Die Wahrheit: Hüpfende Höllenhunde

Man sollte eigenen Haustieren misstrauen – besonders im Todesfall. Längst aber drängen neue Modelle auf den animalischen Markt.

Ein Känguru auf Steinen

Das gesellige Känguru ist bereits auf der Suche nach neuen Aufgaben im Heimtierbereich Foto: reuters

Die Katze ist ein gnadenloser Lebensgefährte, der sich umstandslos über seinen Halter hermacht, wenn dieser tot in der Wohnung umfallen sollte. Das behauptet ein haariger Zoologe im Polizeiruf „Wölfe“. Die Katze ist des Menschen Wolf und frisst zuerst die „Delikatessen“: Augen, Knorpel, Nase und Ohren, wie der Zoologe provokant grinsend berichtet.

Ganz anders dagegen der Hund, der in seiner hündischen Treue so etwas niemals tun würde. Das kolportiert zumindest dieser unsympathische „Tierkenner“ in jenem Sonntagskrimi. Der Bericht über den kleinen Mischlingshund Snoopy im Berliner Kurier scheint ihm recht zu geben: „Er wachte 3 Wochen bei totem Herrchen.“ Und das ohne Futter und Wasser!

Doch leider sind nicht alle Hunde so willensstark wie der getreue Snoopy, Pathologen und Forensiker wissen davon ein Lied zu singen. Immer wieder müssen sie grausam verstümmelte Leichen aus Hundehaushalten obduzieren. Dabei stammen die Verstümmelungen leider oft vom besten Freund des Herrchens oder Frauchens.

Der große Überlebenshunger

Moralisch verwerflich ist das nur bedingt: „Der Hund befindet sich in einem furchtbaren Konflikt. Aber wenn der Hunger zu groß wird, siegt der Überlebensinstinkt“, berichtet der Hundepsychologe Thomas Riepe auf news.de. Ein weiteres Phänomen ist das gezielte Fressen kranker Teile eines Hundehalters. So wachte ein Hundebesitzer in den USA mit drei Zehen weniger auf, als er eingeschlafen war. Er litt an Diabetes und sein Hund handelte aus dem Instinkt heraus, „erkranktes Fleisch zu entfernen“.

Das alles sind Meldungen, die ältere Hundebesitzer verunsichern müssen. Kein Wunder, dass viele Senioren ihren Hund als potenziellen Schänder ihres Leichnams aussetzen, bevor es zu spät ist. Ist der einstige Lebensgefährte auf einem Parkplatz oder auf dem Friedhof erfolgreich angeleint, heißt es, sich nach einem weniger gefährlichen Lebensgefährten umzusehen. Dieser sollte ein konsequenter Vegetarier sein, doch die Wahl fällt nicht leicht: Meerschweinchen sind unverdächtig, aber zu klein und geraten leicht unter den Rollator. Kaninchen sind größer, mummeln aber fortwährend. Das mögen Senioren gar nicht. Biber gehen an die Möbel, und Hühner sind dumm wie Brot.

Die besten Ersatzhunde kommen von weither, von einem anderen Kontinent sogar – die Rede ist von Kängurus. Denn das wusste schon der alte Brehm: Alle Kängurus fügen sich ohne Umstände in die Gefangenschaft. Und gesellig sind sie auch, sie leben in Freiheit in kleinen Trupps. Die Tiere werden in speziellen Ausbildungsstationen für ihren Einsatz an der Seniorenfront geschult, wobei sie ihre Scheu vor dem Menschen verlieren sollen. Als Erstes lernen sie, an der Leine zu hüpfen und grundlegende Befehle zu befolgen: „Sitz“, „hüpf“, „bei Fuß“, „aus“ und „box“! Letzteres lernen aber nur die Kampf-Kängurus.

Das Känguru ist der ideale Demo-Begleiter:Hopp, hopp,Atomraketen stopp!

Das Wichtigste in der Ausbildung ist der Apportierlehrgang, denn auf das beliebte Stöckchenspiel wollen die verspielten deutschen Senioren nicht verzichten. Dabei kommt ihren Ersatzhunden beim Apportieren der praktische Beutel zupass. Charakterlich sind die Beuteltiere dem Hund zumindest gleichwertig, Kängurus sind zwar etwas sprunghaft, aber im Grunde herzensgut und treu. Treu jetzt nicht im Sinne von hündisch treudoof, sondern eher so, dass sie zu schätzen wissen, wer sie füttert. Und niemals, niemals würden sie ihr Herrchen oder Frauchen auffressen!

Kein lästiges Bellen

Dazu entfällt beim Känguruh das lästige Bellen, sie halten den Rasen kurz und bewegen sich ordentlich auf zwei Beinen. Dadurch machen sie sich die Vorderpfoten beim Laufen nicht schmutzig, wie Kollege Hund, der alte Schmutzfänger, es tun würde. Die kleinen Känguruköttel sind problemlos aufzuklauben, vorbei die demütigenden Momente der Beseitigung von hundetypischen Schmierkot-Haufen. Das Känguru ist außerdem ein idealer Demo-Begleiter: „Hopp, hopp, hopp – Atomraketen stopp!“. Versuchen Sie das einmal mit einem Hund.

Der passionierte Känguru-Züchter Sidney K. aus C. in A. ist sich sicher, dass die Kängurus den Hund im Seniorensegment schon bald komplett verdrängt haben werden. Und was passiert, wenn das Känguru-Herrchen eines Tages stirbt? Dann hüpft der kleine Aussi in die Pfanne und bereichert auch noch kulinarisch den Leichenschmaus!

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kari

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