Die Wahrheit: Hühnchen im Eimer

In den panierten Geflügelteilen der Fastfoodkette KFC sollen elf geheime Zutaten stecken. Welche das sind, will man lieber nicht so genau wissen.

Früher hieß die Kette Kentucky Fried Chicken und verkaufte Eimer voller Hühnerteile. 1991 änderte man den Namen offiziell in KFC, weil „fried“, also „gebraten“, zu ungesund klang. Die Qualität der Eimerware hat sich allerdings nicht verbessert. Es soll angeblich elf geheime Zutaten geben. Wenn man einen Blick auf die Liste der nicht geheimen Ingredienzen wirft, fragt man sich, warum das Zeug nicht rezeptpflichtig ist.

Hat man deshalb zwei Mädchen den Zutritt zu einer Filiale in Edinburgh verweigert? Man müsse volljährig sein, um bei KFC zu essen, erklärte ihnen der Türsteher. Befürchten die Betreiber, dass ihnen Kindesmissbrauch vorgeworfen würde, wenn sie Minderjährigen die ungesunde Mahlzeit servierten?

Die Managerin sagte, dass Jugendliche in der KFC-Filiale ständig randalierten, weshalb sie nur unter Aufsicht von Erwachsenen essen dürfen. Gehören zu den geheimen Zutaten Aufputschmittel? Vorige Woche gingen auch Erwachsene bei KFC leer aus. 600 der 900 Filialen in Großbritannien und Irland mussten dichtmachen, weil sie keine Hühner hatten. Man habe den Zulieferer gewechselt, erklärte eine KFC-Sprecherin, und der habe Lieferschwierigkeiten.

Die auf Wortspiele versessene britische Presse war in ihrem Element, da die Wörter „foul“ und „fowl“ (Geflügel) identisch klingen. Der Hühnermangel beruhe nicht auf „fowl play“, berichteten gleich mehrere Blätter. Der spitzbärtige Hühneroberst Colonel Harland Sanders, der die Kette in den USA gegründet hat, musste die Hühnerflaute nicht erleben. Er ist 1980 im Alter von 90 Jahren gestorben. Seinen Titel hat er nicht in der Armee erworben, sondern er wurde ihm vom Gouverneur von Kentucky verliehen, weil er den US-Staat weltbekannt gemacht hat.

Mehr als eine Million Menschen sind Mitglied im Colonel’s Club und erhalten dafür Rabatte. Vor gut einem Jahr haben Hacker die Daten des Loyalitätsprogramms geklaut. Wer könnte Interesse daran haben? Vermutlich eine Lebensversicherung, die sich die Hühnervielfraße vom Leib halten will.

Die Kette verbraucht eine Milliarde Hühner im Jahr, es gibt mehr als 20.000 Filialen in 125 Ländern. Inzwischen kann man sich die Hühnereimer auch nach Hause liefern lassen. Aber warum sollte man das tun? Der einzige Vorteil bei einem Besuch in einer KFC-Filiale ist, dass man die eigene Bude nicht mit ranzigem Fett verpestet.

Ich habe mich auch mal in eins dieser Etablissements in Dublin hineingewagt. Das Tier war in einen eklig fettigen Mantel gehüllt, die Pommes frites waren alt, es zog in dem Laden wie Hechtsuppe, und es stank nach Pisse, weil die Klotür nicht schloss. Oder lag es nicht an der Tür, sondern an Casey Diedrich? Der KFC-Hühnerbräter wurde weiterbeschäftigt, obwohl er zugegeben hatte, ins Essen uriniert zu haben. Ist das etwa eine der elf geheimen Zutaten?

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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