Bürofotos in der Sommerpause: Der Minister trinkt Früchtetee

In Berlin geht der Politikbetrieb nahe null. Das Bundespresseamt zeigt auf Facebook die verlassenen Ministerbüros.

Das leere Büro von Ministerin Johanna Wanka

Hier arbeitet sonst Bildungsministerin Johanna Wanka. Gerade urlaubt sie. Foto: Steffen Kugler/Bundesregierung

BERLIN taz | „Süß, die kleine Kanne mit Stövchen“, schreibt Heidi Schneider. Die Bundesregierung antwortet: „Der Minister trinkt gern Früchtetee.“ Für seine Facebook-Seite hat sich das Bundespresseamt in diesem Sommer etwas Besonderes ausgedacht. Während die Minister im Urlaub sind oder ihre Wahlkreise bereisen, zeigt man Fotos von deren leeren Büros. Manchen gefällt, was sie da sehen. Aber einigen auch gar nicht.

Das Prinzip ist stets dasselbe. Jede Bildserie zeigt den Blick des jeweiligen Regierungsmitglieds vom Schreibtisch aus. Außerdem Überblicksfotos vom Raum sowie ein paar Details.

Bei Außenminister Frank-Walter Steinmeier grüßt natürlich ein Globus aus der Ecke, während Willy Brandt gleich zweimal – als Grafik und als Plastik – den Raum inspiziert. Auf Landwirtschaftsminister Christian Schmidts Schreibtisch herrscht penible Ordnung, das Redaktionsteam verrät, dass er bei Besprechungen schon mal eine Rhabarberschorle trinkt. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriels Raum ist großflächig mit Gemälden dekoriert. Und Bildungsministerin Johanna Wankas Blick geht von ihrem – bis auf eine magentafarbene Sitzgruppe fast monochromen – Büro direkt Richtung Kanzleramt.

Was das denn soll, schmollen die Bürger in den Kommentarspalten. Ob die Bundesregierung auf ihrer Facebook-Seite keine politischen Inhalte zu bieten habe. Andere bemängeln, dass „da ja gar keiner arbeitet“ und fragen, warum auf Wankas Schreibtisch kein Computer steht. Wieder andere bitten nachdrücklich um Aufklärung darüber, was die ganze Fotoaktion kostet. Die Redaktion im Bundespresseamt bleibt höflich. Es wird mit freundlicher Ironie und Zwinker-Smileys gearbeitet. Die Frage nach den Kosten ignoriert man geflissentlich.

Mit den Fotos wolle man zeigen, antwortet ein Regierungssprecher auf taz-Anfrage, „wo die Ministerinnen und Minister arbeiten und was ihnen in ihrem Büro wichtig ist“. Man beabsichtige jedenfalls, die Serie über die Sommerzeit fortzusetzen. „Bei humorvollen oder bei weniger sachlichen Kommentaren gehört auf Facebook auch mal ein Augenzwinkern zum Dialog.“ Am 7. September beginnt wieder die Sitzungszeit. Bis dahin wird weitergezwinkert.

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