Charity Walks auf Jersey: Wandern für den guten Zweck

Jerseys größte Charity-Veranstaltung jährt sich zum 26. Mal. Fast die ganze Insel läuft mit. Das führt zu gravierenden Fehleinschätzungen.

Leuchtturm in größerer Entfernung auf Felsen im Meer. Schiff fährt vorbei.

Der alte Leuchtturm La Corbière auf Jersey. Foto: Foto: imago/Joana Kruse

Jersey, Kanalinsel zwischen den Gezeiten. Diese lassen sich hervorragend vom Kap La Corbière an der Südwestspitze beobachten. Vom 1873 auf einem vorgelagerten Felsen erbauten Bilderbuch-Leuchtturm, zu dem bei Ebbe ein aus dem Felsen gehauener Weg hinaufführt, kann man die höchsten Wasserunterschiede in Europa beobachten. Jersey liegt im Ärmelkanal in der Bucht von Saint-Malo, rund 150 km vor Großbritannien und etwa 25 km vor der Westküste der nordfranzösischen Halbinsel Cotentin. Kein Wunder, dass die Normannen in den Bauwerken und der Sprache ihre Spuren hinterlassen haben: Auf Jersey wird neben Englisch heute noch Französisch mit normannischem Dialekt gesprochen.

Unter kulinarischen Gesichtspunkten waren die Invasionen der Franzosen durchaus fruchtbar: Sie förderten gutes Essen wie fangfrischen Hummer, Austern und Krabbenpastete neben britischem Roastbeef. Gepriesen wird auch die frische Sahne Jerseys wegen ihres hohen Fettgehalts. Kein Insulaner möchte auf die heimische Clotted Cream zum Schwarztee mit Scones verzichten.

Touristisch zahlt sich heute selbst die kriegerische Invasion der Deutschen aus. 1940 wurde die Insel kampflos den deutschen Truppen übergeben und von knapp einer halben Million Kubikmeter Stahlbeton überrollt. Die Katakomben nationalsozialistischen Wahnsinns, das während des Zweiten Weltkriegs angelegte Tunnelsystem, sind die meistbesuchte Sehenswürdigkeit der Insel. Vor allem viele Deutsche staunen.

Steuer- und Wanderparadies

Jersey gilt als sonnigste der Kanalinseln. Sie ist politisch unabhängig, untersteht aber der britischen Krone. Dank des wärmenden Golfstroms blühen hier die wunderschönsten englischen Gärten. Vor allem aber ist Jersey ein Steuer- und Wanderparadies: Das erste bringt schicke Verwaltungshochhäuser in die Hauptstadt St. Heliers und eine betuchte Klientel, das zweite aktive Touristen und Bewohner.

Zum 26 Mal jährt sich dieses Jahr der Insellauf, Jerseys größte Charity-Veranstaltung. Eine Institution, bei der Jung und Alt, Dicke, Dünne, fast die ganze Insel, dabei sind. Das führt zu gravierenden Fehleinschätzungen. Denn es ist ein unerwartet harter Lauf, der kein Knie schont. Ein Auf und Ab und nicht enden wollende Treppenpfade entlang der Nordküste. Nur die Schönheit der Küstenlandschaft und die lockere Art der Teilnehmer, die jedes Schwächeln cool kommentieren, machen Mut.

Visit Jersey, Liberation Place, St. Helier, Tel.: 00 44 15 34 44 88 00, www.jersey.com/walking.

Es ist auch tröstlich, dass man jederzeit aussteigen und mit dem Liberty Bus von jedem Ort aus in die Hauptstadt zurückfahren kann. Der 77 km lange Lauf findet dieses Jahr am18. Juni statt. Im Mai und September, der besten Wanderzeit, gibt es kleinere Charity-Läufe sowie geführte Wanderwochen.

Weite Sandstrände, steile Klippenwanderwege, die Dünenlandschaft im Westen der Insel – am spektakulärsten jedoch sind die Wanderwege an der Nordküste. Mit Farn und Heidekraut bewachsene Klippen, kleine Buchten, winzige Häfen und immer wieder Gasthäuser. Wem dieses Auf und Ab zu hart ist, kann auf kulinarischen Wanderungen über Küstenpfade und durch Ackerland Jerseys Kühe, glückliche Hühner, die Austernproduktion oder einfach ein Gasthaus besuchen. Ein Ale, bitte!

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