Der sonntaz-Streit: „Freiheit muss erkämpft werden”

Man soll den Russen Mut machen, findet Schriftsteller Kaminer. Aber Putin nicht unnötig Schützenhilfe geben, sagt Grünen-Fraktionschef Hofreiter.

Die Hochspringerin Emma Green Tregaro protestierte bei der Leichtathletik-WM in Moskau gegen Putin. Bild: dpa

„Partnerschaft darf nicht in Duckmäusertum ausarten“, sagt Anton Hofreiter, Bundestagsfraktionschef der Grünen. Putin wolle sich durch die Olympischen Spiele als vermeintlich weltoffen präsentieren. „Dafür muss man ihm nicht unnötig Schützenhilfe liefern“, sagt Hofreiter.

Die Demokratie in Russland erlebe mehr Rück- als Fortschritte. Hofreiter fordert eine kritische Begleitung durch den Menschenrechtsausschuss, um „nicht nur den Menschen in Russland, sondern auch den Sportlerinnen und Sportlern den Rücken zu stärken“.

Man könne nicht erwarten, dass die Menschen nach 70 Jahren Sklaverei und strenger Zensur selbstbewusst in die Freiheit steuerten, sagt Wladimir Kaminer, Schriftsteller mit russischer Herkunft. „Die Freiheit muss erkämpft werden, das wissen die Deutschen gut“, so Kaminer, aber um diesen Kampf zu gewinnen, bräuchte man Freunde. „Man soll die Russen nicht im eigenen Saft schmoren lassen, man soll ihnen Mut machen“, sagt der Autor.

Computer werden immer kleiner und verschmelzen mit uns. Warum lassen wir sie nicht gleich in unsere Körper einbauen? Die Titelgeschichte „Bessere Menschen“ über Cyborgs und ganz gewöhnliche Menschmaschinen lesen Sie in der taz.am wochenende vom 14./15. Dezember 2013 . Darin außerdem: Der Generationen verbindende Fernsehabend am Samstag ist tot. Das wird auch Markus Lanz nicht ändern. Warum das gut so ist. Und: Ein Gespräch mit dem Direktor des Zirkus Roncalli über Heimat, Glühbirnen und den Duft der Manege. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

„Ich verscherze es mir doch nicht mit meinen russischen Freunden“, sagt Nina Hagen, „nur weil ich mit ihnen über die Menschenrechte diskutiere“. Die Sängerin zitiert die Bürgerrechtlerin Coretta Scott King: „Homophobie ist dasselbe wie Rassismus“ und appelliert an „Mütterchen Russland“: „Bitte bleiben Sie menschlich“.

„2007 habe ich in Russland gelebt“, beantwortete taz-Leser Roman Kuznetcov die Streitfrage per Email. „Den Moment, als verkündet wurde, dass die Olympiade in Sotschi stattfindet, werde ich nie vergessen“. Die Gesichter in den grauen Straßen strahlten vor Glück, schreibt Kuznetcov. „Wir dachten, das ist der größte Moment für das Land.“

Sechs Jahre später hätten die Russen verstanden, dass Sotschi die erste Schlacht in Putins Krieg gegen sein eigenes Volk sei. 1980 hätten viele Länder die Olympiade in Moskau wegen des Krieges in Afghanistan boykottiert, sagt Kuznetcov und fordert: „Heute soll die Welt wieder protestieren“.

Die Streitfrage beantworten außerdem Sevim Dagdelen, Sprecherin für Internationale Beziehungen der Linkspartei, Tanja Walther-Ahrens, die Ex-Fußballerin und Aktivistin gegen Homophobie, der Aktivist Wanja Kilber, der im Verein Quarteera homosexuelle russische Flüchtlinge in Deutschland unterstützt, der Osteuropa-Historiker Andreas Kappeler und der taz-Leser Hannes Munzinger – in der taz.am wochenende vom 14./15. Dezember 2013.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.