Die Wahrheit: Fussballstadien voller Sexsklavinnen

Seit Trump gewählt wurde, masturbiere ich nicht mehr. Meine sexuellen Fantasien sind einfach überlagert von der verdammten Realität.

„Ich habe seit letztem Mittwoch nicht schlafen können“, sagt meine amerikanische Freundin Marnie. „Ich habe nichts essen können“, sagt meine andere amerikanische Freundin Taylor. „Ich bin nur noch am Kotzen“, sagt wiederum Chris, ein britischer Kumpel mit afrikanischen Wurzeln. „Ich glaube“, sagt Joe, der auch Amerikaner ist, „dass Barack Obama ein Faschist ist. Aber ich weiß, dass Trump eindeutig gefährlicher für uns alle ist.“

„Ja“, sage ich. Ich will nicht über Obama streiten. Heimlich finde ich ihn toll. Der ganze Hass auf ihn kommt nur daher, weil er geil, süß, lustig, hübsch und intelligent ist und die weißen Männer neidisch sind. Wenn Schwarze trotz Rassismus Präsident werden können, sind sie nicht genetisch unterlegen, sondern überlegen, fürchten die weißen Männer. Deswegen müssen sie das Weiße Haus jetzt mit white supremacists füllen. Ich weiß, dass Obama nicht perfekt ist, aber über Politik streite ich mich nicht mehr mit Freunden in Bars. Ich streite mich nur noch mit Fremden bei Facebook.

„Vielleicht wird es nicht so schlimm!“, sagt meine deutsche Freundin Chrissy. „Wahrscheinlich macht Trump nicht mal die Hälfte von dem, was er angekündigt hat! Ich glaube auch, dass er in zwei Jahren stirbt. Er wird einen Herzinfarkt kriegen.“

Wir erklären Chrissy, dass es schlimm genug ist, wenn er nur die Hälfte von dem umsetzt, was er angekündigt hat. Außerdem ist Pence dran, wenn Trump stirbt. Und der ist christlicher Fundamentalist. „Ich ziehe nach Kanada“, sagt Marnie. „Wenn die AfD an die Macht kommt“, sage ich, „dann ziehe ich nach Island. Da gibt es viel Platz, wenig Nazis und schöne Vulkane. Und nur 300.000 Einwohner, es muss wirklich leicht sein, da berühmt zu werden.

„Wenn die AfD an die Macht kommt“, sagt Chris leise, „begehe ich Selbstmord. Ich habe schon Pillen besorgt.“ Ich bin zu jung, um mich an den Kalten Krieg zu erinnern, für mich ist 2016 das erste Jahr, in dem die Politik meine Freunde in den Selbstmord treibt. Und ich? Ich habe seit Trumps Sieg nicht mehr masturbieren können.

Für mich ist 2016 das erste Jahr, in dem die Politik meine Freunde in den Selbstmord treibt

Das Problem ist, und ich schäme mich ein bisschen, das zuzugeben, ich bin ziemlich devot, und meine sexuellen Fantasien handeln oft davon, dass Frauen erniedrigt oder unterdrückt werden. Beim Masturbieren stelle ich mir oft Dystopien auf anderen Planeten oder auf der Erde vor, aber in der Zukunft nach einer Alien-Invasion. Frauen als Sexsklaven, Fußballstadien voll nackter Frauen – und dann kommen Alien-Invaders und sortieren sie aus.

Aber seit Trump habe ich keine Fantasien mehr. Er hat alle Fantasien zur Realität gemacht. Es gibt nichts Erniedrigendes, das ich mir noch vorstellen könnte, das er nicht zu tun bereit wäre. Wahrscheinlich wird er Prostitution legalisieren, alle amerikanischen Puffs verstaatlichen und dann mit Frauen füllen, die auf ihre Abschiebung warten. Also sagt mir bitte nicht, dass es nicht so schlimm wird. Ich habe seit über einer Woche nicht masturbiert, und es ist schon jetzt richtig, richtig schlimm.

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