Der zeozwei Wochenüberblick #15: Hätten Sie gerne Ökosex?

Die Fünf-Minuten-Lektüre für Ökos und solche, die das eigentlich nie werden wollten.

Geht Ökosex und Latexgummi? Bild: dpa

Der zeozwei-Fragebogen kam beim tazlab am vergangenen Wochenende im Berliner Haus der Kulturen der Welt erstmals live zur Aufführung. Grünen-Gründerin Eva Quistorp, Agrarexpertin Reinhild Benning, SPD-Staatssekretär Matthias Machnig, Soziologe Claus Leggewie und Daniel Cohn-Bendit beantworteten die Fragen der zeozwei-Chefredakteure Hanna Gersmann und Peter Unfried. Zelt II war überfüllt und das die ganze Zeit, was ein Indiz dafür ist, dass das Ziel „Erkenntnisgewinn mit Unterhaltungswert“ erreicht wurde.

Was will unser Fragebogen? Wir gehen davon aus, dass die sozial-ökologische Transformation mit einer gesellschaftlich-kulturellen Transformation einhergeht. Also nichts mehr mit dem alten FAZ-Fragebogen für eine Bildungsbürgertum des letzten Jahrhunderts. Sie erinnern sich: Welche Figur der Geschichte verachten Sie am meisten? Antwort war stets entweder Hitler oder Stalin. Der neuartige Fragebogen spürt dem neuen Wertekanon der bundesrepublikanischen Gesellschaft nach, um damit die Zukunft gewinnen zu können. Dafür haben wir 27 Fragen. Etwa diese hier:

 

Was wäre Ihre erste Amtshandlung als Ökodiktator?

„Ich würde mich ersatzlos streichen.“ (Daniel Cohn-Bendit)

„Ich würde mich selbst abschaffen.“ (Reinhild Benning)

„Diktaturen liegen mir nicht.“ (Matthias Machnig)

„Eine Vollversammlung der Frauen einberufen.“ (Eva Quistorp)

 

Was würden Sie in die Luft sprengen?

„Alle Kohlekraftwerke.“ (Daniel Cohn-Bendit)

„Die AfD.“ (Matthias Machnig)

 

Wie stehen Sie zu Schönheitsoperationen?

„Brauch ich nicht.“ (Daniel Cohn-Bendit)

„Braucht kein Mensch, aber der Staat, der braucht eine Menge davon.“ (Reinhild Benning)

 

Hätten Sie gerne Ökosex?

„Was ist das?“ (Eva Quistorp)

„Ich bin 68 sozialisiert.“ (Daniel Cohn-Bendit)

„Hätte?“ (Reinhild Benning)

„Täglich.“ (Claus Leggewie)

„Klärt mich auf!“ (Matthias Machnig)

 

Wenn das Universum unendlich ist, kann es nicht von außen geschaffen worden sein, aber auch nicht von innen. Was bedeutet das?

„Dass die Frage offen bleibt.“ (Claus Leggewie)

 

Worum geht es im Leben eigentlich?

„Liebe, Sinn.“ (Eva Quistorp)

„Liebe, Solidarität.“ (Reinhild Benning)

„Anständig bleiben, das heißt, an Grundüberzeugungen festhalten, auch wenn es schwierig ist.“ (Matthias Machnig)

 

Ist Kapitalismus Schuld an allem?

„Selbstverständlich!“ (Reinhild Benning)

„Ja!“ (Claus Leggewie)

„Ne…da kommt noch das Patriarchat hinzu.“ (Eva Quistorp)

„Nein, das ist weder der Kapitalismus noch das Patriarchat, es sind die Menschen.“ (Daniel Cohn-Bendit)

 

Wann Sind Sie glücklich?

