Deutsche Meisterschaften im Eiskunstlauf: Festival der Stürze

Bei den deutschen Meisterschaften in Berlin bleibt vieles Stückwerk. Die Paarläuferin Aljona Savchenko tritt nur außer Konkurrenz an.

Die Eiskunstläuferin Annika Hocke

Dritte bei den Frauen: Annika Hocke aus Berlin kratzt eine Kurve Foto: Imago / Sebastian Wells

BERLIN taz | Die Anspannung wich ganz zum Schluss. Als die 21-jährige Kavita Lorenz bei der Schlusspose ihrer Kür bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin ihrem Partner Joti Polizoakis in den Armen lag, lächelte sie endlich. Geschafft. Die alten Meister waren auch die neuen deutschen Meister im Eistanz und hatten den einzigen deutschen EM-Startplatz ergattert.

Zwar liefen ihre stärksten Konkurrenten Katharina Müller/Tim Dieck aus Dortmund erst nach ihnen, aber die 172,20 Punkte, die das in den USA trainierende Paar vorgelegt hatte, hätten die Dortmunder nicht einmal mit einem fehlerfreien Programm überbieten können. Und Konkurrentin Katharina Müller war bei einer Hebung dann auch noch gestürzt. Nach dem Kurzprogramm am Freitag hatten beide Spitzenpaare noch nah beieinandergelegen.

„Das waren definitiv unsere besten Programme der Saison, und ich bin froh, dass wir zeigen konnten, was wir im Training gelernt haben“, freute sich Joti Polizoakis. „Unsere neuen Programme sind sehr anspruchsvoll und wir brauchten Zeit, um zu lernen, sie gut zu interpretieren.“ Jetzt könne es nur noch nach oben gehen, sagt der Eistänzer, der bei den Europameisterschaften im tschechischen Ostrava mit einer Top-Ten-Position liebäugelt. Bei ihrem EM-Debüt im Januar waren die beiden Neulinge auf den14. Platz gekommen.

Im Eistanzen ist die Deutsche Eislauf-Union in der komfortablen Situation, gleich vier Paare zu haben, die international gut ankommen. Weniger komfortabel ist, dass diese vier Paare um einen einzigen Startplatz zu den Europa- und Weltmeisterschaften konkurrieren müssen. Da trifft es sich gut, dass die anderen drei Paare neben dem Eistanzen auch studieren. Ihr Saisonhöhepunkt wird damit die Winteruniversiade in Almaty in Kasachstan sein.

Vom Eistanz abgesehen, werden die diesjährigen deutschen Meisterschaften wohl als der Wettbewerb der Stürze und Absagen in die Geschichte eingehen. Den Paarlaufwettbewerb gewannen die Oberstdorfer Mari Vartmann/Ruben Blommaert konkurrenzlos. Ihre Berliner Mitbewerber Minerva Hase/Nolan Seegert hatten nach dem Kurzprogramm wegen einer Verletzung Hases aufgegeben. Und das Top-Paar Aljona Savchenko/Bruno Massot, immerhin Dritte der letzten WM, zeigte sich dem Berliner Publikum nur in Showprogrammen.

Meisterin trotz Fieber

Savchenko hatte sich im November bei einem Grand-Prix-Wettbewerb ein Band im Fuß angerissen. Die Ärzte hatten der Athletin eine Trainingspause verordnet. Jetzt kann sie wieder laufen und Pirouetten drehen. Am Freitag gelangen ihr die ersten Sprünge mit doppelter Umdrehung. Dreifachsprünge und Würfe gehen noch nicht. „Der Kopf will, aber die Beine können nicht“, sagte sie. Ob sie bei der EM Ende Januar dabei sein wird, ist noch nicht klar.

Bei den Damen mussten gleich drei der ursprünglich neun gemeldeten Teilnehmerinnen verletzungsbedingt absagen. Darunter waren zwei aus dem Spitzentrio, das sich um zwei EM-Startplätze bewarb: Die 17-jährige Chemnitzerin Lutricia Bock war so arg eine Treppe hinuntergestürzt, dass sie nächste Woche operiert werden muss. Die 18-jährige Nicole Schott hatte wegen eines Muskelfaserrisses abgesagt, könnte aber zu den Saisonhöhepunkten wieder fit sein.

Peter Liebers

„Das war mein emotionalster und schwierigster Titel“

So konnte die Mannheimerin Nathalie Weinzierl ihren zweiten deutschen Meistertitel nach 2013 holen, obwohl sie unter einer fieberhaften Erkältung litt. Die 22-Jährige lief dennoch ein glanzvolles Kurzprogramm mit einer Dreifach-Dreifach-Kombination und schwierigen Pirouetten. Dass in der Kür nicht alles gelang, tat nichts zur Sache. Einen der zwei EM-Startplätze hat sie sicher.

Im Herrenwettbewerb gewann der Berliner Peter Liebers nach 14 Monaten Verletzungspause seinen sechsten deutschen Meistertitel. „Das war mein emotionalster und schwierigster Titel“, sagte der 28-jährige Sportsoldat, der sprungtechnisch noch hinter seinem alten Leistungsvermögen liegt. Den einzigen EM-Startplatz muss er Vizemeister Paul Fentz überlassen. Der hat in internationalen Wettbewerben im Herbst viele Punkte für die Nominierung gesammelt. Liebers nimmt es gelassen. Sein Ziel ist Olympia 2018.

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