Die Wahrheit: Männer und Würstchen

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie zu ihrem Geburtstag fünf identische Glückwunschkarten bekommen? Eine bewegende Frage, indeed …

Vor ein paar Monaten war an dieser Stelle die Rede von den wirklich wichtigen Nachrichten, die man nur aus der Lokalpresse erfährt. Daran hat sich nichts geändert. Die überregionalen Blätter sind nach wie vor mit Brexit, Terroristen und Brexit-Terroristen beschäftigt, während sich die lokalen Zeitungen lieber um bisweilen wunderliche Dinge kümmern.

Zum Beispiel um den Mann, der zu seinem 80. Geburtstag fünf identische Glückwunschkarten bekam. Ein Blatt aus Surrey rechnete vor, wie groß die Wahrscheinlichkeit für solch ein Ereignis sei, und kam zu dem Ergebnis, dass es einem Lottogewinn gleichkäme. Für die fünf blöden Karten kann sich der Rentner aber nichts kaufen. Ein Mann aus dem walisischen Abergavenny hingegen gewann mit einem Rubbellos fünf Pfund, meldete der Abergavenny Chronicle reißerisch auf der Titelseite.

In Wales scheint der Boden nicht nur für Rubbellose, sondern auch für Gemüse fruchtbar zu sein. Der South Wales Argus machte mit einer Gemüsesensation auf: „Mann erntet riesige Tomate.“ In Kent kam deshalb Neid auf: „Birne in der Größe einer Erbse in Brogdale gefunden“, schrieb die Lokalausgabe der Times für die Grafschaft Kent bedauernd.

Manchmal geht es in englischen Gärten aber unappetitlich zu. Ein Opfer des Floraperverslings Paul Darlow sagte laut Reading Post vor Gericht aus, der Anblick des nackten Mannes in ihrem Garten habe ihr Männer und Würstchen für immer und ewig verleidet.

In vielen Zeitungen ist eine Seite mit Lebenshilfen für die Leser reserviert. Die Worcester News sorgte sich um einen jungen Mann: „Hilfe! Ich bin von Cornflakes abhängig.“ Das North Devon Journal hingegen berichtete von einer Frau, die auf Cornflakes nach einem traumatischen Erlebnis angewidert reagiere: „Frau fand Kondom in Cornflakes.“ Vielleicht sollte man das dem Mann aus Worcester empfehlen. Oder besser noch der 17-Jährigen, die an einen Kummerkasten schrieb: „Liebe Deirdre, der Hund meiner Mutter hat den Briefträger angegriffen. Ich wollte helfen, die Dinge nahmen ihren Lauf und jetzt bin ich schwanger.“

Verbrechen nehmen ebenfalls breiten Raum in den Lokalblättern ein. Der Somerset Mercury warnte, dass ein Fußgänger, der von einem durch eine Pfütze rasenden Auto nass gespritzt wurde, Rache geschworen habe. Die Polizei sei informiert. Allerdings ist die nicht immer dein Freund und Helfer. Nachdem bei der Polizei Guilford gemeldet wurde, dass ein vermutlich krankes Eichhörnchen ständig im Kreis herumlief, rückte eine Streife an und überfuhr das Tier versehentlich.

Manchmal unterlaufen aber auch den Lokalzeitungen Fehler. Der Sentinel musste einen Bericht über ein Rockkonzert korrigieren: Eric Lyday sei nicht, wie berichtet, auf Drogen („on drugs“) gewesen, sondern er saß am Schlagzeug („on drums“).

Sicherlich wahr ist jedoch die überraschendste Nachricht der letzten Monate, sie stand in der Wolwyn & Hatford Times: „Toter auf dem Friedhof gefunden.“

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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