„Jetzt.“ (Eva Quistorp)

„Öfters. Und bei der Wahl von Kretschmann in Baden-Württemberg. Es war witzig, wenn man in die Gesichter der CDUler gesehen hat.“ (Daniel Cohn-Bendit)

 

Den Fragebogen in der aktuellen zeozwei hat Elke Heidenreich beantwortet. Wenn Sie Lust haben, dann beantworten auch Sie unseren Fragebogen. Oder schenken Sie uns noch bessere Fragen. (Kurze Mail an standpunkte@zeozwei.de) Wir werten das für das nächste Heft aus und mit etwas Glück gewinnen Sie ein Jahresabo.

• Fragen, Beiträge, Themenscouting? unfried[at]taz.de

• zeozwei auf Twitter folgen? @zeozwei

Den zeozwei Wochenüberblick vom zeozwei-Chefredakteur Peter Unfried können Sie gerne auf unserer Facebook-Seite diskutieren.

Keine Energiewende ohne Mobilitätswende. Aber wo soll sie herkommen? Beim tazlab diskutierte der zeozwei-Kolumnist und EU-Politologe Martin Unfried vor einem vollen Theatersaal mit Michael Cramer, dem wichtigsten EU-Verkehrspolitiker, Jürgen Resch von der DUH, Protagonist der Aufklärung des VW-Abgaskandals sowie dem Mobilitätsforscher Andreas Knie. Hier seine Schlussfolgerungen aus der Diskussion.

 

Wir wussten vor Jahren, dass es im Verkehrsbereich schwierig würde, weitergehende CO2-Reduktionen zu schaffen. Die geballten Probleme machen ratlos, die beim tazlab beispielsweise von Michael Cramer, dem Vorsitzenden des EU-Verkehrsausschusses aufgezählt wurden: da hat das Europäische Parlament jahrelang CO2-Flottenverbrauchswerte verabschiedet, und die Konzerne haben die Verbrauchstest so kreativ ausgenutzt, dass die Verbräuche nur auf dem Papier, aber nicht in Wirklichkeit gesunken sind. Bei anderen Schadstoffen wurde bekanntlich sogar bewusst manipuliert. Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe hat angekündigt, dass mehr Konzerne bald im Manipulationszusammenhang stehen werden.

 

Warum war das möglich?

 

Auch weil es im Verkehrsbereich keine wirkliche Massenbewegung gibt, die tatsächlich ein Verkehrswende fordert. Die Stromwende kam aus der Gesellschaft. Die Politik unterstützte mit einem klugen Instrument, dem EEG. Und die Erneuerbaren haben so die fossilen Konzerne aufgemischt. Das sind drei Defizite im Verkehr: Für die Verkehrswende gibt es im Moment wohl noch keine gesellschaftliche Mehrheit und keine Massenbewegung. Instrumente wie Baurecht und Steuerrecht bevorzugen noch massiv die fossile Automobilität. Nicht mal die gutmeinten CO2-Regeln wirken. Und die Autokonzerne mit ihrem fossilen Kisten müssen noch nicht wirklich zittern vor ganz neuen Akteuren und Techniken.

 

Es ist höchste Zeit, dass sich die Freunde des Klimaschutzes intensiver über neue Strategien unterhalten.

 

Martin Unfried

Der Windenergieanteil am Stromverbrauch der EU ist 2015 auf 11,4 Prozent gesteigert worden.

Der Windenergieausbau in Europa konzentriert sich zur Hälfte auf Deutschland plus einige wenige Länder. Spanien ist komplett erledigt. Grundsätzlich: Während China (+ 17 Prozent) und die USA (+ 8) ihre Investition in Erneuerbare Energien steigern, wurde 2015 in Europa 18 Prozent weniger investiert. Deutschland investierte nur noch 10,6 Milliarden US-Dollar. 2010 waren es noch viermal so viel.

10. April: Die offene Gesellschaft - welches Land werden wir? Diskussion. Neubrandenburg, Hochschule, 11 Uhr.

 

13. April: Die offene Gesellschaft. Augsburg, A3 Kultur, 19 Uhr.

 

Bis 17. April: Bewerbungsfrist - taz Panter-Preis für Helden des Alltags.

 

That wraps it up for today. Until next week: Keep your feet on the ground and keep reaching for the stars.