CDU-Politikerin über East Side Gallery: „Am besten gar keine Bebauung“

Am besten wäre gar keine Bebauung des Mauerstreifens, sagt Monika Grütters, Vorsitzende des Bundestagskulturausschusses.

Der NDR Satiriker Tobias Schlegl (auf der Leiter) hat sich seine Meinung zur Mauer gebildet. Bild: dpa

taz: Frau Grütters, Hunderte Polizisten, Demonstrationen, weltweite Aufmerksamkeit – ist die ganze Aufregung um ein paar bunt bemalte Mauerplatten nicht übertrieben?

Monika Grütters: Nein, die ist überhaupt nicht übertrieben.

Warum nicht?

Ich finde es doch erstaunlich, dass 24 Jahre nach dem Mauerfall wieder die ganze Welt auf uns guckt – und einmal mehr wegen der Mauer. Das zeigt, dass die letzten Reste dieser Mauer nicht ohne Not zerstört werden dürfen

Was macht denn die East Side Gallery für Sie so besonders?

Dass sie ein Originalstück Mauer am authentischen Ort ist, das wegen seiner Länge eine ganz anderer Wirkung als andere Stücke hat. Und während die Gedenkstätte an der Bernauer Straße für Leid, Trennung und Tod durch die Mauer steht, symbolisiert die East Side Gallery deren Überwindung, weil Künstler sie sich angeeignet haben. Und das ist in seiner Form einzigartig.

Die 51-jährige ist Vizechefin der Berliner CDU. Seit 2005 ist Grütters Mitglied des Bundestages. Dort sitzt sie seit 2009 dem Ausschuss für Kultur und Medien vor.

Jetzt ist viel von Pietät die Rede und dass man dort, auf dem früheren Todesstreifen, nicht bauen sollte. Aber über laute Sommerpartys an gleicher Stelle hat sich keiner aufgeregt.

Ich glaube nicht, dass man den 28 Kilometer langen Mauerstreifen für jegliche Bebauung sperren kann. Und das nur auf die paar hundert Meter an dieser Stelle zu beschränken, geht auch nicht.

Was nun konkret diesen Ort angeht: Sind Sie da für oder gegen eine Bebauung?

Es geht ja um geltendes Recht. Da ist nun einmal in der Vergangenheit die Genehmigungssünde begangen worden, und da kann man dem Investor nicht vorwerfen, dass er sein Recht wahrnehmen möchte. Also muss es jetzt um einen Ausgleich berechtigter Interessen gehen.

Dieser Investor wäre angeblich zu einem Grundstückstausch bereit. Sollte sich das Land Berlin darauf einlassen?

Ich finde, wenn es eine Möglichkeit dazu gäbe, also ein adäquates Spreegrundstück da wäre, dann hielte ich das für die beste Lösung. Am besten wäre gar keine Bebauung. Denn eine Mauer, die immer löchriger wird, verliert als Denkmal ihre Botschaft.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und der Investor schieben sich nun gegenseitig die Schuld zu. Wer hat recht?

Ich glaube, dass im Moment Investorenschelte fehl am Platze ist. Es geht ja nicht darum, dass sich die eine oder andere Seite durchsetzt, sondern dass man zu einer gemeinsamen Lösung kommt. Bei der Gedenkstätte Bernauer Straße gab es vor Jahren eine vergleichbare Situation, und da haben wir das Baurecht verändern können.

Wowereit hatte die Angelegenheit zur Chefsache erklärt. Wird er diesem Anspruch gerecht?

Im Moment noch nicht. Aber ich hoffe, dass der Senat und der Investor jetzt konstruktiv aufeinander zugehen, im Interesse der East Side Gallery.

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