Der Sportmonat Mai: Gegen die Uhr!

Die Sport-Vorschau: Heute mit Bubble Soccer, dem traditionellen HSV-Rettungstor in der Nachspielzeit und einem Ausblick auf den WM-Kader.

Die Stadionuhr des HSV

Zeit für Umkehr: Bald dürfte in Hamburg runtergezählt werden Foto: Imago

Kopenhagen, 4. Mai: Die verbliebenen deutschen Olympia-Silber-Medaillisten fahren als gefühlter Titelfavorit zur Eishockey-WM ins sonst eher puckfremde Dänemark. „Wir haben statt der zurückgetretenen Spieler jetzt NHL-Stars wie Leon Draisaitl, Dennis Seidenberg und eventuell Tom Kühnhackl dabei“, weiß Verbandschef Franz Reindl, „das macht uns über viele Drittel unschlagbar. Tut mir Leid für das Resteis dieser Welt.“ Das erste Spiel geht allerdings gegen die Gastgeber 2:3 daneben. „Bei Olympia haben wir mit einem 1:5 angefangen“, beruhigt Bandenwart Marco Sturm.

Hamburg, 7. Mai: Gegen alle Gesetze der Mathematik ist der HSV immer noch nicht abgestiegen. Gegen alle Tradition wird die Uhr im Stadion allerdings auf Erstligarestminuten bis zum 12. Mai, 17 Uhr 20, umgestellt. „Als zukunftsgerichtetes Unternehmen sind wir streng nostalgieavers aufgestellt“, erklärt Bernd Hoffmann, der Klubchef. Hoffmanns Uhr läuft noch in der Nacht ab wegen „Verrats am kulturellen Erbe“.

Shoreditch/London, 12. Mai: Das englische Team United Bounce Warriors gewinnt den ersten World Cup im Bubble Football. Dabei stecken die Spieler in durchsichtigen, gymnastikballähnlichen Gummikugeln („Bubbles“), aus denen nur ihre Beine heraushängen. Beim Aufeinanderprall fliegen die Akteure sehr ungesund unkontrolliert, aber überaus unterhaltsam durch die Gegend. „Das einzig Gute daran“, sagen Fußballpuristen, „es ist kein E-Sport.“ Bubble Football, das auch in deutschen Soccerhallen gespielt wird, wurde nicht in crazy Britannia, sondern in Norwegen erfunden.

Kopenhagen, 15. Mai: Die Internationale Eishockey Federation (IHF) tagt. Erwartungsgemäß keine Chance als WM-Ausrichter ab 2023 haben Marokko, Barbados und Samoa. Stattdessen vergibt die IHF die Titelkämpfe „in die binnenklimatisch sichere Frostregion Katar“. Die Emirschaft ist beglückt: „Jetzt fehlen uns im Wintersport nur noch andere Disziplinen auf unserem weißen Boden.“ Eine tiefgekühlte 50-Kilometer-Loipe „durch schönste Wüstenpisten“ sei kurz vor der Fertigstellung. Die deutsche Mannschaft scheidet derweil nach einem 0:3 gegen Kanada in der Vorrunde aus.

Eishockey-Titelkämpfe sollen „in der binnenklimatisch sicheren Frostregion Katar“ stattfinden. Die Emirschaft ist beglückt.

Dortmund, 15. Mai: Drei Überraschungen im deutschen Kader für die Fußball-WM: Von Nils Petersen erwartet Joachim Löw „das högschdmögliche intellektuelle Niveau im Team“. Der Freiburger Angreifer soll Kabinendiskussionen über Hegel leiten und „gerade in Russland“ Streitgespräche über den historischen Sozialismus initiieren. Unerwartet ist auch Tom Starke vom FC Bayern dabei: „Ich brauche einen dritten Torwart“, sagt Löw, „der das Bankdrücken routiniert kennt. Das ist in der Liga sein Alleinsitzungsmerkmal.“ Marco Reus tritt nach seiner Nichtberücksichtigung erleichtert aus der Nationalelf zurück: „So habe ich mehr Muße bei Verletzungen.“

Kiel, 21. Mai: Relegationsroutine gegen Holstein: Der HSV rettet sich, streng nostalgisch, durch sein traditionelles Ausgleichstor in der Nachspielzeit.

Kiew, 26. Mai: Fußballkosmopolit und TV-Experte Andy Möller kommentiert routiniert das Champions-League-Finale. Er empfiehlt den Spielern, „nach dem Endspiel in Kiew für die WM gleich in Russland zu bleiben. Das hilft bei der Klimatisierung“.

London, 31. Mai: Die Fußball-WM geht los, endlich! Bei der WM der Staatenlosen, der nicht anerkannten Länder und innerstaatlichen Minderheiten besiegt Titelverteidiger Abchasien im Eröffnungsspiel Tibet mit 4:2. Kiribati, Pan­dschab, Westarmenien und die Isle of Man gelten als Außenseiter. Bernd Müllender

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Sohn des Ruhrgebiets, Jahrgang 1956, erfolgreich abgebrochenes VWL- und Publizistikstudium, schreibe seit 1984 für die taz – über Fußball, Golf, Hambacher Wald, Verkehrspolitik, mein heimliches Lieblingsland Belgien und andere wichtige Dinge. Lebe und arbeite als leidenschaftlich autoloser Radfahrer in Aachen. Seit 2021 organisiere und begleite ich taz-LeserInnenreisen hierher in die Euregio Maas/Rhein, in die Nordeifel und nach Belgien inkl. Brüssel. Bücher zuletzt: "Die Zahl 38.185" - Ein Fahrradroman zur Verkehrswende (2021). "Ach, Aachen!" - Textsammlung aus einer manchmal seltsamen Stadt (2022).

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