Chefredakteur verlässt die „Welt“-Gruppe: Update zu Upday

Jan-Eric Peters wechselt an die Spitze von Axel Springers neuer Allianz mit Samsung. Das verdeutlicht die Bedeutung der Kooperation.

Jan-Eric Peters in der Welt-Redaktion

Seine Tage als Papier-Blattmacher sind bald gezählt: Jan-Eric Peters (rechts). Foto: Foto: Axel Springer

BERLIN taz | Um kurz vor 10 Uhr am Donnerstag verschickte WeltN24-Chefredakteur Jan-Eric Peters eine Mail im Haus: Alle Kolleginnen und Kollegen seien eingeladen, doch bitte zur großen Konferenz zu kommen. Es gebe Neuigkeiten.

Und die gab es dann tatsächlich: Peters hört zum Jahresende als oberster Redaktionsleiter von Springers sogenannter Blauer Gruppe auf, seinen Posten übernimmt – zumindest kommissarisch – der frühere Spiegel-Chef Stefan Aust, der bislang Herausgeber bei WeltN24 ist.

„Der beste Chefredakteur, den die Welt je hatte“, verlässt also die Print-Online-Fernsehredaktion WeltN24 (u. a. Die Welt, Welt am Sonntag, N24). Den schmeichelhaften Titel hat ihm Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner verliehen, als er Donnerstag früh die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über den Abschied informierte. Und Döpfner muss es wissen: Er hatte sich Ende der 90er selbst zwei Jahre auf dem Chefposten der Welt versucht, ehe er in den Vorstand der Axel Springer AG aufstieg.

Peters, der von 2002 bis 2006 und dann erneut ab 2010 Chefredakteur der verschiedenen Welt-Titel war, bleibt allerdings bei Springer. Der 50-Jährige wird ab 2016 Springers neuestes Großprojekt redaktionell leiten: die Nachrichten-Plattform Upday, ein Zusammenschluss mit Samsung. Erst am Dienstag hatten die beiden Unternehmen die Kooperation bekannt gegeben.

Ein viel größeres Ding als bisher gedacht

Sollte Döpfner tatsächlich so große Stücke auf Peters halten, wird mit dieser Personalie eines deutlich: Die Springer-Samsung-Zusammenarbeit, die Döpfner laut Mitarbeitern „einen der wichtigsten Deals der Unternehmensgeschichte“ nannte, an dem das deutsche Medienhaus und der Gerätehersteller aus Südkorea ein Jahr lang gebastelt hätten, ist und wird wohl ein viel größeres Ding, als es selbst die meisten Springer-MitarbeiterInnen bisher dachten. Das Silicon-Valley-Mantra „Think Big“ scheint endgültig auch bei Springer Einzug zu halten.

In der App Upday sollen News von allen möglichen Quellen zusammengeführt und kuratiert werden. Die Auswahl soll sich möglichst den Interessen des jeweiligen Nutzers anpassen. Was er oder sie zu sehen bekommt, soll sowohl redaktionell als auch durch einen Algorithmus entschieden werden.

In Deutschland und Polen steht seit Donnerstag eine erste Vorabversion zum Download für Samsungs Galaxy-Smartphones bereit. Der reguläre Start ist für das Frühjahr 2016 geplant und wird sich wohl nicht nur auf die beiden Länder beschränken. Weitere gemeinsam entwickelte Digitalprodukte werden folgen, schließlich sei der Kern der Partnerschaft „die Entwicklung neuer digitaler Medienformate für Nutzer in Europa“.

Springer wird also noch internationaler, als es durch seine diversen Beteiligungen und das Politmagazin-Joint-Venture Politico Europe eh schon ist. Schnell wachsen oder schnell sterben – auch das erinnert stark an die Strategien aus dem Silicon Valley.

Und noch ein Schwergewicht

Zum großen Denken passt zudem, dass über Peters, der bei Upday die Titel Chief Product Officer (CPO) und stellvertretender Chief Executive Officer (CEO) tragen wird, ein weiteres Springer-Schwergewicht die neue Allianz leiten wird: Peter Würtenberger, einst mit Bild-Chefredakteur Kai Diekmann auf Studienreise im Silicon Valley, dann Chefvermarkter bei Springer und zuletzt für die Fahndung nach möglichen Beteiligungen in den USA zuständig, wird CEO von Upday. „Da brauchen wir die Besten“, soll Döpfner bei der morgendlichen Versammlung gesagt haben. Und mit Peters und Würtenberger übernähmen „zwei echte digitale Innovatoren die übergreifende Leitung von Upday“, jubilierte der Vorstandsboss in einer Pressemitteilung des Unternehmens.

Und mit Stefan Aust übernimmt bei der Welt ein altes Fernseh- und Printschlachtross. Der Spiegel-TV-Gründer, frühere Spiegel-Chefredakteur, N24-Mitbesitzer und durch den Zusammenschluss von Welt und N24 bei Springer gelandete 69-Jährige wird die WeltN24-Gruppe vorübergehend leiten. Er solle dafür sorgen, dass eine „geordnete Nachfolgersuche“ gelinge, wie es den Mitarbeitern verkündet wurde.

Sollte ausschließlich intern gesucht werden, dürfte man schnell beim langjährigen stellvertretenden Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt landen. Allerdings hätten die Springer-Bosse ihn dann auch gleich zum neuen Chef küren können. Im Haus an der Ecke Rudi-Dutschke-/Axel-Springer-Straße kursiert derweil der Name des früheren Bild-Politikchefs und Kurzzeit-Ressortleiters beim Spiegel, Nikolaus Blome. Außerdem wird auch Stefan Aust zugetraut, länger auf seinem neuen Posten sitzen zu bleiben.

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