Der zeozwei-Fragebogen: Was zählt wirklich, Julia Klöckner?

Julia Klöckner, 43, ist stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU und Fraktionsvorsitzende im rheinland-pfälzischen Landtag. Sie lebt mit ihrem Lebensgefährten in Bad Kreuznach.

Bild: Kai Pfaffenbach, Reuters

Was wäre Ihre erste Amtshandlung als Ökodiktator?

Ich kann mir nicht im Entferntesten vorstellen, eine Ökodiktatorin zu sein.

Was würden Sie in die Luft sprengen?

Gewalt ist keine Lösung, und Sprengungen können danebengehen. Oder meinten Sie, welches Gebäude mir architektonisch schon immer ein Dorn im Auge war?

Ihre Einstellung zu Fleisch?

Genuss in Maßen statt in Massen. Keine Verschwendung und Gedankenlosigkeit, hinter jedem Stück Fleisch steckt ein Lebewesen. Tierwohl und verantwortungsvoller Fleischgenuss müssen sich nicht ausschließen.

Schönheitsoperationen?

Haben meist den Namen nicht verdient, schaut man sich das Vorher-nachher-Resultat an.

In welcher Hinsicht fürchten Sie, wie Ihre Eltern zu werden?

Teilweise bin ich es schon. Ich sage heute Dinge wie sie, die ich niemals sagen wollte, die ich heute aber nicht mehr schlimm finde. Alles gut.

Wo hoffen Sie noch darauf, wie Ihre Eltern zu werden?

Früher ins Bett zu kommen und mehr Schlaf zu kriegen.

Wo kaufen Sie Ihre Lebensmittel?

Im Supermarkt nebenan, auf dem Wochenmarkt, ich bekomme sie auch aus dem Guldentaler Garten hinter unserem Weingut oder von meinem Landtagskollegen Johannes Zehfuß, der Gemüsebauer in der Pfalz ist.

Was putzen Sie selbst?

Meine Zähne. Im Haushalt habe ich einmal die Woche eine Putzhilfe, sie ist systemrelevant. Und fürs Frühstück putze ich Erdbeeren und je nach Saison, was es gerade gibt.

Welches Obst und Gemüse ernten Sie auf dem Balkon oder im Garten?

Kräuter und Tomaten. Und mein Nachbar reicht mir öfter einen Salat und Zwiebeln über den Zaun. Wenn einer den grünen Daumen hat, dann er.

Wie viel Benzin verbraucht Ihr Auto auf 100 Kilometer?

Privat fahre ich in der Stadt Vespa. 100 Kilometer schafft die locker mit zwei Litern. Mein Dienstwagen braucht da mehr, aber dennoch: Es ist die AdBlue-Variante, um den Ausstoß von Stickoxiden im Abgas zu reduzieren, der Wagen braucht rund fünf Liter auf 100 Kilometer. Ist okay, oder?

Produzieren Sie Ihren Strom selbst?

In meinem Fraktionsvorsitzendenbüro in Mainz habe ich so ein kleines Modellwindrad auf der Fensterbank. Das dreht sich ab und an, aber leider reicht es nicht, um das Büro zu beleuchten, das mit der Einspeisung ins Netz ist so eine Sache. Zu Hause in Guldental befindet sich auf unserem Hofdach eine Photovoltaikanlage, immerhin.

In welcher Stadt hätten Sie gern eine Zweitwohnung?

Ich genieße die Bad Kreuznacher Wohnung mit großem Garten. Ich hatte als Bundestagsabgeordnete eine Zweitwohnung in Berlin. Heute lohnt sich das nicht wirklich, wenn man nur einige Tage in der Stadt ist. Fazit: Der Kühlschrank ist eh immer leer oder man schmeißt die Hälfte weg. Schöne Hotels und gutes Frühstück gibt es in fast jeder Stadt.

Welche gedruckten Zeitungen lesen Sie?

Den Öffentlichen Anzeiger und die Allgemeine Zeitung aus meinem Wahlkreis, die FAZ. Bei den restlichen Zeitungen nutze ich meine E-Paper-Zugänge.

Liken Sie, wenn ja, was?

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Hätten Sie gerne Öko-Sex?

