Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Islamistische Pornodarsteller beim V-Schutz, komische Rechtspopulisten und der Bundesnachrichtendienst, der mit 60 immer noch naiv ist.

Hannelore Kraft lacht

K-Frage? Womöglich weiß Hannelore K., wer es wird Foto: dpa

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Das ist langsam wie die letzte Woche vor Haftantritt mit diesen drohenden Wahlen hintendran.

Und was wird besser in dieser?

Zählen auf die Freilassung.

Die Telekom wurde Opfer eines Hacker-Angriffs. 900.000 Menschen hatten über Tage keinen Zugang zum Internet. Was tun, wenn man von der Welt abgeschnitten ist?

Die Telekom verweist hier auf Theodor Storm:

„Hast denn den Ruter auch bei dir?“

Ich sprach: „Der Ruter, er ist hier;

Doch für die Kinder nur, die schlechten,

Die trifft er auf den Teil, den rechten.“

Nachdem der Nikolaus seine rote Kutte der Legende nach der Coca-Cola-Werbung verdankt, installiert die Telekom nun den Nikolaus mit dem Router.

Der Verfassungsschutz hat wohl aus Versehen einen Islamisten beschäftigt. Integration vom Feinsten?

Naja, die Islamisten haben damit auch einen Pornohonk angeheuert. Und die Einhand-Cineastik einen Staatsspitzel. Womöglich setzt der Verfassungsschutz beim personal recruitment auf die Zettel von der Kölner Domplatte („fickificki?“) oder hat einfach ein Imageproblem: Da will sonst keiner hin. Zum Bund will auch keiner, prompt steuert die Bundeswehr mit ihrer Soap „Die Rekruten“ gegen. Mag sein, dass manche Tiefstbegabte glauben, Soldat zu werden sei eine Art Casting für eine Familienserie. In den USA sollen Leute so schon Präsident geworden sein. Jedenfalls klingt „Verfassungsschutz – islamistische Pornodarsteller passen auf“ schon etwas viraler als „Wir. Dienen. Deutschland.“.

Dr. Oetker verliert durch den Verkauf seiner Reederei Hamburg Süd rund die Hälfte seines Umsatzes. Muss sich das Land auf einen Pudding-Engpass einstellen?

Von den urtümlichen Mannesmann-Röhrenwerken ist heute nur noch ein bisschen Vodafone-Telefonie übrig. Da ist die Konzentration aufs Kerngeschäft bei Oetker sympathischer als die Vision, bald bestenfalls noch mit der MS Backblech um den Pudding zu fahren. Offenbar ist mit Tiefkühlpizza der Finanzbedarf der Reedereibranche nicht mehr zu decken und die Bielefelder Familie hüpft an Land – „man soll sein Pulver trocken halten“.

Bei der SPD steht die K-Frage im Raum. Auf die Antwort müssen wir noch bis Januar warten. Nur: Was weiß Hannelore Kraft, was wir nicht wissen?

Der SPD-Landesverband kann in einem Mitgliederentscheid lustige Dinge tun, etwa Rudolf Scharping verkanzlern. Also hat Kraft schon einen Hebel, einigermaßen zeitig vor ihrer Landtagswahl im Mai disponieren zu können: Gegen NRW wird niemand SPD-Kanzlerkandidat. Womöglich weiß Kraft, wer es wird; vermutlich weiß sie, wen sie will. Ganz sicher jedoch ist das ein Problem, das die Union gern hätte. Die SPD muss aus mindestens zwei Bewerbern auswählen; die Union hat etwas weniger als eine unumstrittene Kandidatin.

Nicht nur Charlie Hebdo, auch der Almanach des diesjährigen Bundespresseballs wirft die Frage nach den Grenzen der Satire auf. Ja, wo liegen sie denn nun?

Mitunter kann man „Komiker“ oder „Rechtspopulist“ nur noch am rhetorischen Blinddarm hintendran unterscheiden: Der eine endet „War doch nur ’n Witz“, die andere ist „mit der Maus abgerutscht“ und hat „das so nicht gesagt“. Charlie Hebdo fragt, ob das deutsche Erbarmen mit herzrührenden Fotos von Flüchtlingskindern noch fortdauert, wenn erwachsene Gewalttäter daraus geworden sind. Das zielt makaber auf einen offenkundigen gesellschaftlichen Widerspruch. Im Presseball-Prospekt empfiehlt eine „Bundes-Bade-Agentur“ die „Schwimmschule Refugium“. Das hat man so schon aus ungepflegten Schließmuskeln brauner Verdauungssysteme miefen gerochen und braucht es nicht noch mal. Mag alles subjektiv sein, doch: Ein guter Witz kann sich selbst verteidigen und erhebt sich über seinen Absender. Witze mit Begleitbuch und Videotext-Untertafeln sind keine.

Der BND ist 60 Jahre alt. Was gibt es da zu feiern?

Eine der wenigen gesellschaftlichen Instanzen, die noch älter ist als ich und zugleich noch naiver.

Donald Trump hat „Mad Dog“ Mattis zum Verteidigungsminister ernannt. Was jetzt noch fehlt, ist ein passender Spitzname für Trump. Vorschläge?

Mario Nette.

Und was machen die Borussen?

Ich tippe, dass Aubameyang die Kohle bei Ebay für schrille Garderobe rausgehauen hat, bevor er damit groß die Steuer betrügen konnte. Ich hoffe es sehr.

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Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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