Demo zur Walpurgisnacht in Berlin: Friedlich für eine andere Stadt

„Hände weg vom Wedding“ hieß es am Samstag in Berlin. An der Demonstration ohne nennenswerte Zwischenfälle nahmen rund 2.500 Menschen teil.

Ein Polizist mit Hund vor einer Wand mit Graffitis

Langmut im Wedding Foto: dpa

BERLIN taz | Herzförmige Luftballons steigen in den Abendhimmel, von den Balkonen links und rechts der Straße winken Familien freundlich herunter und grüßen die DemonstrantInnen, die hier vorbeiziehen: Kein ganz gewöhnliches Bild für eine linksradikale Demonstration, und erst recht bemerkenswert in der Walpurgisnacht, die in Berlin früher von stundenlangen Scharmützeln zwischen Polizei und linker Szene geprägt war.

Aber das Bündnis „Hände weg vom Wedding“, das die Walpurgisnacht-Demonstration seit 2012 organisiert, hatte auch von Anfang an den Anspruch, einiges anders zu machen: „Wir sind angetreten mit dem Vorhaben, eine in der Nachbarschaft verankerte Demonstration mit einer klaren inhaltlichen Botschaft zu schaffen, auch in Abgrenzung zu inhaltsleerer Szenepolitik“, sagt Bündnissprecher Martin Steinburg. Gegen Verdrängung, soziale Ausgrenzung und Rassismus ist das Bündnis aktiv, das neben der jährlichen Demonstration auch noch eine Reihe anderer Veranstaltungen im Wedding organisiert.

Rund 2500 Menschen sind am frühen Samstagabend diesem Aufruf gefolgt. Etwas weniger als im letzten Jahr, was auch damit zu tun haben könnte, dass die Demonstration in diesem Jahr schon um 16:30 startete und folglich komplett im Hellen verlief – ein weiterer Bruch mit den Traditionen der Walpurgisnacht. Vom U-Bahnhof Osloer Straße im Wedding zog die Demonstration Richtung Innenstadt bis zum U-Bahnhof Bernauer Straße. Mehrere Zwischenkundgebungen nahmen Bezug auf aktuelle lokale Auseinandersetzungen, etwa den Protest der MieterInnen eines Hauses in der Koloniestraße, die nach dem Wegfall der Förderung im Sozialen Wohnungsbau bis zu hundertprozentige Mieterhöhungen erhalten haben.

Die Stimmung auf der Demonstration war eher fröhlich als wütend, bis zum Schluss gab es keine Zwischenfälle. Die Polizei war dennoch mit gut 700 BeamtInnen vor Ort, insgesamt sind in dieser Nacht in Berlin nach Polizeiangaben 2500 PolizistInnen im Einsatz. Im Anschluss an die Demonstration im Wedding wurden die TeilnehmerInnen aufgefordert, in Neukölln an der Kundgebung gegen die drohende Räumung des linken Stadtteilladens Friedel54 teilzunehmen. Gegen 21 Uhr hatten sich dort rund 500 DemonstrantInnen eingefunden.

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