Öko-Sex? Hochpolitische Frage!

In welcher entscheidenden Frage haben Sie Ihre Position geändert?

Bei der Patientenverfügung. Ich war immer eine Verfechterin für das Ausfüllen einer Verfügung. Nach jetziger Gesetzeslage – ich hatte damals ein anderes Gesetz mit Kollegen entworfen, dafür leider keine Mehrheit bekommen – kann sie sogar lebensgefährlich sein, wenn man nicht genau aufpasst, was man reinschreibt.

Was planen Sie gerade, was Ihnen wirklich wichtig ist?

Beruflich: Die kommenden fünf Jahre der neuen Legislaturperiode. Es geht um bessere Bildung, moderne Infrastruktur, verlässliche Sicherheit. Ich finde es ganz wichtig, dass Stadt und Land nicht weiter auseinanderdriften, die Pflege- und Arztversorgung auch in ländlichen Regionen aufrechterhalten wird. Privat: Die Rom-Reise, die ich meiner Nichte Theresa zum Achtzehnten geschenkt habe. Wir freuen uns beide sehr auf die gemeinsamen Tage.

Bei welcher Wahl haben Sie zuletzt eine Flasche Sekt aufgemacht?

Braucht es dazu eine Wahl? Bei der vergangenen Landtagswahl wars jedenfalls nicht ... Als Winzertochter und Politikerin im größten Weinbau-Bundesland habe ich natürlich einen Weinklimaschrank in meinem Büro. Wer gegen Abend reinschneit, hat eine Chance – auch auf einen Sekt.

Was ist an Ihnen deutsch?

Meine Sprache, mein Pass, mein Geburtsort. Wenn Sie Stereotypen lieber hätten: Mitarbeiter sagen, ich sei akribisch, genau, pflichtbewusst. Für mein Umfeld sicher nur erträglich in Ergänzung zur vorherigen Frage.

Worin drückt sich Ihr Europäertum aus?

Im Wirgefühl.

Wenn das Universum unendlich ist, kann es nicht von außerhalb des Universums geschaffen worden sein. Von innerhalb aber auch nicht. Was bedeutet das?

Dass das eine menschlich begrenzte Sichtweise ist und Raum für Dialektik besteht.

Worum geht es im Leben eigentlich?

Um ein gutes Leben, um Zufriedenheit, um den Zusammenhalt, um Neugier, um Innovation und um die Frage, wie der Wandel zu den Menschen passt und nicht umgekehrt.

Wessen Ansichten halten Sie für zukunftsweisend?

Dessen, der die Generationengerechtigkeit im Blick hat.

Welchen klugen Satz haben Sie sich zuletzt gemerkt?

Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, sondern mit den Augen die Tür zu finden.

Warum haben Weltretter keinen Humor?

Ich hab eher den Eindruck, dass Zerstörern der Humor fehlt, was wiederum deren Aggressivität und Misanthropie fördert. Humor fehlt nicht den Rettern. Ich war zwar nicht dabei, aber Jesus scheint in schwierigen Lagen durchaus Humor bewiesen zu haben ...

Ist der Kapitalismus schuld an allem?

Ich mag Ihre »differenzierten« Fragen ... Was meinen Sie mit »an allem«, am schlechten Wetter? Dass die DDR keine Erfolgsgeschichte war, in der dem Kapitalismus der Kampf angesagt wurde, ist mittlerweile klar. Am besten fragt sich jeder selbst, was er fürs Gemeinwohl bessermachen kann – Geld und Gewinn sind nichts Schlechtes, wenn sie nicht rücksichtslos für Einzelinteressen eingesetzt werden und wenn die Verteilung stimmt.

Wann sind Sie glücklich?

Jetzt. Der Fragebogen ist geschafft. Im Ernst: Wenn ich unter lieben Menschen bin, Freunde und Familie bei mir habe, es allen gut geht. Glücklich bin ich, wenn mir etwas gelingt, auch im politischen, wenn ich denke, eine Entscheidung ist gut für alle. Glücklich bin ich auch oft in der Natur, zwischen Weinbergen und Feldern, mit unserem Hund Lotte in der Abendsonne. Schön.