David Lettermans letzte Show: „Der nationale Alptraum ist vorbei“

Die Legende ist Geschichte: 6.028 Sendungen hat David Letterman auf dem Buckel. Nun hört der Late-Night-Talker auf und will „das neue Gesicht von Scientology“ werden.

1. Februar 1982: Bill Murray (l.) war der erste Gast von David Letterman. Bild: ap

NEW YORK ap/dpa | Letzter Auftritt einer Entertainment-Legende: Nach 33 Jahren hat sich David Letterman am Mittwochabend als Talkmaster von den TV-Bildschirmen der USA verabschiedet. Der Abschied des 68-Jährigen war selbst Präsident Barack Obama und dessen drei Vorgängern George W. Bush, Bill Clinton und George Bush eine Würdigung wert: „Unser langer nationaler Alptraum ist vorbei“, sagte das Politiker-Quartett mit einem Augenzwinkern.

In der letzten Show war viel Prominenz, unter anderem Tina Fey, Alec Baldwin, Steve Martin, Sting und Jim Carrey mit grauem Bart sowie Bill Murray. Murray war 33 Jahre zuvor auch Gast in Lettermans erster Sendung. Martin und Fey gaben eine Top-Ten-Liste mit Dingen zum Besten, die sie dem Talkmaster schon immer einmal sagen wollten.

Die Band Foo Fighters sang dem Kulttalker ein Ständchen: Sie trug „Everlong“ vor, denselben Song, den die Musiker bei Lettermans Rückkehr nach seiner Herzoperation gespielt hatten. Die letzten Worte der Sendung waren die gleichen wie immer: „Thank you and good night.“

Madonna postete auf Facebook ein Foto, das sie und Letterman zeigt und schrieb dazu: „Awww Dave ich werde dich vermissen! Wo soll ich jetzt ins Fernsehen, wenn ich das F-Wort sagen will?“ Schauspielerin Jennifer Lawrence veröffentlichte ein Bild von sich selber, das sie dabei zeigt, wie sie ein Schild hochhält mit der Aufschrift: „Mach das nicht! Niemand ist deiner überdrüssig, es spielt sich alles nur in deinem Kopf ab.“

„Nur acht Minuten gelacht“

Auf stolze 6.028 Sendungen kam Letterman im Laufe seiner Karriere als Late-Night-Talker. Doch habe Starphysiker Stephen Hawking berechnet, dass in der ganzen Zeit „nur acht Minuten gelacht“ worden sei, gab Letterman selbstironisch in der letzten Show zu. Seine Fans focht das nicht an: Eine ganze Generation von Moderatoren und Entertainern inspirierte der 68-Jährige mit seinen kratzbürstigen und humorigen Kommentaren und Sketchen zu popkulturellen und politischen Ereignissen.

Übernehmen soll seine beim TV-Sender CBS ausgestrahlte „Late Show“ ab September Komiker Stephen Colbert. Seine gewöhnlich einstündige Sendung überzog Großmeister Letterman bei der letzten Folge um gut 17 Minuten, was vor allem an den Dankesworten an seine Mitarbeiter lag. Geschnitten wurde aber nichts.

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Schon bei seinen Anfängen als Gastgeber der erstmals im Februar 1982 bei NBC ausgestrahlten Show „Late Night“ schien es bei Lettermans Komik um mehr als ums schnöde Witzeerzählen zu gehen. Mal brachte er eine Kamera am Rücken eines Affen an, mal warf er Wassermelonen von einem Dach. Nicht alle vom Talkmaster aufs Korn genommene Prominente konnten sich mit seiner stacheligen Art anfreunden.

1993 wechselte Letterman von NBC zum Senderrivalen CBS. Der Grund war ein Eklat: NBC hatte Jay Leno die Moderation der „Tonight Show“ angeboten und ihn übergangen – eine Kränkung, die Letterman nie verschmerzte.

Anfang 2000 musste sich Letterman einer Herzoperation unterziehen, kehrte aber wieder auf die TV-Bühne zurück. Als die USA nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 unter Schock standen, war er der erste Late-Night-Talker, der wieder auf Sendung ging.

Im Jahr 2009 musste der verheiratete Letterman allerdings eine sexuelle Affäre mit einer Mitarbeiterin einräumen. Zu der Episode sagte er in der letzten Show: „Wenn ich jetzt Mist baue, und der Herr weiß, dass ich Mist bauen werde, muss ich zur Sendung von jemand anderem gehen, um mich zu entschuldigen.“

Letterman dankte für all das Lob der letzten Tage, mahnte aber: „Bitte hebt noch ein bisschen etwas für meine Beerdigung auf.“ Auch über seine Zukunft verlor er in seiner Abschiedssendung ein paar Worte. Was er nun im Rentenalter mit seiner freien Zeit anzustellen gedenke? „Bei Gott, ich hoffe, ich werde das neue Gesicht von Scientology.“

Die finale Top-Ten-Liste in der Kategorie
„Dinge, die ich Dave immer schon mal sagen wollte“:

Platz 10 geht an Alec Baldwin, US-Schauspieler: „Von all den Talkshows war deine die in geografischer Hinsicht geeignetste von meinem Haus aus.“

Platz 9, Barbara Walters, US-Moderatorin: „Wusstest du, dass du dasselbe Eau de Cologne wie Muammar al-Gaddafi trägst?“

Platz 8, Steve Martin, US-Komiker und -Schauspieler: „Deine umfassende Schönheitsoperation war eine Notwendigkeit und ein Fehler.“

Platz 7, Jerry Seinfeld, US-Komiker: „Ich hab keine Ahnung, was ich machen werde, wenn du deine Sendung beendest... Ach weißt Du, wenn ich so darüber nachdenke. Ich werde schon klarkommen.“

Platz 6, Jim Carrey, kanadischer Schauspieler: „Ehrlich gesagt, Dave, habe ich immer gefunden, dass du ein bisschen übertreibst.“

Platz 5, Chris Rock, (schwarzer) US-Schauspieler: „Ich bin nur froh, dass deine Show an einen weißen Kerl weitergegeben wird.“

Platz 4, Julia Louis-Dreyfus, US-Schauspielerin: „Danke, dass du mich Teil eines weiteren unheimlich enttäuschenden Serienfinales sein lässt.“

Platz 3, Peyton Manning, Quarterback in der Football-Liga NFL: „Du bist für die Comedy, was ich für ... Comedy bin.“

Platz 2, Tina Fey, US-Komikerin: „Danke, dass du letztendlich bewiesen hast, dass Männer witzig sein können.“

Platz 1, Bill Murray, US-Komiker: „Dave, ich werde niemals das Geld haben, das ich dir schulde.“

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