Die Wahrheit: Namen sind weder Schall noch Rauch

Es ist nicht unwichtig, wie man sein Kind nennt, denn der Name bestimmt den Werdegang. Das haben Forscher für eine Autoversicherung ermittelt.

Corbyn ist okay. Als Vorname war er bereits vor dem Aufstieg Jeremy Corbyns zum britischen Labour-Chef populär. 15 Kinder wurden 2015 so getauft. Der Trend geht in Großbritannien ohnehin zu Nachnamen als Vornamen: Miller, Jefferson, Cameron. Und Eltern schrecken nicht vor der Verhunzung normaler Namen zurück, damit ihre Kinder unverwechselbar sind. Sofiya, Sofiyya, Sofya und Sophea sind alles Namen, mit denen Neugeborene jüngst bestraft wurden.

Die Kinder werden sich später freuen, wenn sie ihren Namen buchstabieren müssen: „Ich heiße Sofia mit zwei Ypsilon.“ Da haben sie es immer noch besser, als die 22 Kinder, die A, C, T oder J heißen. Möglicherweise haben ihre Eltern Zeitungsberichte über irgendwelche Gerichtsverfahren falsch verstanden: „Der Angeklagte A bestritt die Tat.“

Zehn Prozent der Kinder haben einen Namen, den höchstens noch ein weiterer Altersgenosse hat. Unique – also „Einzigartig“ – gehört nicht dazu, fünf Mädchen heißen so. Und fünf Jungen bekamen den längsten Vornamen des Jahres: Oluwatimilehin bedeutet „Gott ist meine Stärke“. Zwölf Prozent der Eltern bereuen ihre Namenswahl später. Das nützt Calix dann aber nichts mehr. Der Name entsprang einem Streit der Eltern: Der Vater favorisierte Canyon, die Mutter wollte Felix. Das Kind hatte Glück im Unglück, dass sich die Eltern nicht zwischen Torsten und Artur entscheiden mussten.

Dabei ist es nicht unwichtig, wie man sein Kind nennt, denn der Vorname bestimmt den Werdegang. Eine Untersuchung hat ergeben, dass Declans und Patricias eine hohe Meinung von sich haben, während Eltern, die ihre Kinder Jamie oder Rebecca taufen, für eine Therapie sparen sollten, um den Minderwertigkeitskomplex der Sprösslinge später behandeln zu lassen.

Heißt man Gary oder Deborah, wohnt man in einem Eigentumshaus, fährt einen Citroen Picasso und macht Urlaub auf Jamaika. Die Ronalds und Joans sind Rentner, wohnen in einem Bungalow, fahren einen Honda Jazz und gehen in Norwegen auf Kreuzfahrt. Ihre Enkel sind Thomas und Sarah, sie leben in einer Mietwohnung im ersten Stock, fahren einen Renault Clio und machen Urlaub in Bulgarien.

Die Wissenschaftler haben für die bahnbrechende Untersuchung die Akten von einer Million Kunden einer Autoversicherung ausgewertet. Wer Charles oder Camilla heißt, so fiel ihnen auf, wohnt in einem Schloss. Der Thronfolger und seine Gattin finden ihre Namen jedoch so langweilig, dass sie sich exotische Spitznamen zugelegt haben: Fred und Gladys.

Demnächst wird aber alles anders. Premierministerin May will gesetzlich festlegen lassen, dass nach dem Austritt aus der Europäischen Union nicht-englische Namen verboten werden. Die Oluwatimilehins müssen ihren Namen dann in Charles oder Fred ändern, andernfalls werden sie nach Nigeria geschickt. Im Ministerium für Sprachsäuberung arbeitet man bereits an Listen, die 25 zugelassene Mädchen- und Jungennamen enthalten. Brexit steht auf beiden Listen. Das ist geschlechtsneutral.

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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