Die Woche: Was sagt uns das, Herr Küppersbusch?

Deutschland weltkaspert, Schottland zeigt, wie es gehen könnte. Und Peter Altmaier ist der Ohrfeigenaugust.

Was hat Peter Altmaier geritten, den Job als Kanzleramtsminister zu übernehmen? Bild: dpa

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Zum „Tag des offenen Denkmals“ hat sich Bundesjoachim Präsident Gauck für den Erhalt historischer Gaslaternen ausgesprochen.

Und was wird besser in dieser?

Gauck konzentriert sich für den Rest seiner Amtszeit auf dieses Thema.

Innenminister de Maizière hat dem Islamischen Staat (IS) jegliche Aktivität in Deutschland verboten. Er sei eine Bedrohung – auch für die Sicherheit in Deutschland. Schlottern den Kämpfern im Nahen Ostern nun vor Angst die Knie?

Dann ist IS ja fast so verboten wie die PKK. Und der würde de Maizières Parteifreund Schockenhoff „unter Bedingungen“ Waffen liefern. Mittelfristig könnte man also den IS hier verbieten, den IS-Milizionären jedoch dort Waffen geben, mit denen sie sich bitte selbst zu erschießen hätten. Deutschland überspringt diesmal den Status „Mittelmacht“ und wird gleich Weltkasper.

In Katalonien demonstrieren Hunderttausende für die Unabhängigkeit. Schottland stimmt nächste Woche darüber ab. Ist es Zeit über Bayern zu reden?

Und einige mehr! Der Slogan „Katalonien, ein neuer Staat in Europa“ deutet die Option an, dass die Regionen erstarken, wenn die nationalen Regierungen zunehmend Kompetenzen an Europa abgeben. In den Worten Peter Gauweilers: „Schottland macht es richtig, und ich wünsche unseren keltischen Stammesgenossen am nächsten Donnerstag für ihre Unabhängigkeit ein dickes Ja. Schafft drei, vier, viele Schottlands in Europa! Edinburgh ist die Schwesterstadt von München, und die Wittelsbacher sind die dynastischen Nachfolger der Stuarts.“ (Gauweiler-Kolumne im Oberbayerischen Volksblatt)

Die Mitglieder des NSA-Untersuchungsausschusses beklagen sich über bis zur Unkenntlichkeit geschwärzte Dokumente. Sehen Sie schwarz für die Aufklärung der Affäre?

Die Aufzählung aller Schwärzungen soll eine 20-seitige Liste sein, die vermutlich ebenfalls gerade geschwärzt wird. Muss ganz schön öde sein für die US-Agenten, die den Ausschuss dabei überwachen, wie er nichts rauskriegt. Immerhin umschreiben die Schwärzungen und das Mauern der Bundesregierung, dass Deutschland eine Rolle spielt, die man wohl mit „informelles fünfeinhalbtes Auge“ nicht ganz unfair einsortiert. Wer fünf Augen hat, kann ja mal eins zudrücken. Was hat Peter Altmaier geritten, den Job als Kanzleramtsminister und damit Ohrfeigenaugust zu übernehmen? Feine Pointe: Just nachdem Generalbundesanwalt Harald Runge den Ausschuss in den Schlaf sang („für eine massenhafte Ausspähung der deutschen Bevölkerung gibt es keine Hinweise“), haut der Spiegel raus, dass NSA und GCHQ, Telekom und NetCologne mithören.

Sechs US-Hubschrauber haben sich in ein polnisches Rapsfeld verirrt und russische Soldaten verirren sich in die Ukraine. Brauchen die Militärs neue Navigationsgeräte?

US-Schiffe bei Odessa („Manöver Sea Breeze“), bereits im 14. Jahr die „Übung Rapid Trident“ in der Ostukraine mit einem knappen Dutzend Nato-Mitgliedern, dazu drei ukrainisch-polnische Übungen und ein bisschen Gebirgsjägerfolklore drumherum: Die Nato manövriert sich derzeit schwindelig beziehungsweise schwindelt ihre Manöver zu Festen der Völkerfreundschaft um. Hier hülfe, statt Navi, auch sachte Alphabetisierung: Das „Na“ in Nato steht für „Nordatlantik“, und der geht offenbar neuerdings bis Moskau. Während der Russe sich gefälligst „saturiert“ zu sehen habe, können alle Nato-Chefs fehlerfrei den Satz sagen: „Wir schließen weitere Mitglieder nicht aus.“ Sechs ehemalige „Warschauer-Pakt-Staaten“, zwei Teilrepubliken Exjugoslawiens und drei Exsowjetrepubliken gehören bereits dazu. Woher nimmt Putin die Fieberfantasie, eingekreist zu werden? Gorbatschows Wort vom „gemeinsamen Haus Europa“ wird wahr. Ohne Russen, klar.

Und, schon die neue Iwatch bestellt?

Ich bewohne die fast menschenleere Nielssen-Typologie „last movers“ und „dead adopters“. Von dort aus sieht der Rest der Menschheit wie unterbezahlte Versuchskaninchen der Gadget-Industrie aus. Wir „last movers“ kaufen etwas, wenn es bewährt, ausentwickelt und am Billigstpreis angekommen ist – bevor er wegen eines musealen Schauwerts wieder steigt. Ich könnte jetzt mit einer analogen Armbanduhr liebäugeln; noch habe ich keine.

Und was machen die Borussen?

Nein, lieber Gerhard Schröder. Sie sind nicht der Shinji Kagawa der SPD. Schön ruhig weiter Pensionär sein. Ruuuhig. Alles gut.

(FRAGEN: ASH)

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Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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