Christian Jakob zur Genossenschaft: Mit kühlem Kopf berichten

Es sind turbulente Zeiten, doch dank großer Unterstützung können wir noch durchatmen.

Christian Jakob, taz-Redakteur im Ressort Reportage und Recherche Bild: privat

Die taz Genossenschaft wird 25 Jahre alt. Zu diesem Anlass haben wir 5 RedakteurInnen gebeten über die Bedeutung der Genossenschaft für ihren Arbeitsalltag zu schreiben.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

jedes Jahr im Herbst versammeln sich die MitarbeiterInnen der taz. Dann stellt die Geschäftsführung die neuen Zahlen vor: Die Entwicklung der Abos, der Kosten und Umsätze. Rosig waren die noch nie. In den letzten Jahren aber kommt zum Blick auf die eigene Bilanz immer öfter auch der unruhige Blick zur Seite, auf die anderen Medien.

Die Druckauflagen fallen, kein Verlag weiß, wie er im Internet genug Einnahmen erzielt. Die Menschen lesen insgesamt zwar immer mehr, zahlen dafür jedoch immer weniger. Jedes Jahr gibt es am Ende dieser Vorstellung aber auch eine Zahl, die die tazlerInnen wieder beruhigt: die Entwicklung unserer Genossenschaft. Über 16.200 Menschen zählen heute dazu.

Auch der Blick auf die Welt sorgt heute viele. Zur Bundestagswahl 2017 startete die taz schon jetzt eine große Deutschlandtour mit lokalen Debattenveranstaltungen. Sie heißt „taz.meinland“. Als der zuständige Kollege das Projekt im Sommer der Redaktion vorstellte, hatte es noch keinen Namen. So sagte er: „Es geht um die große Nervosität.“ Und alle wussten, was gemeint war.

Die Folgen der US-Wahl sind noch gar nicht absehbar, die EU ist in Gefahr, der Syrienkrieg bedroht nicht nur den Nahen Osten, das Verhältnis zu Russland verdüstert sich, die Krise um die Flüchtenden ist ungelöst. Es sind RechtspopulistInnen wie Trump, Le Pen, Orbán oder die AfD, die von diesen Umständen profitieren. Sie benutzen und verstärken die Unruhe, die viele befällt. Sie schüren Misstrauen und Hass, nicht nur gegen Fremde, Parteien, Staat und Politiker, sondern auch gegen die vermeintlich mit ihnen verbündete Presse. Dagegen halten sie Nationalismus und gern auch heiß laufende „alternative“ Medien, die angeblich unterdrückte Wahrheiten verbreiten sollen.

Wir sagen: Unabhängige Medien zeichnet nicht aus, dass sie überall Verschwörungen wittern, sondern dass sie frei, kritisch und mit kühlem Kopf berichten. Wie die taz. Für sie ist das Eintreten für eine offene Gesellschaft ebenso eine Grundkonstante wie ihre Unabhängigkeit. Denn sie gehört ihren LeserInnen. Das schafft Sicherheit, die uns, die MitarbeiterInnen, jedes Jahr aufs Neue beruhigt. Vor allem aber gibt es uns die journalistische Freiheit, die wir brauchen – und deren Ergebnis wir Ihnen anbieten.

Mit einer starken Genossenschaft im Rücken können wir unsere Antwort auf die Unruhe in diesen Zeiten geben: auf das schauen, was geschieht. Schreiben, was wir darüber denken. So genau wie möglich. Und ohne nervös zu werden. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Wir würden uns freuen, wenn auch Sie Mitglied der Genossenschaft werden.

Christian Jakob, taz-Redakteur im Ressort Reportage/Recherche