Denkmalschutz in Hamburg: Kampf um Schilleroper-Erhalt

Bezirksamt stellt Pläne für Zukunft der denkmalgeschützten Schilleroper vor. Eigentümer wollen abreißen, Ateliers und Wohnungen bauen.

Die Schilleroper

In Deutschland einzigartig: Die Schilleroper. Foto: Miguel Ferraz

Hamburg taz | „Wir sind extrem früh dran“, lobt Bezirkschef Falco Droßmann (SPD) sich und sein Team. Noch „bevor irgendein Abriss- oder Bauantrag vorliegt“, stellt der Amtsleiter des Bezirks Hamburg-Mitte am Dienstagabend gut 200 AnwohnerInnen die „ersten Ideen“ der Investorin für das Neubau-Projekt „Schilleroper“ vor. Und das sieht erst einmal den Abriss des 1891 erstellten Rundbaus vor, der einst als Zirkusgebäude erstellt wurde und seit Jahrzehnten ungenutzt vor sich hin gammelt.

Doch genau an diesem Abriss scheiden sich die Geister. Während die Eigentümerin das alte Gebäude für nicht sanierbar hält, hat das Denkmalschutzamt die Stahlkonstruktion, die das Gebäude trägt, als erhaltenswert und damit schutzwürdig eingestuft. Zwei Gutachten, eins von den Denkmalschützern, eins von der Eigentümerin in Auftrag gegeben, kommen zu exakt gegensätzlichen Prognosen darüber, ob das Stahlskelett erhalten werden kann.

Nun soll ein drittes, vom Amt für Bauordnung und Hochbau erstelltes Gutachten bis zum Herbst Klarheit bringen. Auch Droßmann spricht sich für einen Erhalt aus, „wenn das technisch möglich ist“. Die erschienenen Anwohnerinnen wollen sowieso mehrhaltlich nicht nur die Stahlträger, sondern den gesamten historischen Bau erhalten.

„Es gibt keinen vergleichbaren Rundbau in Stahlskelettweise aus dem 19. Jahrhundert in Deutschland und nur noch in Lissabon und Kopenhagen vergleichbare Gebäude, die auch saniert wurden und genutzt werden“, betont die Historikerin Anke Rees. Ein Abriss wäre „deshalb unverzeihlich.“

Als Drossmann berichtet, wie schwer es war, im Stadtteil kurzfristig einen Veranstaltungsraum für den Schilleroper-Infoabend zu finden, kontert ein Anwesender: „Dafür wäre eine sanierte Schilleroper, in die etwa 600 Leute hineinpassen würden, doch ein optimaler Platz“. Doch dieser Platz könnte nach Droßmanns Einschätzung im Innern des neuen Rundbaus entstehen, da die Eigentümerin auch „einer Stadtteilnutzung offen gegenüber“ stehe.

Der jetzige Zustand, indem das Gebäude verschlossen vor sich hin rotte, sei hingegen „unwürdig.“ Auch der Fraktionschef der Bezirks-Grünen, Michael Osterburg, bricht eine Lanze für die Pläne der Investorin, damit die Fläche „nicht weiter ungenutzt für den Stadtteil bleibt.“

Die Bürgerschaftsabgeordnete der Linken, Heike Sudmann, beklagt, die Eigentümer seien „ihrer Verpflichtung nicht nachgekommen, die denkmalgeschützte Stahlkonstruktion zu erhalten“ und würden für „dieses Nichtstun jetzt mit lukrativen Neubauten belohnt“. Den neuen Rundbau-Entwurf des Schweizer Architekten Max Dudler, der durch seine Form an die alte Schilleroper erinnern soll, finden die meisten Anwesenden gründlich misslungen.

„Die Anmutung einer Rotunde entsteht nicht durch ein rundes Häuschen, wo schöne Ateliers reinkommen – das hat mit Schilleroper nichts zu tun“, wettert etwa die Stadtteilaktivistin Theresa Jakobs.

Misslungen sind nach Ansicht des Bezirksamt auch die an den Rundbau angrenzenden Wohnblocks, die sechs- und zehngeschossig geplant sind. „Das ist wie viele andere Details des Konzepts nicht einmal mit einer Ausnahmeverfügung genehmigungsfähig“, betont Bezirksamtschef Drossman. Bei sieben Geschossen müsse wohl Schluss sein, soll sich der Bau noch in das Wohnviertel rund um die Lerchenstraße einpassen.

„Die Eigentümerin wird bald den Antragsweg beschreiten“, prognostiziert Droßmann – spätestens nach einer Denkmalschutzentscheidung im Herbst rechnet er mit konkreten Vorbescheidsanträgen. Über die weiteren Schritte des Genehmigungsverfahrens verspricht der Bezirkschef die AnwohnerInnen frühzeitig und regelmäßig zu informieren, um so einen „transparenten Beteiligungsprozess“ zu organisieren.

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