusste bis zuletzt nicht, ob die Teilnehmenden angesichts der aktuellen Lage überhaupt kommen: „Es gab Soldaten, die ein paar Tage vorher noch im Gazakrieg gekämpft haben.

Sie lernten die Menschen kennen, die sie sonst nur aus dem Panzer heraus sehen. Die anfänglich starken Widerstände weichten langsam auf. Die Palästinenser wiederum hörten erstaunt, mit welcher Lebensangst viele Israelis aufwachsen.“

Helga Dieter, die in Frankfurt am Main lebt, vertraut der Kraft der Worte, denn solche Dialogseminare zeigen, wie sich die jungen Leute beider Seiten mit jedem Wort annähern - während sich die Politiker mit jeder Bombe voneinander entfernen: „Es ist im Grunde banal: Frieden ist machbar. Ich wage zu behaupten, dass wir mit ,Ferien vom Krieg' auf dem Weg zu dieser konkreten Utopie schon viele Schritte vorangekommen sind.“

GINA BUCHER

» Gina Bucher, 35, taz.lab-Redakteurin und -Autorin, porträtiert schon viele Jahre Panter Preis KandidatInnen für die taz. Sie lebt in Zürich und Berlin