Die Wochenvorschau für Berlin: Lange Unterhosen und Kunstpelzmützen

Es bleibt kalt in dieser Woche, im Humboldt Forum herrscht Eiszeit und die Fashion Week weiß auch kein Rezept, wie es wärmer werden könnte.

Muss es wirklich immer mit Eingriff sein? Lange Unterhosen sind derzeit leider unabkömmlich Foto: dpa

Der Winter war – wie übrigens bekanntlich auch der letzte – bislang so lasch und langweilig, dass man den aktuellen „Kälteeinbruch“, der die ganze Woche anhalten soll, als einigermaßen radikal empfinden könnte.

Sollte man etwa gezwungen sein, doch noch die verhassten langen Unterhosen in den Tiefen des Kleiderschranks zu suchen, um weiterhin mit dem Rad zur Arbeit fahren zu können?

Diese schlabbrigen Dinger, die nur ungefähr bis zur dritten Wäsche die Bezeichnung „körperbetonte Passform“ verdienen, um die man aber nicht her­umkommt als Frischluftfan, da selbst die dickste Baumwollstrumpfhose nicht annähernd so warm hält?

Warum ist eigentlich die Haute Couture noch nicht drauf gekommen, einigermaßen ansprechende Funktionsunterwäsche zu entwerfen? Dies könnte man sich auch anlässlich der am Dienstag beginnenden Fashion Week fragen. Immerhin widmet sich die Schau in einem ganzen Block dem Thema „Fashion & Technology“. Aber selbst dort zerbricht man sich offenbar lieber den Kopf über diebstahlsichere Rucksäcke und die Entwicklung von Textilien mit einer „Titan Mineral Matrix“, welche Energie aus Ferninfrarotstrahlen reflektieren soll.

Sie hängt am Hintern

Wie wäre es stattdessen mit einer anständigen long johns, wie sie zu Recht im umgangssprachlichen Englisch bezeichnet werden – aber bitte ohne Eingriff für den pragmatischen Mann, und ohne dass man sie bis zum Kinn hochziehen kann, während sie am Hintern hängt?

Warm anziehen sollte sich auch, wer sich am heutigen Montag auf der Schlossbaustelle zu verirren gedenkt, denn das wird sicher nicht nur im Wortsinn eine zugige Angelegenheit. So sollen die „baulichen Meilensteine und Höhepunkte“ im Jahr vor der Eröffnung 2019 präsentiert werden, das ist das eine. Das andere ist, dass auch das kulturelle Programm des Humboldt­forums Gestalt annehmen möchte – jene Veranstaltung, die die barocken Fassaden mit zeitgemäßen Inhalten zu füllen gedenkt.

Das Problem: Es geht das Gerücht, im Humboldtforum herrsche Eiszeit. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) wolle die Chefs der zukünftigen Museen im Humboldtforum entmachten, man sei derart in Machtkämpfe verstrickt, dass wenig Kraft bleibe, sich wirklich um Inhalte zu kümmern.

Wem das alles noch nicht frostig genug ist, der kann sich ja vielleicht neben den Unterhosen auch noch eine der alten Kunstpelzmützen überstülpen, die angeschafft wurden, als es in Berlin noch 20 Grad unter null werden konnte. Damit wäre man beispielsweise gut gerüstet für die Russlandhalle auf der Grünen Woche, die am Mittwoch beginnt. Dort gibt es bestimmt guten Kaviar, guten Wodka und allerlei mehr, was Herz und Seele wenigstens ein wenig wärmt.

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