Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Krautfunding mal richtig, VW beginnt die Frauenförderung und Google hat verstanden, wie Verleger ticken und die Maschinen machen uns alle.

Löwenzahn, der „Putin des Kräuterbeets“, ist nicht kaputtzukriegen. Bild: dpa

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Rosmarin (erfroren), Löwenzahn („Putin des Kräuterbeets“), Minze (anspruchsvolle Zicke).

Und was wird besser in dieser?

Zitronenmelisse (fertig), Salbei (Halsschmerz, wo ist dein Stachel?!), allgemein Krautfunding.

In der Spionageaffäre um den BND und US-Geheimdienst NSA weist Bundesinnenminister Thomas de Maizière jede Kritik zurück. Da kann man nichts machen, oder?

Nichts wäre dümmer, als die Causa unter einem spektakulären Rücktritt zu beerdigen. Am Tag nach „9/11“ regierungserklärte Kanzler Schröder „die uneingeschränkte – ich betone: uneingeschränkte – Solidarität Deutschlands“. Dazu urteilte das Bundesverwaltungsgericht später: „Eine Beihilfe zu einem völkerrechtlichen Delikt ist selbst ein völkerrechtliches Delikt“ – da hatte der BND bereits für die Amis Angriffsziele in Bagdad ausgespäht.

Die Rolle des BND als nützlicher Depp amerikanischer Dienste rührt aus der Besatzung; eine schwer entwirrbare Mischung aus Vormundschaft und Fürsorge. Irgendwo unterwegs – ungefähr da, wo auch die Reparationen für Griechenland vergessen wurden – verzichteten wir auf eine Neubestimmung der Freundschaft. Und der Zusammenarbeit. Mit einem Rausschmiss de Maizières kämen alle Beteiligten billig davon.

Die Gewerkschaften des Sozial- und Erziehungsdienstes verlangen mehr Wertschätzung für soziale Berufe. Wird man die durch Streiks erreichen?

Wenn Eltern ihre Kinder wegen Lokführerstreiks nicht zur Kita bringen können, herrscht schon ganz schön schlechte Laune. Das kann man auch direkter haben. Das „Ziel, die Arbeit in Pflege, Betreuung und frühkindlicher Bildung aufzuwerten“ steht im Koalitionsvertrag.

Der britische Wissenschaftler Stephen Hawking sieht nur noch eine Überlebenschance für die Menschheit: Wir müssen uns im Weltraum ausbreiten. Haben Sie schon gepackt?

Klar, und obenauf das andere Statement von Hawking, in dem er darlegt, dass die künstliche Intelligenz uns über kurz oder lang eh zum Horst macht. Was der Biomensch Lerngeschwindigkeit nennt, ist aus Sicht der Rechner kompetentes Modern. Schon jetzt verbringen wir viel Zeit damit, unseren Geräten Steckdosen zu suchen – wenn sie bereits schlauer sind als wir, sind sie nicht so doof, uns ihren Sieg merken zu lassen.

Mähliche Versklavung. Flucht auf ferne Planeten setzt unter anderem noch viel mehr schlaue Rechner voraus, und damit führen beide Thesen Hawkings zur Kernfrage: Kann man Silizium lachen hören? Bleibt wohl nur, den Planeten zu retten. Puuhh, langweilig.

Google kooperiert mit europäischen Zeitungsverlagen und bläst insgesamt 150 Millionen Euro in die Branche. Zeit, SZ, Spiegel und FAZ machen mit. Soll die taz auch einsteigen?

Wohlwollend betrachtet hat Google sich immer noch nicht entschieden, ob es Druckmaschinenbesitzer oder Verleger sein möchte. Geht es ans Bezahlen, kennt Google keine Urheberrechte; da ist man ganz alter Druckereibetrieb. Geht es ans Verdienen, steckt Google sich das Geld ein und redigiert gewinnstrebend in die Inhalte hinein, ganz Verleger.

Gut möglich, das alte Modell passt nicht aufs neue Geschäft. Wenn Google Dukaten aus der Prunkkutsche wirft, muss man es nicht beim Balgen im Staub belassen. Die Verlage – und gern auch die taz – könnten die Gelegenheit nutzen, sich zu einem besseren Modell zusammenzuschließen. Irgendwo muss man anfangen, warum nicht da, wo Google den Kaffee spendiert.

Für die Nachfolge des VW-Aufsichtsrates sind mit Louise Kiesling und Julia Kuhn-Piëch zwei Frauen bestimmt worden. Endlich Frauen an der Macht! Oder?

Vor über zehn Jahren präsentierte Volvo das erste ausschließlich von Frauen entwickelte Auto: Der – oder die? – „YCC“. Perfekte Rundumsicht, umlaufende Gummileisten, hinten nur ein Sitz und viel Stauraum. Handbremse und Ganghebel waren nicht so der Phall der Entwicklerinnen, das wurde in Schalter gelegt. Von Schminkspiegelchen und rosa Plüsch keine Spur, stattdessen: Flügeltüren und ein sehr sexy Sportwagendesign. Kam in die Schublade. In die, die bei VW noch leer ist. Kann losgehen.

Und was machen die Borussen?

Götze, Lewandowski, jetzt womöglich Gündogan: Bald stellt der FC Bayern am Westenhellweg Altkleidercontainer auf und sammelt das auch noch ein. Dabei sind sie am schwächsten auf dem Trainerposten besetzt – der scheitert schon zum zweiten Mal am „Triple“. Na, zum Glück ist ja in Dortmund gerade kein Trainer frei.

FRAGEN: CZ

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.