Dachgarten auf Feldstraßen-Bunker: „Ein grüner Deckmantel“

Stadtteilaktivisten lehnen den „Hilldegarden“ auf dem Bunker in der Feldstraße ab und fordern selbst verwalteten, grünen Raum im Kulturbunker.

Von Stadtteilaktivisten heftig kritisiert: Pläne für den Garten-Aufbau des Feldstraßen-Bunkers. Bild: dpa

HAMBURG taz | Einstimmig hat eine öffentliche Versammlung im Centro Sociale eine Resolution zum geplanten Dachgarten auf dem Bunker in der Feldstraße beschlossen: In der Erklärung „Bunker von unten“ kritisieren die Aktivisten die fehlende Beteiligung am Projekt „Hilldegarden“ – und schlagen eine stadtteilverträgliche Alternative für den Bunker vor.

Das gesamte Projekt sei durch seine Intransparenz geprägt, sagt Theresa Jakob, parteiloses Mitglied für die Linksfraktion im City- und Stadtplanungsausschuss. „Eine Beteiligung der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte ist vom Bauträger bisher ausgeblieben.“ Jakob nennt den von zwei Initiatoren vorgeschlagenen kolossalen Garten-Aufbau „Hilldegarden“ einen „grünen Deckmantel“, bei dem kein Beteiligungsprozess, sondern nur ein Mitgestaltungsprojekt für Teile der Außenbegrünung vorgesehen seien.

Bisher gebe es weder ein Verkehrs- noch ein Lärmkonzept, so Jakob weiter. Auch der Quartiersbeirat Karolinenviertel hat bezüglich Erbpacht und Beteiligung bereits mehrere Beschlüsse gefasst. Die Kritikpunkte des Beirats finden sich auch in der Resolution wieder: Die beauftragte Projektagentur „Interpol“ missbrauche das „verständliche Bedürfnis vieler Menschen nach mehr Grün in der Stadt, um damit Geschäftsinteressen des Erbpachtnehmers Thomas Matzen politisch durchzusetzen“, heißt es dort. Die Kulturbehörde will den bestehen Erbpachtvertrag mit Unternehmer Matzen ohne die üblichen Pachtzahlungen verlängern. Damit würde der Senat auch das Projekt „Hilldegarden“ ermöglichen.

Ginge es nach dem Willen der Stadtteilaktivisten, könnte das Flachdach des Bunkers, auch ohne es aufzustocken, begrünt werden. Aus dem Gelände rund um den Bunker bis hin zur Alten Rindermarkthalle könne ein öffentlicher Stadtteilgarten für St. Pauli entstehen. Eine solche Entwicklung würde es zusätzlich ermöglichen, eine würdige Gedenkstätte auf oder am Bunker schaffen, der unter dem Nazi-Regime mit Zwangsarbeit errichtet worden war.

Auf dem Bunker in der Feldstraße soll nach der Vorstellung des Designers Tobias Boeing und des Architekten Tim Schierwarter ein riesiger Garten entstehen.

Der 60 Meter hohe "Hilldegarden" auf dem Bunker soll über eine 300 Meter lange Rampe erreichbar sein.

Ein öffentlicher Park soll ein Teil des pyramidenförmigen Aufbaus sein, der insgesamt 5.800 Quadratmeter umfasst.

Auch ein Kultursaal mit 1.000 Plätzen, ein Amphitheater, ein Musikclub, ein Künstler-Gästehaus mit 100 Zimmern, eine Studiofläche und Gastronomiebetriebe sollen Platz finden.

Eine kostenlose Nutzung des Dachgartens will Eigentümer Thomas Matzen durch kostenpflichtige Veranstaltungen im Bunker finanzieren.

Die Stadtteilaktivisten fordern die Stadt auf, den Erbpachtvertrag umgehend aufzulösen und aus dem Bunker ein selbstverwaltetes Kulturprojekt zu machen. Um Transparenz über den aktuellen Planungsstand zu schaffen, sollten in ihren Augen Baupläne und realistische Darstellungen des Dachgartens veröffentlicht werden. Die Aktivisten sind gegen den Aufbau auf dem denkmalgeschützten Bunker und stattdessen für eine offene, am Gemeinwohl orientierte Planung zu ermöglichen.

Aus einer Kleinen Anfrage der Linken geht hervor, dass das Bauvorhaben auf Senatsebene bereits weiter vorangetrieben wird. Eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der Finanzbehörde, dem Landesbetrieb Immobilienmanagement, der Kulturbehörde und des Bezirksamts befasst sich seit Dezember 2014 mit den Details der Planung und bereitet erste formaler Schritte vor. „Die Antworten des Senats sind nicht nur mangelhaft, sondern in Teilen auch falsch“, kritisiert Stadtteilaktivistin Jakob. So sei eine Vorstellung der Planung nicht für alle Bezirksfraktionen, sondern nur für SPD und Grüne erfolgt. Auch auf Landesebene bleibe es intransparent: Der Senat werde die Bürgerschaft zu gegebener Zeit mit dem Dachgarten befassen, heißt es in Senatsantwort – einen konkreten Zeitpunkt könne man dafür noch nicht nennen.

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